Geldern Andrea Nahles unterstützt Hendricks

Geldern · Im Endspurt vor der Bundestagswahl kam gestern Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles nach Kleve, um Barbara Hendricks (SPD) zu unterstützen. Das Gespräch mit Bürgern wurde wegen starken Regens ins Café Heicks verlegt.

 Wie ist das mit dem neuen Betriebsrentengesetz? Und bleibt es bei der Rente mit 67? Das wollten Bürger von den Ministerinnen wissen.

Wie ist das mit dem neuen Betriebsrentengesetz? Und bleibt es bei der Rente mit 67? Das wollten Bürger von den Ministerinnen wissen.

Foto: markus van Offern

Das geplante Bad in der Menge (oder zumindest der gemütliche Plausch auf dem Sofa) wäre wohl zugunsten eines "Bads" im strömenden Regen ausgefallen. Deshalb verschoben die Organisatoren die Veranstaltung mit Andrea Nahles, die am Fischmarkt über die Bühne gehen sollte, kurzerhand ins nahe gelegene Café Heicks. Die Gäste, die dort gerade Kaffee tranken, rückten ein wenig zusammen und überließen der Bundesarbeitsministerin und der Bundesumweltministerin ein Eckchen im Trockenen. Barbara Hendricks, für den Kreis Kleve im Bundestag und Kabinettskollegin von Nahles, sprach ein paar Begrüßungsworte, dann hieß es "Feuer frei" für Fragen der Bürger.

Einige hatten sich vorbereitet, andere kamen spontan dazu. Aus Goch war ein Mann angereist, der, wie er augenzwinkernd gestand, eine Möglichkeit suchte, die Wahlkämpferin mal zu drücken. "Sie hat dafür gesorgt, dass ich nach 48 Jahren mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen konnte. Geschenkte Zeit - ich bin darüber so froh", sagte er. Ganz ähnliche Gefühle bewogen eine nicht mehr ganz junge Dame, der 47-Jährigen die Hand zu schütteln: "Ich freue mich jeden Tag über die Mütterrente. Von dem Geld, das ich jetzt jeden Monat bekomme, unternehme ich schöne Touren", erklärte sie. Dafür wolle sie einfach mal danken. Fairerweise gab Nahles allerdings zu, dass an dieser Regelung ihr Kabinettskollege Wolfgang Schäuble von der CDU auch mitgearbeitet habe.

Es waren nicht nur SPD- und Nahles-Fans, die sich in Kleves Mitte trafen. Auch eine AfD-Sympathisantin war mit einem großen Zettel gekommen, um den beiden Politikerinnen Fragen zu stellen. Unter anderem die, warum sie am vergangenen Wochenende gegen die AfD-Veranstaltung im Wunderland protestiert habe. Gegen eine demokratische Partei, wie sie meinte. Der Wortwechsel blieb knapp.

Zwischen diesen extremen Positionen - Kuschel-Drang und Anfeindung - spielte sich der Großteil des Austausches in eher neutraler Weise ab. "Ich möchte gerne wissen, ob Sie etwas dafür tun, dass die Sozialabgaben künftig wieder paritätisch aufgebracht werden", fragte ein Rentner und wurde gelobt, weil er sich für Themen einsetze, die ja eher die heute Jungen beträfen. In ein Pulverfass stieß jemand, der Nahles auf den jüngsten "Plusminus"-Beitrag ansprach; ob es richtig sei, dass Bürger durch das neue Betriebsrentengesetz künftig eher weniger in der Tasche haben als bisher? "Darauf hat mich meine Mutter heute morgen schon angesprochen, und ich habe ihr versichert, dass dieser Beitrag ganz wesentliche Dinge falsch dargestellt oder weggelassen hat. Wir werden darauf noch reagieren", versicherte Nahles.

Ein arabisch-stämmiger Klever, der in der Integrationshilfe tätig ist, kam insbesondere aus Freundschaft zu Barbara Hendricks, die er schon mehrmals in Berlin besucht habe. Ein anderer Mann wollte gerne mal die 47-Jährige sehen, der er zutraut, demnächst SPD-Vorsitzende zu werden - oder vielleicht gar eines Tages Bundeskanzlerin? Wieder ein anderer nutzte die Gelegenheit, Barbara Hendricks zu fragen, warum es vor einigen Wochen in Kleve so chemisch gestunken habe (wovon die Umweltministerin nichts wusste). Auch das Thema Diesel-Autos kam aufs Tapet. Aber selbst eine SPD-Ministerin war nicht bereit, die Hersteller alleine zur Schadensbehebung heranzuziehen. "Es geht um sehr viele Arbeitsplätze in Deutschland", sagte die Umweltministerin.

Ein Thema für viele: die Stabilisierung des Rentenniveaus. Da deutlich weniger junge Menschen im Café waren und das Gespräch suchten, übernahmen die Politikerinnen deren Perspektive und betonten, dass zur Generationengerechtigkeit ein ausgewogenes Verhältnis von Rentenbeiträgen und ausgezahlter Altersrente nötig sei. Viel Zustimmung gab es für Hendricks' Aussage, es sei nicht mehr auszuhalten, wie die Türkei sich verhalte. Dort Langzeiturlaub machen? "Ich nicht mehr", versicherte eine Seniorin.

(RP)
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