Bären-Apotheke in Erkrath Das Schicksal dieses Apotheken-Mitarbeiters bewegt Facebook-Nutzer

Erkrath · Ein Afghane will in Deutschland als Apotheker anerkannt werden, sieben Monate bereitet er sich auf die Prüfung vor, arbeitet bereits unter Aufsicht – doch kurz vor dem Test wird ihm die Praktikumserlaubnis entzogen. Auf Facebook reagieren Zehntausende entrüstet.

 In dieser Apotheke arbeitete Bahir Barna bis Ende Mai. Jetzt darf er nicht mehr.

In dieser Apotheke arbeitete Bahir Barna bis Ende Mai. Jetzt darf er nicht mehr.

Foto: Cordula Hupfer

Ein Afghane will in Deutschland als Apotheker anerkannt werden, sieben Monate bereitet er sich auf die Prüfung vor, arbeitet bereits unter Aufsicht — doch kurz vor dem Test wird ihm die Praktikumserlaubnis entzogen. Auf Facebook reagieren Zehntausende entrüstet.

"Ich musste meinen Frust einfach mal loswerden", sagt Wolfgang Wittig, Inhaber der Bären-Apotheke in Erkrath. Deswegen schrieb er am Freitag auf dem Weg ins Pfingstwochenende einen Facebook-Post.

Zehntausende teilten den Kommentar, viele kommentierten auch. Es ist eine von diesen Vorgängen, bei denen man sich an den Kopf fasst: Ein Mann, hochqualifiziert, aber Ausländer, möchte in Deutschland arbeiten. Jetzt fehlt offenbar ein Dokument — und der Traum könnte platzen.

Seit Juni darf Bahir Barna sein Praktikum in der Apotheke nicht mehr fortsetzen

Der Mann heißt Bahir Barna und kommt aus Afghanistan. Sieben Monate bereitet er sich laut Wittig schon darauf vor, in Deutschland als Apotheker anerkannt zu werden. Er hat in Kabul Pharmazie studiert. Eine Aufenthaltsgenehmigung und eine Arbeitserlaubnis für Deutschland hat er. Und bisher durfte er mit einer Sondergenehmigung auch in der Bären-Apotheke als Praktikant arbeiten — unter Aufsicht.

"Viele von Euch haben erlebt, wie Herr Barna in sehr gutem Deutsch fundiert zu allen Arzneimittelfragen beraten hat", schreibt Wittig auf Facebook. Eigentlich habe der Prüfung nichts mehr im Weg gestanden. Dann hätte Barna als Apotheker arbeiten dürfen. "Wenn wir es richtig verstehen, ist nun jedoch letzten Monat jemandem aufgefallen, dass ein notwendiges Dokument fehlt und eigentlich auch keine Arbeitserlaubnis hätte ausgestellt werden dürfen." Ergebnis: Seit 1. Juni darf Barna nicht mehr in der Bären-Apotheke arbeiten.

Hoffnung auf baldige Klarheit

Was Wittig besonders ärgert: Dass bisher gar nicht klar ist, wo das Problem liegt. Welches Dokument fehlt? Und warum ist das bisher keinem aufgefallen? Diese Fragen bleiben bislang unbeantwortet. "Eine Behörde in Berlin soll sich nun darum kümmern, dass das Dokument aus Kabul neu angefordert wird. Ob das wirklich funktioniert und wie lange das dauert, kann uns leider niemand sagen."

Fest steht: Barna darf derzeit nicht in der Apotheke arbeiten. Nun wollen die Kollegen gemeinsam mit ihm die Facebook-Kommentare sichten und schauen, ob dort jemand vielleicht Erfahrungen mit der Situation hat — oder eine gute Idee. Und Wittig hofft, dass sich bald jemand aus der Behörde meldet und sich die Situation klärt. "Manchmal geht so etwas ja schneller, wenn viele Menschen auf die Situation aufmerksam geworden sind."

Der Apotheker ist nun damit beschäftigt, die vielen Facebook-Kommentare zu lesen und eine stattliche Telefonliste, darunter einige Interview-Anfragen von diversen Medien, abzuarbeiten. Gemeinsam mit Bahir Barna will er überlegen, wie die große Aufmerksamkeit für dessen Weiterbeschäftigung in der Apotheke genutzt werden kann. "Es haben sich auch schon Bundestagsmitglieder bei mir gemeldet und ihre Hilfe angeboten", sagte Wittig auf RP-Anfrage.

Bahir Barna, der sich gestern noch einmal zur Beratung mit Wittig getroffen hat, betrachtet den großen Rummel um seine Geschichte allerdings mit gemischten Gefühlen. Er wolle auf keinen Fall gegen das System arbeiten und sorge sich, dass die ganze Aufmerksamkeit am Ende eher schaden als nützen könnte. "Herr Barna ist ein bescheidener, zurückhaltender Mensch. Wir hoffen, dass es bald eine Lösung gibt", sagt Wolfgang Wittig."

(hpaw)
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