Erkelenz "Wir wären lieber hier geblieben"

Erkelenz · Pfarrer Werner Rombach übergab gestern in Borschemich (alt) die Martinuskirche an Tagebaubetreiber RWE Power. Ein letzter Rundgang.

 Die Kirche St. Martinus muss dem Tagebau weichen.

Die Kirche St. Martinus muss dem Tagebau weichen.

Foto: Laaser (Archiv)

Da, wo einst der Hochaltar stand, ist ein kleiner Schutthügel aufgetürmt. Nebenan steht noch ein Beichtstuhl. Wenigstens die prächtigen Kirchenfenster scheinen noch mit aller Macht zu versuchen, den Glanz in dem Gebäude zu halten. Das Gebäude - das ist die Kirche der ehemaligen Kapellengemeinde St. Martinus Borschemich. Eine Kirche im eigentlichen Sinn ist sie jedoch schon seit November nicht mehr - da wurde die Kirche entweiht. Wegen des immer näher rückenden Braunkohletagebaues Garzweiler II. Das Kirchengebäude gehört nun offiziell dem Energiekonzern RWE Power. Pfarrer Werner Rombach, der Leiter der katholischen Pfarrei Christkönig, übergab gestern die Schlüssel an Thomas Kolbe, bei RWE zuständig für die Umsiedlung.

 Der neue und der alte Hausherr (Foto unten): Thomas Kolbe (l.) von RWE hat gestern von Pfarrer Werner Rombach die Schlüssel der früheren Kirche bekommen. Auf dem oberen Foto ist der frühere Altarraum zu sehen.

Der neue und der alte Hausherr (Foto unten): Thomas Kolbe (l.) von RWE hat gestern von Pfarrer Werner Rombach die Schlüssel der früheren Kirche bekommen. Auf dem oberen Foto ist der frühere Altarraum zu sehen.

Foto: Jürgen laaser

Mit der Schlüsselübergabe einher ging gestern auch ein allerletzter Rundgang. Nicht ohne Grund, wie Rombach betonte: "Es ist schon mal vorgekommen, dass bei Umsiedlungen Altarreliquien versehentlich liegengeblieben waren. Darum ist es vor allem RWE wichtig, einen gemeinsamen Rundgang durch die Kirche zu unternehmen." Doch die Borschemicher waren beim Ausräumen ihrer alten Kirche sorgfältig. Längst ist ihr neues Gotteshaus in Borschemich (neu) geweiht, längst treffen sich die Gläubigen dort, um Gottesdienste zu feiern.

Bei dem letzten Rundgang ist auch Gertrude Hurtz dabei. Die Lektorin war früher die Vorsitzende des Borschemicher Pfarrgemeinderates. "Wissen Sie, die Entwidmung im November war viel schlimmer als nun die Übergabe der Schlüssel. Irgendwie ist das so. Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren haben mein Mann und ich die Schlüssel unseres Hauses an RWE übergeben. Auch das war für uns nur noch ein formeller Akt. Das Abschiednehmen fand doch schon viel früher statt." Thomas Kolbe fragt sie, ob sie sich denn schon in Borschemich (neu) eingelebt habe. "Ja, das haben wir, und doch wären wir lieber hier geblieben", antwortet sie mit fester Stimme. Sie hat eine schnelle Gegenfrage an Kolbe parat: "Wann planen Sie den Rückbau der Kirche?" Dass die Borschemicher darauf eine konkrete Antwort haben wollen, ist nur allzu verständlich, doch Kolbe will kein Datum nennen, denn das, so sagt er, stehe noch gar nicht fest.

Es sind einige Borschemicher, die bei der Übergabe der Schlüssel dabei sind. Die Schlüssel - übrigens eine Dose voll - bringt Rainer Merkens, Mitarbeiter der Verwaltung der Kirchengemeinde. Mit dem größten verriegelt Merkens das Hauptportal von innen. Raus geht es nun nur noch durch die Tür der Sakristei. "Wir müssen die Zähler noch ablesen", ruft Merkens den RWE-Mitarbeitern zu - auch das ist wichtig, wenn ein Gebäude von dem einen zum anderen Eigentümer übergeht. Und dann spricht Rombach seinen Dank aus und blickt dabei Kolbe an: "Das waren stets kontroverse Diskussionen, bei der beide Seiten immer die Form gewahrt haben. Beide Seiten haben sich arrangiert. Ich denke, wir haben dabei Positives erreicht."

(RP)
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