Straelen Auf der Schmugglerroute in die Natur

Straelen · Ein "Schmugglerpfad" an der deutsch-niederländischen Grenze bei Straelen lockt Kinder zum Klettern und Verstecken. Die Erlebnisroute vermittelt dabei die spannende Geschichte beider Länder.

Eine Schmugglerin stand schon mal bereit. In einen Überwurf aus Sackleinen gehüllt, lungerte sie provokant ausgerechnet vorm Standbild eines uniformierten "Grenzaufsehers" aus alter Zeit. Während die offiziellen Gäste ihre Reden hielten, winkte sie herausfordernd den Kindern in der Zuhörerschar zu. Kurz darauf durften die Kleinen ein großes Tuch von der ebenso großen Info-Tafel ziehen, die den Start des neuen Erlebnis-Weges kennzeichnet. Jetzt ist der neue Schmugglerpfad im deutsch-niederländischen Grenzgebiet eröffnet - ein Parcours voller Spiel- und Klettergelegenheiten mit historischem Hintergrund.

Start ist - von deutscher Seite aus - hinterm Bauernhofcafé Jacobs am Grenzweg 35 in Straelen. Der für jeden kostenfrei zugängliche Weg schlängelt sich über 2,6 Kilometer auf beiden Seiten der Grenze. Er lockt mit Hindernissen und Stationen zum Kraxeln, Balancieren, Verstecken und Spielen, die aus Holzstämmen und Naturmaterialien errichtet sind. Da sind Gräben zu überqueren, Engstellen zu überwinden, ein Tipi aus Baumstämmen wird zum "Schmugglernest".

Für Kinder ein Abenteuer mit geschichtlichem Hintergrund, immerhin wurde im Grenzgebiet früher wirklich geschmuggelt. Butter oder Kaffee zum Beispiel, gerne auch schon mal komplettes Milchvieh. Dazu informieren Info-Tafeln.

Initiiert wurde das Projekt durch den niederländischen Verein "Stichting Veldense Volkscultuur" zusammen mit dem Naturverein "IVN Maasduinen". "Wir wollen, dass die Kinder in die Natur kommen", sagt Frank Heinemans, Vorsitzender von "Veldense Volkscultuur". Außerdem sollen sie erleben, was es mit der Grenze, den beiden Ländern und ihrer gemeinsamen Geschichte auf sich hat. "Unsere Kinder sollen verstehen: Das sind unsere Nachbarn."

Zwei Jahre Arbeit und 50.000 Euro wurden in die Realisation gesteckt. Deutlich schwerer als das Geld wiegt der Einsatz der etwa 50 Ehrenamtler, die alles in tausenden Arbeitsstunden gebaut, historische Informationen gesammelt, Kontakte geknüpft haben. Sie kämpften mit hartem Lehmboden, jedes Holzstück kam unbearbeitet aus der Natur. Und heute ist der Pfad Tüv-geprüft, darauf sind die Erbauer stolz.

Gepflegt wird der Pfad weiter durch IVN-Ehrenamtler. Die Grundstücke, auf denen er verläuft, gehören größtenteils den beiden Gaststätten vor Ort, "Jagersrust" auf niederländischer Seite und dem "Bauerncafé Jacobs". Dort können Wanderer für einen Euro auch Quiz-Bögen bekommen, auf denen Fragen und kleine Aufgaben für den Weg durch den Wald stehen.

Der Löwenanteil an der Finanzierung kam mit 25.000 Euro von der Euregio Rhein-Maas-Nord. Die Stadt Venlo gab 10.000 Euro. Insgesamt 7000 Euro brachten IVN und "Veldense Volkscultuur" selbst auf. Und durch 2500 Euro von der Sparkasse Straelen konnte das Vorhaben zum "europäischen Projekt" werden, so Heinemann. Die Stadt Straelen leistete organisatorische Hilfe.

Die Initiatoren hoffen, dass es über den Schmugglerpfad zu vielen deutsch-niederländischen Kontakten kommt - zum Beispiel zwischen Grundschulen oder Naturfreunden.

(RP)
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