Erkrath Endlich im eigenen Atelier angekommen

Erkrath · Sigrid von Krüchten ist in Räume an der Hauptstraße gezogen. Vorher hat sie zuhause gearbeitet.

Ein großer asymmetrischer Holztisch beherrscht Sigrid von Krüchtens kleines Atelier. Auf das gute Stück ist sie sichtlich stolz: "Das ist ein historischer Kegeltisch", erklärt sie und erzählt, wie sie den Tisch in desaströsem Zustand bei einem Händler gefunden hat. Für die Arbeit der Hochdahler Künstlerin ist das ungewöhnliche Fundstück ideal: "Ich brauche viel Platz, denn ich arbeite meist mit sehr großen Formaten und viel Material." Im Herbst vergangenen Jahres ist von Krüchten in das Atelier an der Hauptstraße gezogen und hat sich inzwischen dort eingerichtet. Zuvor arbeitete die Malerin überwiegend in den eigenen vier Wänden. Jetzt aber sei es an der Zeit gewesen, einen Raum zu finden, in dem sie ihre Arbeitsmaterialien und Werke einfach liegenlassen kann.

Von Krüchten malt, seit sie denken kann. "Zum Leidwesen meiner Eltern habe ich schon als Kind alles bemalt, was mir in die Finger kam: auch Hefte und Bücher", erinnert sie sich. Aufgewachsen in einem Juristenhaushalt wurde ihre Kreativität eher gebremst als gefördert. Letztlich trat sie beruflich sogar in die Fußstapfen ihrer Eltern, wurde Juristin und war für verschiedene große Pharmaunternehmen tätig - und das mit Leidenschaft. Die andere Leidenschaft - die für die Kunst - schwelte jedoch ebenfalls stets in ihrem Herzen weiter.

Heimlich besuchte sie daher schon während des Jurastudiums die Werkkunstschule in Saarbrücken und lernte von der Pike auf das künstlerisch-handwerkliche Rüstzeug. Ständiger Begleiter wurde ein Skizzenblock, auf dem sie auch heute noch Situationen und Personen in schnellen Strichen festhält. Nicht selten dienen ihr diese Skizzen später als Grundlage für größere Arbeiten.

Über die Jahre probierte Sigrid von Krüchten die unterschiedlichsten Techniken aus - von der Zeichnung über Gouache-, Öl-, Acryl- und Aquarellmalerei sowie Radierungen und Monotypien bis zum experimentellen Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien wie Rost oder Wachs. Dabei entfernte sie sich immer mehr von ihren anfangs stark akademisch geprägten, gegenständlichen Porträts und Aktzeichnungen und entwickelte ihre eigenen, zum Teil abstrahierenden, zum Teil völlig abstrakten Stile.

Seit ihre Tochter aus dem Haus ist, nimmt die Malerei einen noch größeren Teil in von Krüchtens Leben ein. Dennoch versichert sie, dass sie weder zu "therapeutischen Zwecken, noch aus Langeweile malt", sagt sie schmunzelnd. Davon leben muss sie auch nicht. "Ich kann gut 'Nein' sagen", fügt sie hinzu und erzählt von manchen Auftragsarbeiten, die sie bewusst abgelehnt habe. "Ich male, weil es zu meinem Leben dazu gehört. Es macht mir Spaß und ich habe so viel im Kopf, das einfach raus muss." Sie arbeite rein nach dem Lustprinzip, sagt sie. Dennoch seien Verkäufe nicht völlig unwichtig, denn irgendwie wollen auch die Materialkosten finanziert werden.

Derzeit arbeitet Sigrid von Krüchten an einer Collagen-Serie, die sie aufwändig mit Wachs veredelt. Denn einfach macht sich die Künstlerin es sich selten: Gerne rührt sie sich reine Farbpigmente mit Hasenleim an oder lässt sich aus China Tuschesteine mitbringen, die sie mühsam zerreibt, bevor es ans Zeichnen geht.

Und wenn sie im Sommer draußen arbeiten kann, kommen auch schon mal Sand - zum Beispiel vom Rheinufer -, Bitumen, Schellack und andere Materialien Schicht für Schicht auf die Leinwand. Dann sind Geduld - und trockenes Wetter - gefragt.

(RP)
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