Geldern Aus für evangelisches Gemeindehaus

Geldern · Am Sonntag, 13. März, findet der letzte Gottesdienst im Haus An het Hagelkruys 63 in Kapellen statt. Das Gebäude wird Wohnhaus. Evangelische Gottesdienste werden demnächst in St. Bernardin gefeiert. Die Glocke zieht mit um.

Geldern: Aus für evangelisches Gemeindehaus
Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Es heißt Abschied nehmen. Das evangelische Gemeindehaus in Kapellen steht den Gläubigen nicht mehr zur Verfügung. Das Gebäude An het Hagelkruys 63 ist verkauft worden. "Schweren Herzens", wie Helmut Schwerdtfeger, Vorsitzender des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Sonsbeck, betont.

Mit rund 400 bis 500 Gläubigen ist Kapellen Teil der Sonsbecker Kirchengemeinde. Am Sonntag, 13. März, findet um 11 Uhr ein allerletzter Gottesdienst in Kapellens evangelischem Gemeindehaus statt. Dort wird noch einmal richtig groß gefeiert. "Der Wandel soll nicht so klammheimlich passieren. Auch die Leute der Ortschaft sollen von dem Gebäude Abschied nehmen können", sagt Schwerdtfeger.

Das Gebäude selbst bleibt aber erhalten. Acht Jahre lang hatte sich die Kirchengemeinde um den Verkauf bemüht. Im Jahr 2010 war das fast 2000 Quadratmeter große Grundstück mit 680 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche für 298.000 Euro angeboten worden. Grund für den Verkauf waren für die Sonsbecker Kirchengemeinde die großen Unterhaltskosten, die angesichts der tatsächlichen Nutzung in keinem Verhältnis mehr zu stehen schienen.

"Es gab ein ganz aktives Gemeindeleben", erinnert sich Schwerdtfeger an die Anfänge. Das war 1967, mit dem Bau des Hauses, und viele Jahre danach auch noch. Zum Schluss fand aber nur noch alle 14 Tage ein Gottesdienst für etwa 20 Gottesdienstbesucher statt, rechnet Schwerdtfeger vor. Die Gebäudestrukturanalyse aus dem vergangenen Jahr brachte es dann an den Tag. "Hier müsste richtig was gemacht werden", sagt der Vorsitzende des Presbyteriums und nennt als Zahl 400.000 Euro. Hinzu kommt, dass aktuell die Sonsbecker Kirche aufwendig saniert wird. Zuviel für die Kirchengemeinde.

Der Abschied vom Gemeindehaus in Kapellen kommt aber nicht überraschend. "Die große Trauer war vor acht Jahren", berichtet Schwerdtfeger über Reaktionen aus der Gemeinde. Bereits damals war klar, dass der Sparkurs das Gemeindehaus treffen wird. "Im Presbyterium haben wir beschlossen, nicht an den Menschen zu sparen, sondern an den Gebäuden", so hatte es Pfarrer Harry Itrich damals ausgedrückt.

Schwerdtfeger hat aber auch eine gute Nachricht. Das Gebäude ist an einen Privatmann verkauft worden, der es als Mehr-Generationen-Haus für sich nutzen will. "Wir hatten Sorge, dass das Gebäude abgebrochen werden muss", gibt Schwerdtfeger zu. "Die Abrissbirne ist schnell bestellt, aber dann ist wirklich alles vergessen", mahnt er. Doch es kommt anders. Das Haus bleibt. Sogar die aufwendig gearbeitete bunte Fensterfront bleibt erhalten, und auch der Kirchturm soll stehen bleiben.

Die Glocke, die Orgel und das Abendmahlgeschirr bekommen in der Kapelle von St. Bernadin eine neue Heimat. Immer am ersten Sonntag im Monat findet dort um 9.30 Uhr ein evangelischer Gottesdienst statt, am 3. April zum ersten Mal. "Es ist also kein Aus für das evangelische Leben in Kapellen", stellt Schwertfeger zufrieden fest. Für das evangelische Gemeindehaus findet am Sonntag, 13. März, allerdings der Schlussakt in seiner Funktion als Gotteshaus statt. Um das symbolisch sichtbar zu machen, wird dann die Bibel vom Altar genommen. Altartisch und Kreuz gehen nach Sonsbeck.

(RP)
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