Erkelenz Westzipfel repräsentiert europäische Gemeinschaft

Erkelenz · Der Grenzstein in Selfkant-Isenbruch markiert den westlichsten Punkt der Bundesrepublik.

 Grenzstein am westlichesten Punkt Deutschlands im Selfkant.

Grenzstein am westlichesten Punkt Deutschlands im Selfkant.

Foto: Speen

Wegen seiner "weitreichenden Bedeutung" hatte sich Landrat Stephan Pusch im Kreistag dafür stark gemacht, den Ausbau des "Westlichsten Punktes des Landes" finanziell zu unterstützen. Der Ort des Superlativs liegt am Ende weiter Felder. Am Rande des Selfkants. Am Rodebach in Isenbruch. Pusch ging es um mehr, als nur die reine Faszination für Orte, die durch solche Alleinstellungsmerkmale zu Touristenmagneten werden wollen: "Dies ist eine offene Grenze. Sie steht für die Gemeinschaft Europas."

Kaffee und "Zipfeltrunk", viele Reden und ein buntes Rahmenprogramm begleiteten das Fest der Begegnung, auf das sich die beiden Bürgermeister der angrenzenden Regionen lange gefreut hatten: "Der Westzipfel ist ein Zeichen für grenzüberschreitende Vernetzung", sagte Herbert Corsten, Bürgermeister der Gemeinde Selfkant. "Hier werden internationale Brücken gebaut." Mit der niederländischen Gemeinde Echt-Susteren, dessen Bürgermeister Peter Pustjens ebenfalls in Isenbruch zu Gast war, pflege man eine gute Kooperation. Gemeinsam eröffneten beide die neue Holzbrücke, die vom deutschen Staatsgebiet gen Niederlande verläuft und der sehenswerte Höhepunkt des "Erlebnisraums Westzipfel" ist. Isenbruch vervollständigt damit das Quartett der Zipfel, zu dem Sylt im Norden, Görlitz im Osten und Oberstdorf südlichster Punkt gehören. Keine Selbstverständlichkeit, wie ein Blick auf die Geschichte der Region zeigt: Ab 1949 nämlich gehörte der Selfkant zum niederländischen Staatsgebiet. Erst 14 Jahre später wurde die Region für einen Preis von 280 Millionen D-Mark "rückgegliedert". Heute bildet sie die offene Grenze zu den Niederlanden, wie Bürgermeister Corsten betonte. Die Holzbrücke und einige Infotafeln markieren den "Westlichsten Punkt". Finanziert wurde das Projekt größtenteils vom Wirtschaftsministerium des Landes NRW. Die restlichen 20 Prozent stellten der Kreistag, aber auch die Unternehmen West Energie und Verkehr, NEW, Raiffeisenbank und die Kreissparkasse Heinsberg. "Als Sparkasse in einer Grenzregion ist uns klar, dass wirtschaftlicher Erfolg und Integration im Umland nur zusammen funktionieren", sagte Thomas Pennartz, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Heinsberg. Die Sparkasse hatte die Eröffnungsfeier in die eigene Festwoche zum 25-jährigen Jubiläum der "Sparkassenstiftung" eingebunden. Völkerverständigung "auf allen Gebieten der Kultur" ist die Botschaft dieser Initiative. Eine Idee, die man vom Prinzip der Städtepartnerschaft kennt: Besser hätte das Tourziel der 16 Rennradfahrer kaum gewählt werden können: Die deutsch-französische Gruppe, mit Radfahrern vom Erkelenzer Radsportclub, hatte eine 40 Kilometer lange Fahrt zum Westzipfel hinter sich. "C'est comme une famille", sagte Ernest Lotton aus St. James, der französischen Partnerstadt von Erkelenz, über das familiäre Miteinander. Ihr Besuch am Ort des Superlativs machte deutlich, dass die Symbolpolitik des "internationalen Brückenschlags" tatsächlich von den Bürgern gelebt wird. Persönliche Beziehungen sind entstanden. Die wohl wichtigste und bemerkenswerteste Erkenntnis.

(jessi)
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