Erkrath Schneider-Haus feiert Goldjubiläum

Erkrath · Ausstellungen über seinen Namensgeber und die eigene Entstehungsgeschichte gehören zum viertägigen Jubiläumsprogramms des Paul-Schneider-Hauses.

 Ursula Kuhleber, Pfarrer Lutz Martini und Norbert Goebel freuen sich auf das Jubiläum.

Ursula Kuhleber, Pfarrer Lutz Martini und Norbert Goebel freuen sich auf das Jubiläum.

Foto: Achim Blazy

50 Jahre hat das Paul-Schneider-Haus inzwischen "auf dem Buckel", doch in die Jahre gekommen scheint es - nach umfangreichen Sanierungsarbeiten - kaum. Architektonisch wirkt es mit seiner großen Fensterfront fast zeitlos. Konzeptionell schlägt es immer wieder neue Wege ein, so dass heute die Kinder- und Jugendarbeit vor Ort einen hohen Stellenwert hat: Die zum Haus gehörende Kindertageseinrichtung wurde Erkraths erstes zertifiziertes Familienzentrum und die Jugendarbeit umfasst Angebote für alle Altersgruppen: von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Ferienfreizeit.

Offiziell eingeweiht wurde das Paul-Schneider-Haus am 24. April 1966; der Kindergarten hatte bereits ein paar Wochen zuvor seine Türen geöffnet. Für die zahlenmäßig noch kleine evangelische Kirchengemeinde war es eine überaus mutige Entscheidung, in den 1960er Jahren ein derart großes Gemeindehaus zu bauen.

Doch die Entscheidung war richtig, denn angesichts des noch fehlenden Bürgerhauses übernahm das Paul-Schneider-Haus an der Schulstraße damals vielfältige Aufgaben: Als Veranstaltungshalle für alle Hochdahler hatte es nicht nur für die evangelische Gemeinde Bedeutung. "Das Paul-Schneider-Haus war für Hochdahl ein ganz wichtiges Gebäude", erinnert Norbert Goebel, Presbyter und Koordinator des Festtagsprogramms, an die Anfangsjahre, in denen hier sogar Musikgrößen wie der Tenor René Kollo auftraten.

Auch die Ökumene spielte im Paul-Schneider-Haus stets eine große Rolle. Bis vor wenigen Jahren wurden sogar katholische Messen in dem großen Mehrzweckraum gefeiert. "Dann hat das Erzbistum Köln plötzlich entschieden, dass der Raum nicht 'gottesdiensttauglich' sei", erzählt Pfarrer Lutz Martini. Für die katholischen Gemeindemitglieder aus der Nachbarschaft war das ein herber Verlust, müssen sie seither doch weitere Wege zu den katholischen Kirchen in Kauf nehmen.

Als Ersatz riefen katholische und evangelische Gemeinde anschließend den einmal im Monat freitags stattfindenden ökumenischen "Wochenausklang" im Paul-Schneider-Haus ins Leben. "Wir wollen damit deutlich machen", so Martini, "dass die katholische Gemeinde hier nach wie vor willkommen ist."

Auch bei den Aktionen zum Jubiläum sind selbstverständlich nicht nur die eigenen Gemeindemitglieder eingeladen. Gefeiert wird das 50-jährige Bestehen des Gemeindehauses von Donnerstag, 2. Juni, bis Sonntag, 5. Juni. Schwerpunkt ist dabei die Wanderausstellung "Der Prediger von Buchenwald", die das Leben Paul Schneiders auf 18 Infotafeln nachzeichnet.

Der 1897 geborene Pfarrer und Namensgeber des Hochdahler Gemeindehauses arbeitete im Hunsrück und wurde wegen kritischer Äußerungen und Aktionen sowie seiner Mitgliedschaft in der Bekennenden Kirche von den Nationalsozialisten verfolgt und 1939 schließlich im Konzentrationslager Buchenwald mit einer Todesspritze hingerichtet. Er hinterließ Frau und sechs Kinder. Die von der Paul-Schneider-Gesellschaft konzipierte Ausstellung wird am Donnerstag um 19 Uhr eröffnet und soll Interesse wecken, sich weiter mit Paul Schneider zu beschäftigen, und gleichzeitig ermutigen, sich den Lebens- und Glaubensfragen der heutigen Zeit zu stellen. Sie ist während der weiteren Jubiläums-Aktionen sowie anschließend bis zum 19. Juni samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet.

Ebenfalls gezeigt wird eine von der Gemeinde selbst erstellte Ausstellung, die rund 250 Fotos und Zeitungsartikel zur Entstehungsgeschichte des Paul-Schneider-Hauses zeigt. Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei.

(nm)
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