Geldern "Anderswelten" als Quelle der Fantasie

Geldern · Im Wasserturm am Gelderner Bahnhof sind ab heute rund 70 Arbeiten von Astrid Karuna Feuser zu sehen. Die Künstlerin aus Rees-Haldern transformiert ihre Träume zu Bildern. Zeichnungen und Ölgemälde auf vier Etagen.

 Astrid Karuna Feuser präsentiert rund 70 Arbeiten im Gelderner Wasserturm. Sie sind in den vergangenen fünf Jahren entstanden und zeigen oft Figuren mit mystischem Hintergrund.

Astrid Karuna Feuser präsentiert rund 70 Arbeiten im Gelderner Wasserturm. Sie sind in den vergangenen fünf Jahren entstanden und zeigen oft Figuren mit mystischem Hintergrund.

Foto: gerhard Seybert

Wenn sie träumt, hat Astrid Karuna Feuser viele Begegnungen. Eine brachte sie mit Naga Kanya zusammen, einer Schlangengöttin aus der hinduistischen Mythologie. "Sie hat persönliche Bedeutung für mich", sagt die Frau aus Rees-Haldern über die Figur aus Asien. Naga Kanya stehe für das, was man auch als "Wurmloch" bezeichnet, für eine schnelle Verbindung von einer in die andere Welt, mischt die 65-Jährige Mythologie, Wissenschaft und Science Fiction.

Fantastisch mutet vieles an in der Ausstellung "Anderswelten". So nennt der Kunstverein Gelderland die Präsentation von rund 70 Arbeiten Feusers im Wasserturm am Gelderner Bahnhof. Auf vier Etagen werden Zeichnungen, Collagen, Ölbilder und Mischtechniken präsentiert, die in den vergangenen fünf Jahren entstanden sind. "Anderswelten", das sind für die gebürtige Düsseldorferin die Welten, "in die sich jeder nachts hineinträumt". Und diese Anderswelten seien die Quelle ihrer Fantasie. Man könne die Fähigkeiten, sich an das Geträumte auch zu erinnern, entwickeln - durch Meditation etwa oder durch Bewusstseinstechniken wie Trance. Mit der Zeit bleibe immer mehr haften, erst Fetzen, dann Sequenzen, dann Wiederholungsträume. Wobei es nicht so ist, dass die Künstlerin das Erlebte unmittelbar nach dem Aufwachen zu Papier bringt.

In der ersten Etage des Turms stößt der Besucher auf eine Ansammlung von Tieren. "Das ist von der Hängekommission wohl bewusst so gewählt", vermutet die Künstlerin. Beate Schindler-Plange vom Kunstverein nickt: "Das ist der fantastische Zoo." Weniger aus dem Surrealen, sondern aus der realen Welt stammt das Eingangsbild im zweiten Stock: Mario Balotelli mit entblößtem Oberkörper und geballten Fäusten. Bei Fußballfans weckt das betrübliche Erinnerungen, denn das war jener italienische Stürmer, der die deutsche Elf im Halbfinale der EM 2012 aus dem Turnier schoss. Zu ihm gesellen sich beispielsweise "Schräge Vögel" und ein Punker mit Hyäne. Beide bilden eine Collage mit der Skyline von New York. Die Wolkenkratzer und andere Motive aus dieser Stadt finden sich auch auf anderen Bildern wieder. "New York ist für mich die Metropole an sich", begründet Astrid Karuna Feuser ihre Wahl. Selbst der indischen Schlangengöttin sind Ansichten der Millionenstadt zugeordnet.

Auf der dritten Etage begegnet der Betrachter Motiven von weiter unten: Pilze, Eulen, Katzen und Affen hängen dort. Ganz oben ist Platz für große Formate. "Ich male auch noch größere Bilder", erklärt die Künstlerin. Die hätten sich allerdings nicht in den Wasserturm transportieren lassen. So bleiben die bunten Rechtecke von den Dimensionen her dem Raum angepasst. Immer wieder kehrt eine dicke gelbe Figur im Schneidersitz wieder. "Sie symbolisiert die Erdmutter", erklärt die Malerin. Gelb sei die Erdfarbe. Dass eines der Antlitze schwarz ist, liegt daran, dass diesmal die indische und traditionell schwarze Gottheit Kali dargestellt ist.

Wer die mystischen Bewohner der "Anderswelten" an den Wänden betrachtet hat, wird sich kurz vor dem Verlassen des Turms noch Vitrinen im Erdgeschoss zuwenden können. Dort hat Astrid Karuna Feuser Künstlerbücher deponiert. Im "Stretch-Mondboot" zieht sich der Rumpf eines Schiffes von der ersten bis zur letzten Seite. Einige Gestalten von den zweidimensionalen Bildern stehen in Pop-Up-Büchern im wahrsten Sinne des Wortes auf. Und ein Schlangen-Leporello bringt es auf die stolze Länge von rund fünf Metern. Das wird auf Wunsch entfaltet. "Aber nur, wenn ich dabei bin", schränkt die Künstlerin ein. Zu fragil ist das, was sie da geschaffen hat.

(RP)
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