Erkelenz ZOB bleibt das große Sorgenkind

Erkelenz · Eigentlich sollte nach den Sommerferien der Kursus zur Ausbildung von Schulbusbegleitern starten. Eigentlich - denn kein einziger Schüler hat auf den Aufruf des Kinderschutzbundes reagiert. Das Thema soll in die Öffentlichkeit.

 Schulbusbegleiter wie in Meerbusch gesucht: 3100 der mehr als 4000 Schüler in Erkelenz kommen am zentralen Omnibusbahnhof an der Krefelder Straße morgens an und wollen mittags von dort zurück nach Hause.

Schulbusbegleiter wie in Meerbusch gesucht: 3100 der mehr als 4000 Schüler in Erkelenz kommen am zentralen Omnibusbahnhof an der Krefelder Straße morgens an und wollen mittags von dort zurück nach Hause.

Foto: Ulli Dackweiler (Archiv)

Als Schul- und Sportstadt genießt Erkelenz einen zweifellos hervorragenden Ruf. Neben den drei innerstädtischen Grundschulen gibt es bekanntermaßen die beiden Gymnasien, eine Real-, eine Haupt- und eine Förderschule sowie das Berufskolleg des Kreises Heinsberg. Weil das so ist, kommen die Schüler auch von weit her nach Erkelenz - vornehmlich kommen rund 3100 der weit mehr als 4000 Schüler am zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) an der Krefelder Straße morgens an und wollen mittags vielfach genau von dort aus wieder zurück nach Hause. Zu den üblichen Stoßzeiten morgens und mittags sind in dem Bereich Schulring/Krefelder Straße/Zehnthofweg starke Nerven gefragt.

Es ist fünf Jahre her, dass auf Initiative des Erkelenzer Kinderschutzbundes ein Runder Tisch gegründet wurde, der sich mit der Verkehrsproblematik beschäftigen sollte. Die beteiligten Akteure neben dem Kinderschutzbund waren die weiterführenden Schulen, die Polizei, Verkehrswacht, West Verkehr und die Stadt Erkelenz. Nach fünf Jahren die ernüchternde Erkenntnis: Passiert ist eigentlich nichts, das in Richtung Entzerrung der angespannten Situation führt.

Ein neues Projekt trägt den Titel "Schulbusbegleiter". Vor mehr als einem Monat hat der Kinderschutzbund Flyer verteilt, vor allem Schüler ab Klasse 9 sind angesprochen, sich unter fachlicher Anleitung zum Schulbusbegleiter ausbilden zu lassen. Michael Kutz, der Vorsitzende des Kinderschutzbundes, ist - wie seine Mitstreiter übrigens auch - von der Resonanz enttäuscht. "Wir hatten damit gerechnet, dass sich allein schon wegen der Menge an Schülern hier im Schulzentrum mindestens zehn interessierte Schüler melden. Heute müssen wir aber feststellen, dass sich bislang kein einziger Schüler gemeldet hat", sagt Kutz. Die Ausbildung sollte ursprünglich nach den Sommerferien beginnen.

Michael Kutz: "Die Idee, Schulbusbegleiter einzusetzen, geistert bei uns schon lange umher, allerdings ist die Umsetzung sehr schwierig. Allen Beteiligten, allen voran den weiterführenden Schulen, ist klar, dass etwas getan werden muss." Doch es geht eben um die Beantwortung der Frage "Wie?". Zwar verfüge, so die Vertreter des Kinderschutzbundes übereinstimmend, jede Schule über einen Verkehrssicherheitsbeauftragten, doch wie genau dessen Aufgaben definiert sind, ist eben die Grauzone, denn: "Wenn die Schüler ihr Schulgelände verlassen haben, ist ja Schluss mit der Aufsicht der Schulen. Genau das ist ja das Problem, denn der ZOB liegt außerhalb aller Schulgelände", unterstrich Martina Storms, die stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft des Cornelius-Burgh-Gymnasiums.

Fakt ist, dass die Fläche des ZOB für die riesige Menge an Schülern im Prinzip viel zu klein ist. Im Verhältnis dazu genießt der Wassenberger Busbahnhof unterhalb der Betty-Reis-Gesamtschule geradezu paradiesische Verhältnisse, muss dieser Busbahnhof doch nur diese eine Schule mit mehr als 1000 Schülern bedienen. Hier funktioniert übrigens das Modell der Schulbusbegleiter seit Jahren sehr erfolgreich. "Die wartenden Schüler wissen: Verhalten wir uns bei der Ankunft der Busse unruhig, gehen die Türen des Busses nicht auf", erzählt Nicole Stumpf. Drei ihrer Kinder fahren täglich aus Myhl nach Erkelenz zum Cusanus-Gymnasium.

Solche Zustände sollen auch am Erkelenzer ZOB Einzug halten. Wichtig ist den Initiatoren, dass ein erfolgreicher Baustein die Mitarbeit der Eltern ist. "Sie können viel dazu beitragen, wenn die Verkehrserziehung im familiären Alltag eine Rolle spielt", sagt Martina Storms. Udo Winkens von der West Verkehr fügt hinzu: "In den Grundschulen bieten wir die Verkehrserziehung an, es gibt ausführliche Informationen für Eltern und Schüler, zudem werden unsere Fahrer regelmäßig geschult, darüber hinaus prüfen wir die Besetzung der Busse."

Der Kinderschutzbund hat sich auch mit Schülern unterschiedlicher Altersklassen unterhalten. Und genau da kommt die Krux zum Tragen. Michael Kutz: "Die jüngeren und kleinen Schüler haben sicherlich Ängste, am ZOB zu sein, jedoch ändert sich das massiv, sobald die etwa 15, 16 Jahre alt sind. Dann ist das auf einmal gar kein Problem." Denkbar ist daher, dass sich engagierte Erwachsene als Schulbusbegleiter zur Verfügung stellen.

Nach den Sommerferien wollen die Beteiligten eine erneute Bestandsaufnahme machen, um dann zu sehen, wie weiter verfahren werden soll.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort