Straelen Altes Landschulheim steht wieder leer

Straelen · Einige Monate waren im Gebäude am Oberweg in Herongen Flüchtlinge untergebracht. Nutzung ist jetzt wieder Thema für die Straelener Politik. Nicht alles ist in der Immobilie möglich - und einiges ist nicht erwünscht.

 Blick auf das derzeit leerstehende Landschulheim. Die Politik wird wohl von Fall zu Fall entscheiden, was hier realisiert werden könnte.

Blick auf das derzeit leerstehende Landschulheim. Die Politik wird wohl von Fall zu Fall entscheiden, was hier realisiert werden könnte.

Foto: seybert

Einige Monate war Leben im alten Landschulheim in Herongen. Seit September 2015 nutzte die Bezirksregierung die Ex-Jugendfreizeitstätte, um Flüchtlinge dort unterzubringen. Bis die Notunterkunft zum März 2016 aufgegeben wurde, weil sie mit 100 Plätzen zu klein und zu teuer war. Seitdem herrscht in dem Gebäude wieder der Status, der seit Ende 2001 die meiste Zeit galt: Leerstand.

Und erneut fragen sich Straelener Politiker, wie die Immobilie, die seit 2009 einem Niederländer gehört und von diesem renoviert wurde, künftig genutzt werden könnte. An Interessenten mangelte es nicht. Das evangelische Jugendfürsorgewerk Lazarus wollte dort straffällig gewordene Kinder und Jugendliche resozialisieren oder nach der Haft betreuen. Die Kaiserswerther Diakonie wollte traumatisierte Kinder unterbringen. Investoren wollten einen Sauna-Club eröffnen. Für Unruhe unter den Herongern sorgten Überlegungen der Zeitarbeitsfirma Cova, die Herberge als Unterkunft für Arbeitskräfte herzurichten.

Das Plazet in den politischen Gremien fand keines der Vorhaben. Manches ist aber auch von vornherein ausgeschlossen, wie die Stadtverwaltung in einer Auflistung für eine Grundsatzdiskussion auflistete. Wohnnutzung zum Beispiel. Hier spricht zum einen der Lärm von der Autobahn 40 dagegen. Und: "Die Bezirksregierung Düsseldorf steht der erstmaligen Planung eines Wohngebiets de facto im Außenbereich nicht erst seit Beginn der Arbeiten am neuen Regionalplan ablehnend gegenüber, so dass dafür mit aller Wahrscheinlichkeit keine Genehmigung für eine Planung zu bekommen ist."

Bei der gewerblichen Nutzung hält die Stadt eine Nutzung als Büro- oder Verwaltungsgebäude für denkbar oder als Hotel oder Pension. "Die bisherigen Anfragen scheiterten stets an dem Anspruch, an diesem Standort nur ein höherklassiges Hotel zulassen zu wollen." Doch die Lage scheine dafür nicht geeignet. Produzierendes Gewerbe werde wohl am Veto der Bezirksregierung scheitern.

Noch nicht geäußert hat sich die Bezirksregierung zu Vergnügungsstätten wie dem schon mehrfach zur Rede stehenden Sauna-Club. Aus Sicht der Stadtverwaltung könnte eine Planänderung in Betracht gezogen werden. Gegenwärtig steht das Grundstück im Bebauungsplan als "Fläche für den Gemeinbedarf" und im Flächennutzungsplan als "Gemeinbedarfsfläche, Jugendheim/Jugendeinrichtung". Diese Spezifizierung wäre auch anzupassen, sollte das Gebäude kirchlichen oder sozialen Zwecken dienen. Auch gegen eine Kultureinrichtung sieht die Stadt eher keine Vorbehalte aus Düsseldorf.

Sie hält es allerdings für notwendig, dass sich der Rat klar positioniert, um künftig Anfragen in Sachen Oberweg eindeutig und zielführend einschätzen zu können. Doch das Finden einer einheitlichen Linie erwies sich in der jüngsten Sitzung des Fachausschusses als schwierig, wie Baudezernent Harald Purath auf Anfrage berichtete. Die SPD habe sich gegen jegliche Änderung ausgesprochen. Grüne und Freie Wähler waren dafür, alle rechtlich möglichen Nutzungen ohne Vorbehalte zuzulassen. Die CDU-Mehrheitsfraktion will eine Prioritätenliste mit Jugend und Sozialem ganz oben, gefolgt von Hotels oder ähnlichem und einem Sauna-Club ganz zuletzt.

Offen blieb, nach welchen Kriterien zu entscheiden wäre. Einstweilen soll, wenn Investoren Pläne vorlegen, von Fall zu Fall diskutiert werden. Purath: "Also wie bisher."

(RP)
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