Erkrath Anwohner lehnen Sozialzentrum ab

Erkrath · Alt-Hochdahl sei schon jetzt der am stärksten benachteiligte Stadtteil, hieß es in der Bürgerfragestunde im Rat.

 In diesem ehemaligen Bürokomplex an der Hildener Straße wird das Forum Sandheide entstehen. Einige Anwohner befürchten, dass damit die Attraktivität ihres Quartiers weiter sinken wird.

In diesem ehemaligen Bürokomplex an der Hildener Straße wird das Forum Sandheide entstehen. Einige Anwohner befürchten, dass damit die Attraktivität ihres Quartiers weiter sinken wird.

Foto: azbz

Das "Forum Erkrath", ehemals "Forum Sandheide", soll ein soziales Zentrum werden, das viele Angebote zu Integration und Teilhabe sowie Tafel und Kleiderkammer unter einem Dach vereint. Ursprünglich war es Teil des Projekts "Soziale Stadt Sandheide". Doch weil es in der Sandheide kein geeignetes Gebäude gab, soll es nun ab 2019 im ehemaligen Firmengebäude Hildener Straße 28 in Alt-Hochdahl entstehen. Statt bei der "Sozialen Stadt NRW" wurde es beim "Investitionspakt Soziale Integration im Quartier NRW 2017" zur Förderung angemeldet.

Nicht alle sind glücklich mit dieser Entscheidung. Anwohner und Einzelhändler aus Alt-Hochdahl befürchten negative Effekte für ihr Quartier, wenn das Forum Erkrath eröffnet wird. Anna-Maria Schlebusch, ehemalige Inhaberin des Bestattungshauses Schlebusch, brachte das Thema stellvertretend in der Einwohnerfragestunde des Rates zur Sprache. "Alt-Hochdahl ist schon jetzt der am meisten benachteiligte Stadtteil", so Schlebusch. Er werde von der Stadt vernachlässigt, überall sprieße Unkraut und es gebe nicht einmal Bänke, auf denen ältere Leute eine Pause machen können. Die Anwohner befürchteten, dass mit dem Forum Erkrath die Attraktivität des Quartiers weiter sinke.

Als Beispiel nannte Anna-Maria Schlebusch die Tafel. Als die Tafel noch am Neanderweg ihren Sitz hatte, sei sie oft auf dem Weg zum Friedhof dort vorbeigekommen. "Während die Frauen in der Schlange standen, saßen ihre Männer am Wegesrand und tranken Bier aus Dosen und Flaschen, die danach auf der Straße liegenblieben", so Schlebusch. Auch Lebensmittel seien einfach weggeworfen worden. Zur Verschmutzung kämen noch übervolle Parkplätze. "Das Forum Erkrath tut uns nicht gut", sagte Schlebusch. Man könne auch "sozial übertreiben", wenn man dafür 4,3 Millionen Euro ausgebe, auch wenn der größte Teil aus Fördermitteln komme.

Die Politiker im Stadtrat wiesen die Argumente mehrheitlich zurück. "Ich kann Ihren Unmut verstehen, aber den Inhalt kann ich überhaupt nicht teilen" sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Detlef Ehlert. Die Probleme am Neanderweg seien daher gekommen, dass das Gebäude unzulänglich gewesen sei. "Jetzt ist die Tafel in der Schmiedestraße und ich höre keinerlei Beschwerden", so Ehlert. BmU-Fraktionschef Bernhard Osterwind erklärte, ihn störe vor allem der Zeitpunkt der Beschwerde: "Wir haben ausgiebige Diskussionen in den Ausschüssen geführt, die Entscheidung ist längst gefallen". Außerdem komme es immer dann zu Verschmutzungen, wenn viele Menschen an einem Punkt zusammenkämen, das habe nichts mit der sozialen Schicht des Publikums zu tun. "Es werden die falschen Leute an den Pranger gestellt", so Osterwind.

Verständnis für die Anwohner gab es nur von der Union. "Wir haben das ganze Projekt von Anfang an mit Skepsis begleitet", sagte Fraktionschef Wolfgang Jöbges. Alle Angebote des Forums Erkrath halte man jetzt schon vor, eine Konzentration an einem Ort sei nicht optimal. Mit der Sozialen Stadt Sandheide habe der Standort in Alt-Hochdahl auch nicht mehr viel zu tun. "Es wurde einfach nur irgendein Gebäude gesucht und die Menschen wurden dabei nicht mitgenommen", so Jöbges. Doch die Fördermittel wurden längst bewilligt, das Projekt ist nicht mehr aufzuhalten. Das Forum Erkrath wird wohl noch lange die Bevölkerung spalten.

(tpp)
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