Geldern "1984"-Adaption polarisiert Theaterfreunde

Geldern · Bei der Interpretation von George Orwells Meisterwerk verließen einige Zuschauer wegen der Inszenierung den Saal.

Die Theatersaison 2014/2015 des örtlichen Kulturrings der Stadt wurde am vergangenen Dienstagabend mit einem kontroversen Paukenschlag beendet. Nach, bis auf wenige Ausnahmen wie dem exzellenten Stück "The King's Speech", vor allem leichter Kost zum Zeitvertreib. Nicht so jedoch die Adaption des weltbekannten Romans "1984" von der Burghofbühne Dinslaken.

So sind sogar ein paar Leute während der Vorstellung aufgestanden und haben den Saal verlassen. Eine ältere Dame meinte: "Es passiert so viel Schlimmes auf der Welt, dass ich mir so etwas nicht an einem Theaterabend ansehen will, an dem ich nur unterhalten werden möchte." Dabei sollte der intensive Inhalt von "1984" aber eigentlich bekannt sein.

Was war es genau, dass viele Zuschauer verstörte und manch einen gar zum Gehen bewegte? Die Inszenierung von Mirko Schombert setzt auf ein fantastisches Bühnenbild von Kay Anthony, welches zwei Reihen von drei Kuben enthält. Das mittlere unten ist dabei freigehalten und liegt im Fokus. Neben dem ausgezeichneten Schauspiel der Darsteller arbeitet die von Nadja Blank erarbeitete Dramaturgie dabei in einer Foltersequenz, die beinahe das letzte Drittel einnimmt, mit kurzen, aber heftigen Stroboskop-Lichtern und markerschütternden Schreien von Lara Christine Schmidts Bühnenrolle. Dies war auch jener Moment, der für einige Wenige zu viel war und alle anderen an die Sitze fesselte: "Ich verstand erst den Sinn gar nicht, aber habe mir gesagt: 'Das stehe ich durch', eben genauso wie die Figuren. Ich wollte wissen, wie es weitergeht", sagte Ruth van Treek. Sie findet allerdings, "dass es besser gewesen wäre, wenn man uns als Zuschauer etwas auf das Kommende vorbereitet hätte".

Das war aber leider nicht möglich, denn das Stück selbst hatte erst am 20. März in Dinslaken Premiere. "Wir entscheiden immer schon im Vorfeld, welches Stück wir nehmen wollen", erklärte Rainer Niersmann vom Kulturring, der sich bewusst war, "dass dieses Stück nicht bei allen gleich gut ankommen würde". Im Endeffekt hat "1984" die Zuschauer somit vor allem eines: überrumpelt. Emotional mitgenommen und noch ganz voll von dem Gesehenen redeten die Besucher nach der Vorführung noch lange über das kurz zuvor Erlebte. Und genau das ist es, was den Abend so wertvoll gemacht hat. Das ohne Pause aufgeführte Stück war ein fulminanter Abschluss der aktuellen Theaterreihe, der mit Sicherheit alle Gäste noch lange weiter diskutieren lässt.

(cnk)
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