Erkelenz/Ratheim Zwei Jansens im Griff der jecken Weiber

Erkelenz/Ratheim · Beide haben denselben Nachnamen, und beide kamen gestern arg in die Klemme: Die Bürgermeister von Erkelenz und Hückelhoven, Peter und Bernd Jansen, mussten sich der Übermacht der Narren geschlagen geben.

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Zwei Jansens im Griff der jecken Weiber

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Die Enten auf dem Erkelenzer Markt hatten gestern gut lachen, denn sie fühlen sich naturgemäß sauwohl im nassen Element. "Enten sind auf dem Wasser, schwimmen im Wasser, brauchen das Wasser", hieß es denn auch zur Begrüßung der zweibeinigen Entenschar, als die sich die Erkelenzer Verwaltungsspitze und etliche Ratsmitglieder ausstaffiert hatten. Doch bevor deren prächtig wattierte Bürzel beim Ententanz munter wippten, hatten Ober-Erpel Bürgermeister Peter Jansen und sein Enten-Gefolge das Ritual der Möhneleut-Frauen, die traditionell am Altweibertag das Sagen haben, über sich ergehen zu lassen.

Der Rammbock, den sechs Möhneleut-Frauen im Tross der EKG-Traditionsgarden samt Reitercorps Gerichhausen und Prinzenpaar Michael I. und Ute T. anschleppten, schien dem sich im Alten Rathaus verschanzt haltenden Entenvolk wohl so furchteinflößend, dass sich die Tür fast von selbst öffnete. Leit-Erpel Peter samt quietschgelbem Gefolge ließen sich widerstandslos von den jecken Weibern aufs Bühnenpodium abführen. Uschi Skibba und Isa Büschgens von den Möhneleut, die vorher demonstrativ die Machtübernahme der Weiber angekündigt hatten, ließen dann schließlich doch Gnade vor Recht walten und verlangten - na, was schon? - den Ententanz von der gelben Sippe. Die nahm diese "Herausforderung" mit sichtlicher Erleichterung an. "Rat tanzt" hieß das Kommando, und viele Entenbürzel setzten sich in Bewegung. "Aufgabe erfüllt" konstatierte Uschi Skibba danach und billigte den Erpeln sogar die erste Rakete des Tages zu.

Erstaunt und voll des Lobes über die - nach verhaltenem Beginn - doch noch recht vielen wasserresistenten Jecken vor der Bühne zeigten sich auch der frisch gekürte "Ehrenminister" Helmut Jopen, der zu Beginn die Jecken aus ihren Mauselöchern am Markt zur Bühne gelockt hatte, sowie Sänger Markus Forg und die Mannen der Bands "Hätzblatt" und "Kölsch un Joot", die bestens fürs Warmschunkeln sorgten, bevor zwölf wackere Möhnen um den Schönheitstitel wetteiferten. Andrea, Sibylle und Monika machten das Rennen unter den gestrengen Juryaugen des Prinzenpaares Michael und Ute.

Szenenwechsel nach Ratheim: Auch hier ging es gestern um einen Jansen, den Bernd. Für Hückelhovens Bürgermeister brechen magere Zeiten an. Bis Aschermittwoch bleibt der Verwaltungschef nach dem Willen der Ratheimer Jecken noch im Alten Rathaus eingesperrt.

Immerhin: Verhungern und verdursten muss der Erste Bürger der Stadt in seiner machtlosen Phase nicht. Dagmar Fister, Sitzungspräsidentin der Ratheimer KG All onger eene Hoot, sorgte dafür, dass die Mitglieder der grün-weißen Gesellschaft einen Korb an einem Seil in den ersten Stock des altehrwürdigen Gebäudes beförderten. Proviant für den entmachteten Bürgermeister: eine Flasche Wasser, ein Apfel, eine Banane.

"Teile es dir gut ein. Das muss reichen", erklärte Dagmar Fister. Warum die Ratheimer Karnevalisten zurzeit nicht so gut auf Jansen zu sprechen sind? Weil er sein Versprechen, einen Tag mit den Jecken auf Tour zu gehen, nicht eingehalten hat. Besonders RKG-Jungfrau Uwije (Uwe Tenzer) zeigte sich verärgert, drehte Jansen, der sich am geöffneten Fenster im ersten Stock zeigte, eingeschnappt den Rücken zu. Diesmal hatten die närrischen Abordnungen des Hoot sowie der KG Roathemer Wenk beschlossen, die traditionelle Rathauserstürmung sogar ausfallen zu lassen - sie wollten Jansen lieber einsperren bis Aschermittwoch.

Dass er sich den Unmut der Ratheimer zugezogen hat, muss der Verwaltungschef wohl schon geahnt haben. "Tierische Verstärkung", so Jansen augenzwinkernd, hatte er in den beiden Hückelhovener Stadt-Maskottchen Rudi und Bärbel gefunden, die er mitgebracht hatte nach Ratheim. Das plüschige Biber-Pärchen verteilte gestern im Auftrag des Bürgermeisters süße Muzen an die zahlreichen Jecken.

In Anlehnung an das Dschungelcamp eines Kölner Privatsenders musste Bernd Jansen "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" rufen, um endlich aus seinem Rathaus-Gefängnis am Ratheimer Markt erlöst zu werden. Im großen Party-Zelt feierten beide Gesellschaften, jecke Möhnen und die Bevölkerung die heiße Phase der fünften Jahreszeit und den Beginn des Straßenkarnevals.

(RP)
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