Geldern 164 Seiten erzählen von Ponts Kirche

Geldern · Johannes Schmitz und Goswin Linder sind die Autoren der Chronik zur Pfarrgemeinde St. Antonius. Fotos, Texte und Schreiben der Pfarrer halten das Geschehen aus mehr als 500 Jahren fest. Die ersten 50 Exemplare sind schon verkauft.

Die Wiedereröffnung ihrer Dorfkirche ist den Pontern noch präsent. Es ist erst wenige Tage her, dass die St.-Antonius-Kirche nach der Renovierung wieder ihre Türen öffnete und das Ereignis mit einem feierlichen Gottesdienst begangen wurde. "Überall werden Kirchen geschlossen, aber in Pont streichen wir sie neu an", zitiert Johannes Schmitz einen der Festredner.

Schmitz ist gemeinsam mit Goswin Linder Autor der Chronik der Pfarrgemeinde St. Antonius Pont. Für ihn ist es kein Wunder, dass gerade die Kirche aus der Archivgruppe heraus den Anfangspunkt einer Buchreihe setzt. "Sie hat immer im Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft gestanden", sagt Schmitz. Und eine Gruppe Geschichtsinteressierter hat sich zusammengefunden, um die Geschichte einmal ordentlich aufzuarbeiten und zu Papier zu bringen.

Der erste, der damit anfing, eine Chronik über die Pfarrgemeinde zu schreiben und alle wichtigen Ereignisse festzuhalten, war Pastor Josef Rentmeister. Das war allerdings ab 1939 der Fall. "Vor 1939 gab es nichts", sagt Schmitz. "Das kann doch nicht wahr sein", meinten Schmitz und seine geschichtsinteressierten Kollegen. Sie beließen es nicht dabei, sondern begaben sich auf die Suche nach Hinweisen. Und sie wurden fündig. Eine Quelle waren die "Beiträge zur Kirchen- und Schulgeschichte des Gelderlandes" von Karl Keller, Rolf Nagel und Peter Stenmans. Aus dem Jahr 1725 heißt es da, dass die Kinder in den Wintermonaten jeweils von 8 bis 11 und von 13 bis 16 Uhr Unterricht hatten. Zu den "Lerngegenständen" gehörten "1. Einstudieren, 2. Nachsehen, 3. Zum Teil Rechenkunst." Schmitz muss lachen. "Ich war ja auch Lehrer", sagt er.

Sicher ist, Kirche und Schule waren eng miteinander verquickt, denn Küster, Kapläne und auch Pastöre unterrichteten. Wie eng die Verbindung war, zeigte sich in Pont noch einmal 1963, als die Schule geschlossen wurde. "Die Kirche hat sich vehement eingesetzt, die Schule im Ort zu erhalten, aber leider ist das nicht gelungen", wirft Schmitz einen Blick zurück. Zeitungsberichte im Buch zeugen von dem Kampf der Kirche für den Verbleib einer Schule im Ort. Heute sind an der Stelle der Schule zwei Kindergärten.

Auf ihrer Suche durch die Jahrhunderte nach Spuren von Pfarrern und ihrem Wirken in Pont sind die Autoren auch auf manche kuriose Geschichte gestoßen. Zum Beispiel gab es einen Pfarrer in Hopsten, Johann Gerlacus de Tongeren, der in Pont eine Stiftung gründete. Zu finden ist ein Hinweis im Beitrag von Keller, Nagel und Stenmans. "Wir haben herausgefunden, dass er in Pont Verwandtschaft hatte", erklärt Schmitz. Mitautor Linder kniete sich tief in die Geschichte. Die Ponter Verwandtschaft plus das Geld aus der Stiftung hätten dem Hopstener Pfarrer einen schönen Lebensabend beschert. Allerdings kam der gute Mann nie in den Genuss der Stiftungsergebnisse, weil er früher starb als geplant. Die Stiftung habe allerdings dazu geführt, dass über viele Jahre Messen für den Mann aus Hopsten in Pont gelesen wurden. Das endete aber mit dem Kulturkampf.

Mit Johannes Söntgerath taucht noch einmal der Ort Hopsten in der Chronik auf. Söntgerath war von 1990 bis 1993 Pfarrverwalter in Pont und wurde dann nach Hopsten versetzt. "Seltsam, dass so ein kleines Örtchen im Münsterland wieder eine Rolle spielt", sagt Schmitz lachend. Aber solche Zusammenhänge findet eben nur derjenige, der sich die Arbeit macht und forscht.

Peter Hennesen war von 1996 bis 2007 der letzte Pfarrer in Pont. Das Buch endet mit der Fusion von St. Maria Magdalena. Aber es ist nicht so, dass die Ponter Historiker damit ihre Arbeit niedergelegt hätten. Das Gegenteil ist der Fall. "Jetzt ist die Chronik der Schule in Arbeit", sagt Schmitz. Das nächste große Projekt läuft also schon.

(RP)
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