Erkrath Die Tongrube - ein Naturparadies mitten in Hochdahl

Erkrath · Die Tongrube Majewski steht seit 1992 unter Naturschutz, der Zutritt ist verboten. Eine Ausnahme gab es jetzt für eine Führung der SPD.

 Ralf Göddecke (Mitte) von der Unteren Landschaftsbehörde erläuterte die Geschichte und die regelmäßigen Pflegearbeiten.

Ralf Göddecke (Mitte) von der Unteren Landschaftsbehörde erläuterte die Geschichte und die regelmäßigen Pflegearbeiten.

Foto: dietrich janicki

Die Tongrube Majewski ist ein Kleinod im Herzen von Hochdahl, das die meisten Bürger gar nicht auf dem Schirm haben. "Das soll auch so sein" erklärt Dieter Becker, Ortsvorsitzender der SPD Alt-Erkrath. Das Gelände zwischen Schimmelbuschstraße und Hauptstraße steht seit 1992 endgültig unter Naturschutz. Es ist eingezäunt und der Zutritt ist für Normalsterbliche verboten. Eigentlich. Doch immer wieder schneiden Unbefugte Löcher in den Zaun, feiern Partys und hinterlassen Müll oder angeln illegal im Grubenteich.

Völlig legal konnte eine Handvoll Interessierter jetzt das Naturschutzgebiet erkunden, denn die SPD hatte zur Führung eingeladen. Dass sich die "Tür" der Tongrube Majewski öffnete, sei sein "ureigenstes Interesse" gewesen, gesteht Dieter Becker. Er habe das Areal schon immer einmal kennenlernen wollen. Das Interesse war so groß, dass man bereits in zwei Wochen einen zweiten Ortstermin angesetzt hat.

In der Tongrube wurde tatsächlich einmal, von 1900 bis in die 70er Jahre Ton und Tonschiefer abgebaut, erklärt Ralf Göddecke von der Unteren Landschaftsbehörde, der die Führung übernahm. In den 1980ern wurde das Areal einstweilig sichergestellt und eingezäunt.

Erst mit dem Biotopmanagementplan von 1992 wurde die Tongrube ein vollwertiges Naturschutzgebiet und weitgehend sich selbst überlassen. Heute leben dort Amphibien wie Bergmolch, Teichmolch, Erdkröte und Grasfrosch sowie einige Reptilien wie Blindschleiche, Ringelnatter und Waldeidechse. "Ganz besonders freuen wir uns, dass auch Zauneidechsen zugewandert sind" sagt Ralf Göddecke. Die Zauneidechse braucht viel Sonne und lehmigen Sand für die Eiablage. Sie haben wahrscheinlich die Bahntrasse als Verbindungsweg benutzt.

Früher bildeten der Bayer-Park und die Tongrube ein zusammenhängendes Biotop bis zum Neandertal. Dann wurde die Fuhlrottstraße angelegt und Wohnen und Gewerbe breiteten sich aus. Es wurden Amphibienleitwerke ("Krötentunnel") zum Bayer-Park hin angelegt, die aber inzwischen auch wieder marode sind.

Die Tongrube liefert mit ihrer ausgeprägten Topographie die ideale Kulisse für ein Reservat. Tief unten in der Grube liegt der große Teich, der für Insekten und Amphibien aus ganz Hochdahl wichtig für die Fortpflanzung ist. Am Nordufer breitet sich ein Plateau mit Sumpfflächen und Schilftümpeln aus. Hinter einer steilen Böschung liegt schließlich ein Hochplateau mit Gräsern, Brombeersträuchern und Holzhaufen. Einmal im Jahr werden die Büsche zurückgeschnitten und das Gras teilweise gemäht. "Bei warmem Wetter jagen die Eidechsen gerne an den Säumen zwischen kurzem und hohem Gras entlang" erzählt Ralf Göddecke.

Wichtig ist es allen Beteiligten, von Göddecke über Dieter Becker bis Wolfgang Sternberg vom NABU, dass die Bürger das Schutzgebiet respektierten. Zaunschneider und Eindringlinge seien ein großes Problem. Die Hochdahler können stolz auf diese außergewöhnliche Enklave mitten in der Stadt sein. Wer einmal hineinmöchte, möge sich an die offiziellen Führungen halten.

Zur Führung in zwei Wochen kann man sich bei der SPD unter der Telefonnummer 0211 253934 anmelden.

(tpp)
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