Erkrath Mauerfall: Erlebte Geschichtsstunde

Erkrath · Oberstufenklassen des Gymnasiums am Neandertal reisten 1990 nach Berlin.

 Schulleiter Hans Gruttmann, hier im Chemieraum, führte die Abiturienten von 1990 beim Wiedersehen durch die Schule.

Schulleiter Hans Gruttmann, hier im Chemieraum, führte die Abiturienten von 1990 beim Wiedersehen durch die Schule.

Foto: Achim Blazy

Den Mauerfall am 9. November 1989 haben die damaligen Oberstufenklassen des Gymnasiums am Neandertal in beeindruckender Erinnerung. An dieses Ereignis dachten sie jetzt in besonderer Weise bei ihrer Abi-Silberjubiläumsfeier im Gymnasium. Schulleiter Hans Gruttmann empfing die Abiturienten von 1990 mit ebenso viel Herzlichkeit wie der ehemalige Schulleiter Horst Busch und der damalige Geschichtslehrer Joachim Noak. Denn Lehrer und Schüler verbindet ein Geschichtsunterricht der besonderen Art, der in seiner Einmaligkeit deutsche Geschichte schrieb.

Am 9. November 1989 fuhren zwei Schulbusse voller Oberstufenschüler und vier Lehrer spontan nach Berlin, um den Mauerfall am eigenen Leib zu erfahren. Joachim Noak hat das 25-jährige Abi-Treffen jetzt zum Anlass genommen, alle ehemaligen Berlin-Fahrer des Erkrather Gymnasiums zu Erinnerungsberichten einzuladen. Der Physiker Dr. Hans-Jürgen Schmittke schrieb dazu aus Mountain View, Kalifornien: "Als die Frage kam, wer will nach Berlin mitfahren, gab es für mich kein Halten mehr. Wer will denn nicht Teil der Geschichte sein? ... Was dann folgte, war für mich ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis. Ein Erlebnis, das in Wirklichkeit aus vielen kleinen und zum Teil widersprüchlichen Anekdoten bestand.... Wir sind als Gruppe entlang der Mauer gewandert. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Menschen gesehen, die wie wild und dann auch noch glücklich auf eine Mauer eingehauen haben.... Es war wirklich aufregend zu sehen, was für eine destruktive und doch konstruktive Energie Menschen entfalten können, wenn man wirklich an etwas glaubt! Das war destruktiver Konstruktivismus oder konstruktiver Destruktivismus in reinster Form....".

Und die ehemalige Schülerin Anja Bongens geb. Grober schrieb: "Und dann waren wir wieder zurück von einer Fahrt, die Lehrer und Schulleiter unter hohen Risiken möglich gemacht hatten. Sie haben uns die Möglichkeit gegeben, an einem Ereignis teilzuhaben, welches eine unglaubliche Bedeutung hat, für jeden von uns eine andere. Dafür bin ich heute noch dankbar ...".

Dieser Dank gilt noch heute der mutigen Entscheidung des Schulleiters Busch, der die Schüler ohne behördliche Genehmigung fahren ließ, sowie den begleitenden Lehrern Rose Slotty, Ute Maas, Joachim Noak und Eckart Grober. Im Jahr 2018 begeht das Gymnasium am Neandertal sein 50-jähriges Bestehen. Da werden diese Ereignisse sicher wieder zur Sprache kommen.

(gund)
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