Erkelenz Wilder Müll - "langsam stinkt's"

Erkelenz · 2015 sammelten die Mitarbeiter des Bauhofs 254,1 Tonnen wildabgeladenen Müll auf, und das allein von städtischen Geländen. Anwohner sind sauer.

Vor einigen Tagen war auf einer Erkelenzer Facebook-Seite zu lesen: "Welcher Trockenbauer vermisst seinen Schutt? Falls Sie nicht mehr wissen, wo Sie ihn abgeladen haben, hat Ihre Suche jetzt ein Ende. Hier eine Wegbeschreibung: Sie fahren die Tenholter Straße stadtauswärts . . ." Der Autor schloss mit den Worten, er freue sich, geholfen zu haben und verzichte auf Finderlohn. "Leider passiert es oft, dass Müll bewusst an dunklen Stellen abgeladen wird", erklärt Stefan Heinrichs, der Leiter des Erkelenzer Baubetriebs- und Grünflächenamts. Es handele sich allerdings um kein rein Erkelenzer Problem.

Am Beispiel von Erkelenz lässt sich aber gut erahnen, wie viel Mühen es den Kommunen macht, dieses Problems Herr zu werden, und wie sehr sich die Bürger über wilde Müllablagerungen ärgern. So haben zwei Frauen aus Mennekrath an unsere Redaktion geschrieben, dass es ihnen "langsam stinkt. Leider nutzen viele Leute unser Dorf und besonders unsere Grünstreifen als bequeme und günstige Müllabladestelle.

Von Hausmüllbeuteln mit benutzten Hygieneartikeln über Müllsäcke voll mit alter Kleidung (dabei steht direkt an der Bushaltestelle ein Altkleidersammler) bis zu Autoreifen oder Eimern voll mit Schadstoffmüll. Das ist ekelhaft!" Die Müllablader machten sich nicht mal mehr Mühe, ihr Tun zu verstecken: "Der Müll steht direkt an der Ortszufahrt, wenn man von der Düsseldorfer Straße abbiegt. Wir informieren die Stadt immer wieder, sie holt es dann auch irgendwann ab, aber langsam stinkt es uns."

Dass es sich um kein kleiner werdendes Problem handelt, belegen Zahlen des Ordnungsamts. 233,7 Tonnen wildabgelagerter Müll landeten 2011 beim städtischen Bauhof. Dessen Mitarbeiter hatten diese Menge auf kommunalen Flächen gesammelt - sprich: Der wilde Müll an Kreis-, Landes- sowie Bundesstraße ist noch hinzuzurechnen. Auch hinzuzurechnen ist noch der Müll, der wie Elektroschrott schadstoffhaltig ist und sofort zur Mülldeponie nach Gangelt-Hahnbusch transportiert wird.

Die Wild-Müll-Zahlenreihe des Ordnungsamts weist für die Jahre nach 2011 nach oben: 2012 waren es 242,8 Tonnen, 235,1 Tonnen im Jahr 2013, 2014 stieg die Menge auf 251,4 Tonnen und 2015 auf 254,1 Tonnen. "Wir versuchen, die Verursacher zu finden, Bußgelder zu verhängen, uns die entstandenen Kosten zurückzuholen, und dafür sucht der Bauhof nach Indizien, die auf die Herkunft des Mülls hindeuten", erklärt Leo Lenzen-Polmanns vom Erkelenzer Ordnungsamt. Aber: "In der Regel können wir die Verursacher nicht finden."

Lenzen-Polmanns erinnert sich an einen ganzen Wohnwagen, der zum Jahreswechsel 2014/2015 in einem Erkelenzer Waldstück abgestellt worden war: "Nicht einmal eine Fahrgestellnummer war daran mehr festzustellen." Dort, wo Müll gefunden wird, heiße es leider auch nicht, dass der Verursacher in der Nachbarschaft wohne.

Sperrmüll wird weggeworfen. Hausmüll in Plastiksäcken und teilweise gefüllte gelbe Müllsäcke werden an Parkplätzen abgestellt. Kühlschränke werden wild entsorgt oder wie zuletzt Farbeimer und Kanister mit Altöl an einem Feldweg. "Dabei gibt es eigentlich gar keine Gründe, Müll wild zu entsorgen", sagt Leo Lenzen-Polmanns, "den Müll kann man kostenfrei - zwei mal im Jahr bis zu drei Kubikmeter Sperrmüll - in Gangelt-Hahnbusch, teilweise auch in Wassenberg-Rothenbach oder über die Sperrmüll-Anmeldung abgeben." Geschieht das nicht, entstehen durch den wilden Müll und dessen Entsorgung zusätzliche Kosten, welche in die allgemeine Müllgebühren-Kalkulation einfließen.

"Uns bleibt nur der Appell, es seinzulassen. Und wer etwas beobachtet, sollte verwertbare Hinweise auf den Verursacher, wie Fotos, an die Stadtverwaltung weitergeben", rät Lenzen-Polmanns vom Ordnungsamt.

(spe)
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