Mein Auslandsjahr: Anna Lesmeister Zwischen Theater und Hausaufgaben

Erkelenz · Anna Lesmeister erlebt als "Missionarin auf Zeit" in Zentralindien große Abwechslungen. Die Erkelenzerin hat mit jungen Mädchen in den vergangenen Wochen ein Weihnachtsmusical einstudiert und eine Krippe, in Form des Taj Mahals, gebaut.

Hausaufgaben kontrollieren und erklären, Lehrerin sein, Streit schlichten, Sanitäterin, Musicalchorleiterin und Helferlein in allen Situationen. So in etwa könnte meine derzeitige Jobbeschreibung lauten. Was du nicht kannst, lernst du eben, wurde mir gleich am Anfang optimistisch mitgeteilt und tatsächlich fällt mir alles, nachdem ich mehr oder weniger angelernt wurde, einigermaßen leicht.

Hausaufgaben kontrollieren, ist dabei eine meiner leichteren Aufgaben. Oftmals muss ich meine Erklärungen mit Zeichnungen und einigen Hindiworten unterstützen, damit die Jüngeren, die noch nicht so gut Englisch sprechen, alles verstehen, zumal viele die Antworten stur auswendig lernen, jedoch nichts von dem eigentlichen Sinn hängenbleibt.

Meine Tätigkeit als ungelernte Lehrerin beschränkt sich auf die Kandidatinnen der Schwestern, die Mädchen sind zwischen 15 und 17 Jahre alt, kommen aus ganz Indien und haben verschiedene Sprachkenntnisse und Abschlüsse an meist eher schlechteren Schulen, weshalb wir viel an der englischen Aussprache und an deren Vokabelschatz arbeiten. Den Tag über bin ich immer da, um Konflikte zu vermeiden.

Da das bei über 60 Mädchen jedoch fast unmöglich ist, habe ich auch die Rolle der Streitschlichterin übernommen, was Zeit in Anspruch nimmt, aber meist den Aufwand wert ist, um den Frieden wiederherzustellen. Auf Abruf bin ich auch als Sanitäterin unterwegs, um hier mal ein Pflaster aufzukleben oder dort eine Salbe aufzutragen beziehungsweise die tägliche Einnahme von Medikamenten zu überwachen.

Meistens hat jedoch das Trösten den größten Anteil. Mein liebster Job in dem letzten Monat war jedoch der Chor, den ich zusammen mit einer Schwester für das weihnachtliche Schulmusical "Love Changes Everything" unterrichtet habe.

Zugegeben, die Hälfte der Lieder war auf Hindi und ich musste diese selbst erst einmal lernen, aber über die zweieinhalb Wochen voller täglichen Proben haben wir beide, der Chor und ich, es geschafft zu überzeugen. Es war eine tolle Erfahrung, auch mal auf der anderen Seite zu stehen, einen Chor zu formen und die Verbesserungen täglich sehen zu können. Aber auch zu helfen bei allem, was ansteht, macht mir viel Spaß, wie zum Beispiel der Bau unserer Krippe für Weihnachten.

Wir haben gute drei Wochen daran gearbeitet, um ein rund zweieinhalb Meter hohes Abbild des Taj Mahals aus Bambus und getrocknetem Gras zu bauen, komplett mit Landschaft drumherum, viel Lametta, Luftballons und blinkender Beleuchtung. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt, aus Schlamm wurden Figuren geformt und getrocknet, Weizensamen wurden gestreut und wuchsen in Sternformen rundum die Krippe herum. Die vielen Vorbereitungen für Weihnachten wurden dann mit einem wunderschönen Fest, voller Tanz und Musik gekrönt.

(RP)
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