Erkelenz Wie es sich am Abgrund lebt

Erkelenz · Die Bürgerinitiative Stop Rheinbraun initiierte einen interessanten Informationsabend. Leben am Abgrund – so der Titel der Veranstaltung, machte klar, was auf die Menschen, die an der Tagebaukante leben werden, zukommt.

 Die Braunkohlenbagger des Tagebaugebietes Garzweiler II fressen sich immer weiter hinein ins Erkelenzer Land.

Die Braunkohlenbagger des Tagebaugebietes Garzweiler II fressen sich immer weiter hinein ins Erkelenzer Land.

Foto: Günter Passage

Die Bürgerinitiative Stop Rheinbraun initiierte einen interessanten Informationsabend. Leben am Abgrund — so der Titel der Veranstaltung, machte klar, was auf die Menschen, die an der Tagebaukante leben werden, zukommt.

Erkelenz: Wie es sich am Abgrund lebt
Foto: reuter (Archiv)

Es ist der Kampf Davids gegen Goliath. David, die zahlreichen betroffenen Bürger, die mit dem Braunkohlentagebau Garzweiler II leben müssen, und Goliath, RWE Power, auf der anderen Seite. Der "Riese", der nicht nur für Betroffenheit, sondern in erster Linie für Ängste sorgt im Zusammenhang mit dem, was in absehbarer Zeit auf die Menschen zukommt. Die Bürgerinitiative Stop Rheinbraun hatte am Freitagabend zu einer interessanten Informationsveranstaltung eingeladen, das Thema lautete: Leben am Abgrund.

Emotional und sachlich

Irgendwie hatte die untergehende Sonne im Hof der Venrather Gaststätte Bruns etwas Symbolhaftes, als Stefan Thomaßen, Ratsmitglied der Freien Wähler im Jüchener Gemeinderat, schonungslos die Tatsachen auf den Tisch brachte, als er über die Folgen sprach, die der Tagebau mit sich bringt. Wie viele andere Menschen auch hat Thomaßen die Umsiedlung nach Otzenrath (neu) zwar hinter sich gebracht, doch die Belastungen sei enorm gewesen.

"Die Bagger rotieren und quietschen Tag und Nacht", sagte er. Wichtig sei, den richtigen Moment des Absprungs nicht zu verpassen, doch den zu finden, sei schwer. "Den dramatischsten Moment haben die Menschen erlebt, als unsere Kirche entsegnet wurde", erinnert er sich. "Noch nie habe ich auf einmal so viele Menschen weinen sehen." Emotional, aber auch sehr sachlich berichtete Thomaßen. Die Erkelenzer müssten hartnäckig in den Gesprächen mit RWE Power sein, nichts dürften sie sich gefallen lassen.

Das gilt seiner Meinung nach auch, wenn die Menschen, die an der Tagebaukante leben, Bergschäden an ihren Häusern feststellten. Wie schwer diese nachzuweisen sind, erläuterte Peter Immekus, Sachverständiger für Bergbauschäden und Vertreter des Netzwerkes Bergbaugeschädigter. Zu viele Freiheiten habe RWE Power als Schädiger, dies erlaube etwa das Bundesberggesetz, das dringend der Überarbeitung bedürfe. Er empfahl den Menschen, die am Rande des Tagebaus wohnen, sich an die im September 2010 eingerichtete Schlichtungsstelle zu wenden, um Unterstützung zu erhalten.

Dass die Gefahr, die vom Tagebau ausgeht, unsichtbar auf die Menschen zukommt, erklärte Dirk Jansen vom BUND. Wegen einiger Klagen äußerte der die Hoffnung, den Tagebau doch noch stoppen zu können. Falls nicht, seien die gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die vom unsichtbaren Feinstaub, ständigem Lärm und hellem Licht ausgehen, nicht zu unterschätzen.

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