Geldern 40 Jahre Lebenshilfe - das wird gefeiert

Geldern · Von einer Initiative betroffener Familien hin zum Arbeitgeber und Begleiter vieler Menschen: Seit vier Jahrzehnten ist die Lebenshilfe nun für Klienten mit geistiger Behinderung da. Anlass für einen Rückblick und eine große Party.

 Am Wasserplatz im Niersforum ist am 8. Juli viel los. Gerhard Christ, Adelheid Ackermann und Günter Voß (v.l.) von der Lebenshilfe Gelderland.

Am Wasserplatz im Niersforum ist am 8. Juli viel los. Gerhard Christ, Adelheid Ackermann und Günter Voß (v.l.) von der Lebenshilfe Gelderland.

Foto: szf

Die erste Geschäftsstelle der Lebenshilfe Gelderland war das Wohnzimmer eines Vorstandsmitglieds. Das war 1977, im Gründungsjahr. "Der vorrangige Lebensraum für Menschen mit geistiger Behinderung waren seinerzeit noch die Psychiatrie oder Groß-Einrichtungen", blickt die heutige Vorstandsvorsitzende Adelheid Ackermann zurück. "Und jetzt gucken sie mal", sagt Ackermann, "wo wir hingekommen sind."

40 Jahre ist die Lebenshilfe Gelderland nun alt, ins Leben gerufen als Verein betroffener Familien. Es waren Eltern, die nur eines wollten: ihren besonderen Kindern eine gute Zukunft geben. Denn wer sollte sich kümmern, wenn sie mal nicht mehr da wären? Es gab kaum Perspektiven.

"In den Anfängen war es Pionierarbeit, ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Bedürfnisse und Interessen von Menschen mit Behinderung zu wecken. Das war ein Tabu-Thema", sagt Adelheid Ackermann. Und ein Stück weit, macht sie klar, gebe es auch heute noch Berührungsängste.

Aber es gibt auch vieles, was diese Grenzen einreißt. Da ist das gesellschaftliche Ziel der Inklusion. Und es gibt Wohn-Einrichtungen, Betreuungskonzepte, integrative Treffpunkte, Strukturen wie Fahrdienste oder Ferienfreizeiten: Heute sei das alles selbstverständlich, sagt Gerhard Christ, selbst Vater einer behinderten Tochter und einer der frühen Mitstreiter des Vereins. Vor vier Jahrzehnten aber, so Adelheid Ackermann, hätten die Eltern mit solchen Ideen Neuland betreten und Großes geleistet.

Die erste Institution der Lebenshilfe war die Frühförderstelle in Kevelaer, eröffnet im Jahr 1981. 1986 gründete sich die erste "Wohnfamilie" in Kevelaer, in der ein Ehepaar mit zehn bis zwölf erwachsenen Klienten wie in einer Familie lebte. Nach und nach kamen in den folgenden Jahren weitere Einrichtungen in Geldern und Weeze dazu, 1993 machte der erste integrative Lebenshilfe-Kindergarten auf. Weitere folgten später Schlag auf Schlag, zehn sind es inzwischen im gesamten Lebenshilfe-Beritt - ein wichtiges Standbein.

Hinzu kommen eine heilpädagogische Wohnstätte in Weeze, vier Wohnheime, der integrative Bluepoint-Freizeittreff in Geldern, betreutes Wohnen, Betreuungsdienste und Beratungsstellen. "Wir haben heute rund 20 Dependencen im Altkreis Geldern", berichtete der Geschäftsführer Günter Voß . "Mittlerweile reden wir mehr als 420 Mitarbeiter."

Das alles sei nur möglich gewesen durch den großen idealistischen Einsatz vieler Menschen. Über viele Jahre, lobt Adelheid Ackermann, sei das Ehrenamt die Säule der Lebenshilfe gewesen. Eltern engagierten sich mit Herzblut, es gab Unterstützer in der Bevölkerung und auch Spender, die handfeste finanzielle Hilfe leisteten. "Gerade diese Menschen haben großen Anteil daran, dass wir - vornehmlich in den Anfangsjahren - so wachsen konnten", sagt Günter Voß. "Davon möchten wir was zurückgeben."

Und zwar mit dem Familienfest am Samstag, 8. Juli, von 12 bis 18 Uhr am Wasserplatz. Jeder ist eingeladen, nicht nur aus Geldern, sondern aus der ganzen Region.

(RP)
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