Erkelenzer Politik sucht Lösungen Zu viel Verkehr auf dem Markt

Erkelenz · Herausfahrbare Poller um den Erkelenzer Markt sind der Politik zu teuer. Bürgermeister Peter Jansen verfasst einen Appell an die Anlieger.

 Die Erkelenzer Politik will die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz schützen.

Die Erkelenzer Politik will die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz schützen.

Foto: Speen

Alle sehen ein Problem. Durch sämtliche politischen Farben hinweg spricht die Politik in Erkelenz von einem nicht hinnehmbaren Zustand, dass immer mehr Fahrzeuge regelwidrig über den Marktplatz und die angrenzenden Fußgängerzonen fahren, um Geschäfte zu beliefern oder Erledigungen zu tätigen. Die Bürgerpartei hatte deshalb den Antrag gestellt, herausfahrbare Poller zu installieren und den Zulieferverkehr zeitlich einzuschränken, um die Aufenthaltsqualität rund um das Alte Rathaus nicht zu gefährden.
Diesen Vorstoß lehnten die Mitglieder des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung am Dienstag jedoch als zu teuer ab. Im nächsten Ausschuss, der sich vor dem Stadtrat am kommenden Mittwoch mit dem Antrag zu befassen hatte, kam dieser dann allerdings gar nicht mehr zur Abstimmung. Bürgermeister Peter Jansen hatte dem Hauptausschuss am Donnerstag dazu geraten, den Antrag ruhend zu stellen und zunächst einen appellierenden Brief an die Anlieger zu schreiben, das Problem selbst abzustellen.

Um den Vorschlag der Bürgerpartei zu diskutieren, hatte die Stadtverwaltung sowohl die möglichen Investitionskosten ermittelt (150.000 bis 200.000 Euro) als auch die anliegenden Ladeninhaber und den Gewerbering angeschrieben, um zum einen ein Meinungsbild zu bekommen und zum anderen für das Problem zu sensibilisieren, wie Bürgermeister Peter Jansen im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung erklärte. Innerhalb von vier Wochen antworteten 15 der angeschriebenen 49 Einzelhändler. Sechs waren dafür, herausfahrbare Poller zu installieren, und neun dagegen, teilte die Stadtverwaltung den Politikern mit. Die Befürworter hätten teilweise als Begründung genannt, dass viel Verkehr in der Stadt festzustellen sei, Autos viel zu schnell führen und manchmal Eingänge zugeparkt würden. Auch die Geruchs- und Lärmbelästigung sei hoch. Ein Geschäftsinhaber schlägt laut Stadtverwaltung vor, eine Stelle auf dem Marktparkplatz für Lieferfahrzeuge freizuhalten. Die Gegner argumentieren, dass versenkbare Poller eine zu große Behinderung bei Anlieferungen und für den Rettungsdienst darstellten. Auch hätten gehbehinderte Kunden dann keine Möglichkeit, sich beispielsweise von einem Taxi abholen zu lassen. Ein anderer meinte, dass ein besseres Grundverständnis aufgebracht werden sollte, wenn Lieferzeiten mal nicht eingehalten würden. Eine weitere Argumentation gegen solche Poller sei gewesen, dass die Anzahl der Fahrzeuge den Aufwand nicht rechtfertigten und keine zusätzlichen "Nötigungen" im Bereich der Kernstadt erfolgen sollten.

Die Fraktionen im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung erklärten mehrheitlich, dass sie das Problem sehen wie die Bürgerpartei, die den Poller-Antrag gestellt hatte. "Zweifelsohne haben wir hier ein Problem", sagte Christoph Moll (Freie Wähler/UWG). "Wir sehen das Problem", erklärte Klaus Steingießer (CDU), und für die SPD sagte Ferdinand Kehren: "Wir würden das Problem gerne in das von der CDU aufgeworfene Innenstadtentwicklungskonzept übertragen, das demnächst erstellt werden soll." Sie alle einte, dass sie die versenkbaren Poller für zu teuer halten. Und auch Karl-Heinz Frings von der Bürgerpartei räumte ein: "Das ist eine Anregung. Wenn Sie eine bessere Idee haben, sind wir dafür offen." Außer Kontrollen des fließenden Verkehrs durch die Polizei sehe er momentan keine, stellte Erster Beigeordneter Hans-Heiner Gotzen fest, während Bürgermeister Peter Jansen noch darauf hinwies, dass die Gewerbetreibenden und deren Lieferanten weiter für die Situation sensibilisiert werden könnten.

Diesem Gedanken folgend hatte der Erkelenzer Bürgermeister zwei Tage später zum Hauptausschuss dann einen Brief an die Anlieger formuliert und den Ratsparteien zukommen lassen. "Ich bitte Sie, in ihren Fraktionen zu besprechen, ob Sie das Schreiben mittragen können", erklärte Jansen. "Alle Autos in der Fußgängerzone haben ein Ziel, das dort lebt oder arbeitet — diese Menschen gilt es zu sensibilisieren." Sein Vorschlag, den Antrag der Bürgerpartei aktuell nicht mehr zur Abstimmung, sondern ruhend zu stellen, wurde akzeptiert. Jansen erklärte: "Lassen Sie uns die Reaktionen abwarten und danach den Antrag und den Weitergang des Verfahrens behandeln."

(spe)
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