Geldern Aus für den Pommesstand am Bahnhof

Geldern · Die Politik hat gesprochen: Der Frittenwagen muss weg. Die entscheidende Ausschuss-Sitzung war emotional. Betreiber Eric Mulders war mit vielen Unterstützern gekommen. "Linke"-Vertreter Norbert Hayduk warf sich für ihn ins Zeug.

 Eric Mulders an seinem Wagen. Im Hintergrund ist der im Umbau befindliche Bahnhof zu sehen.

Eric Mulders an seinem Wagen. Im Hintergrund ist der im Umbau befindliche Bahnhof zu sehen.

Foto: Markus van Offern

Die Politik war sich fast vollständig einig: Man will keine Imbiss-Stände als Dauereinrichtung auf städtischem Grund. Nicht am Bahnhof, nicht im Nierspark und sonstwo auch nicht. "Diese Entscheidung hat nichts mit der Person von Herrn Mulders zu tun, dem wir beruflich alles Gute wünschen", sagte Fred Backus (CDU). Es gehe nun mal ums Grundsätzliche.

Eric Mulders, der derzeit mit seinem Imbisswagen auf dem Bahnhofsvorplatz stationiert ist, hat bekanntlich dafür gekämpft, irgendwo rund um Bahnhof oder Nierspark bleiben zu dürfen, sei es mit einem Wagen oder auch einer Art "Imbiss-Container". Zur entscheidenden Sitzung des Hauptausschusses des Gelderner Stadtrates war er mit zahlreichen Unterstützern gekommen, die die Zuschauerreihen im Bürgerforum füllten.

Die machten sich mit verärgerten Kommentaren Luft - und applaudierten, wenn Norbert Hayduk (Die Linke) zu Wort kam. Der redete sich richtig in Rage. Er verwies auf Mulders' Einsatz und Eigeninitiative. Mit 55 Jahren habe er sich aufgemacht, "sich aus den Stricken und Fängen des Hartz-IV-Systems zu befreien", so Hayduk. Und nun werde er "institutionell diskriminiert", das sei "erbärmlich". Hayduk sah keine guten Gründe dafür, Mulders zukünftig Sondergenehmigungen zu verweigern oder Verkaufsstände generell abzulehnen. Für jeden seiner Wortbeiträge erntete er Beifall.

Karl-Heinz Lorenz (CDU) hielt dagegen: Es sei nicht sinnvoll, Ausnahmen zu machen. "Das bleibt keine Einzel-Entscheidung, da können Sie sicher sein", sagte er. "Wir werden eine Flut von Anträgen kriegen." Aber dann, so Lorenz polemisch, habe man ja auch genug Platz für die ganzen Verkaufsstände. Die könne man nämlich vor die leeren Ladenlokale setzen, die dann veröden würden.

Wieland Fischer (Grüne) plädierte dafür, Mulders' Unternehmen nicht nur als Imbiss zu sehen. Er habe inzwischen eine soziale Funktion: "Das ist ein Treffpunkt." Das müsse man irgendwie berücksichtigen. Hejo Eicker (SPD) wiederum befand, das einzig Irritierende sei die angebliche Zusage, die Mulders für einen neuen Standort bekommen haben will. Mulders beteuert nämlich, man habe ihm verwaltungsseitig noch im Jahr 2015 einen Platz in Aussicht gestellt.

Das war vor der Amtszeit des jetzigen Bürgermeisters Sven Kaiser. Dieser stellte klar: Ihm habe man versichert, dass es ein solches Versprechen nie gegeben habe.

Während Hayduk die politische Mehrheitsmeinung verurteilte und Wieland Fischer sie kritisch sah, gab es von Alexander Alberts (FDP) nur eine ergänzende Anregung. Er wollte, dass die Stadt sich verpflichtete, Mulders bei der Suche nach einem lukrativen Standort auf irgendeiner privaten Fläche zu helfen - also nicht auf städtischem Grund.

Das konnte er aber nicht durchsetzen, und bei Tim van Hees-Clanzett von der städtischen Wirtschaftsförderung löste die Idee mildes Entsetzen aus. Auch andere Unternehmer könnten dann so eine Hilfestellung erwarten - und da gehe es um "eine erhebliche Menge von Anträgen".

Eric Mulders muss nun Ende Juni weg von "seinem" Standplatz. Gestern sagte er, er müsse die Entscheidung erst einmal verdauen: "Das ist ein schwerer Schlag. Ich hätte doch ein bisschen mehr Toleranz von der Stadt Geldern erwartet."

Die finanzielle Lage seines kleinen Unternehmens ist prekär. Beim Amtsgericht Kleve läuft ein Insolvenzeröffnungsverfahren. Aber Mulders zeigt sich immer noch entschlossen: Er wolle nicht wieder in Hartz IV.

(RP)
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