Gelderland Als die Region "ordentlich geteilt" wurde

Gelderland · Neues Buch des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend beleuchtet die Zeit nach dem Wiener Kongress.

 Heinz Eickmans zeigt historische Karten. Im Hintergrund (v.l.) Frans Hermans, Heinz-Theo Peters (Sparkasse), Gerd Halmanns und Gerard Venner.

Heinz Eickmans zeigt historische Karten. Im Hintergrund (v.l.) Frans Hermans, Heinz-Theo Peters (Sparkasse), Gerd Halmanns und Gerard Venner.

Foto: G.S.

Die französische Armee war bei Waterloo vernichtend geschlagen, Napoleon auf St. Helena in Verbannung. In der österreichischen Hauptstadt wurde währenddessen die europäische Landkarte neu gezeichnet von den Diplomaten und Monarchen, die am Wiener Kongress teilnahmen. Dieses Ereignis von 1815 hatte auch Auswirkungen auf den Niederrhein.

Dieses Thema wurde im September 2015 behandelt während einer deutsch-niederländischen Tagung im Bürgerforum der Stadt Geldern. "Der nördliche Maas-Rhein-Raum nach dem Wiener Kongress" hieß die zweisprachige Veranstaltung. Die hat jetzt ihren Niederschlag gefunden in dem gleichnamigen Buch, das im Verlag des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend erschienen ist. Der 160-seitige Band versammelt sechs der sieben Vorträge der Tagung in der Sprache, in der sie damals gehalten wurden, mit einer Zusammenfassung in der jeweils anderen Sprache. Da geht es beispielsweise um das Gleichgewicht der Mächte in Europa, um die territorialen Veränderungen im Rhein-Maas-Raum durch den Wiener Kongress und um das Ende der "hiesigen Landes-Niederländischen Sprache". Am Beispiel der Bürgermeisterei Weeze wird gezeigt, wie aus niederrheinischen "Franzosen" "Preußen" wurden.

"Dieses Buch enthält manchen Aha-Effekt", meint Heinz Eickmans von der Niederrhein-Akademie, Herausgeber gemeinsam mit Gerd Halmanns, dem Vorsitzenden des Historischen Vereins, und Frans Hermans von der Venloer Gruppe im limburgischen Geschichtsverein KLGOG. Die Region sei nach 1815 "ordentlich in zwei Teile geteilt" worden. Von den mittelalterlichen Herzogtümern Geldern und Kleve befanden sich Teile fortan auf niederländischem, andere auf preußisch-deutschem Territorium. Wobei die Würfel mal so und mal so fielen, welches Dorf zu welchem Staatsgebiet gehörten. Manchmal wurde auch später noch getauscht.

Gut lässt sich das in dem umfassend bebilderten Buch an den vielen historischen Karten nachvollziehen, die zum Teil noch nie publiziert wurden. Eine zeigt zudem, dass die Sprachgrenzen auch Jahrzehnte nach dem Wiener Kongress nicht überall den Staatsgrenzen entsprachen.

Die neue Veröffentlichung ist das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit zwischen der Niederrhein-Akademie, dem limburgischen Geschichtsverein KLGOG und dem Historischen Verein für Geldern und Umgegend. Sowohl die Tagung als auch das Buch wurden von der Euregio Rhein-Waal und der Sparkasse Krefeld finanziell unterstützt. "Diese Zuschüsse erleichtern die Planung und helfen nicht zum ersten Mal bei solchen Büchern", merkte Halmanns dankbar an.

2000 Exemplare wurden gedruckt, wobei die meisten als Jahresgabe für die 1430 Mitglieder des Historischen Vereins und für die Niederrhein-Akademie reserviert sind. Die übrigen sind für 15 Euro im Buchhandel erhältlich.

(kla)
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