Erkelenz Was die Nachkriegsgeneration bewegt

Erkelenz · 70 Jahre nach Kriegsende feiern die Europaschule Erkelenz und das Lyceum Schöndeln Roermond 30 Jahre Schulpartnerschaft. Die Jugendlichen erarbeiteten gemeinsam eine Ausstellung. Titel: "Gedenken ist Nachdenken".

 Freuen sich mit den Jugendlichen der 9. Klasse über die langjährige Partnerschaft: Markus Monjeamb (hinten l., Konrektor), Bettina Peiffer (Konrektorin), Rob Menting (Schulleiter Partnerschule), Jose van Leeuwen und Maria Schneider (Partnerschule), Renate de Vries-Arich (Europaschule), MdB Wilfried Oellers und Schulleiter Willi Schmitz (v.l.).

Freuen sich mit den Jugendlichen der 9. Klasse über die langjährige Partnerschaft: Markus Monjeamb (hinten l., Konrektor), Bettina Peiffer (Konrektorin), Rob Menting (Schulleiter Partnerschule), Jose van Leeuwen und Maria Schneider (Partnerschule), Renate de Vries-Arich (Europaschule), MdB Wilfried Oellers und Schulleiter Willi Schmitz (v.l.).

Foto: JÜRGEN LAASER

Seit drei Jahrzehnten pflegen die Realschule Erkelenz und das Lyceum Schöndeln Roermond eine Schulpartnerschaft, die aus vielen gegenseitigen Begegnungen lebt. Im Jubiläumsjahr haben sich die Jungen und Mädchen beiderseits der Grenze mit der Nazizeit und ihren Folgen beschäftigt. "Schülergruppen beider Schulen haben sich mit einer Thematik befasst, die heute so relevant ist wie zu unserer Jugendzeit", sagte Willi Schmitz, Rektor der Europaschule, bei einer Feierstunde in der Erkelenzer Realschule. Die Jugendlichen stellten eine Ausstellung und eine Power-Point-Präsentation vor. Thema: "Gedenken ist Nachdenken - 70 Jahre danach. Was wir als Nachkriegsgeneration wissen sollten."

Der Realschulrektor begrüßte niederländische Gäste, den CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers und vom Heimatverein der Erkelenzer Lande den Vorsitzenden Günther Merkens, Geschäftsführer Theo Görtz und Wilfried Mercks, der mit Merkens kürzlich vor den zehnten Klassen einen Vortrag zum 70. Jahrestag des Kriegsendes gehalten hatte. Willi Schmitz erinnerte nicht ohne Stolz an den Landes- und Bundespreis im Wettbewerb des Bundespräsidenten, den Schülerinnen mit ihrer Forschung über die jüdische Mönchengladbacherin Toni Marcus errungen hatten. Sie war auf einem Bauernhof in Terheeg versteckt, letztlich aber deportiert und in Auschwitz umgebracht worden. "Aktive Friedensarbeit ist nur möglich, wenn wir die Vergangenheit nicht vergessen", unterstrich der Rektor.

Sein Schulleiter-Kollege Rob Menting aus Roermond sprach in Deutsch zu den Schülern. "Die Grenze ist manchmal noch eine Schwelle", meinte er. Schüler studierten eher an der TU Delft, als sich in der RWTH Aachen einzuschreiben. "Hat das noch mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun oder ist das eher regionaler Wettbewerb?" Zum Jubiläum der Schulpartnerschaft hätten jetzt Schüler über den Krieg nachgedacht - und über Freiheit. Als Geschenk nahm Menting einen großen, bunten Vogel auf einem Holzpodest in Empfang.

Warum nachdenken über den Krieg? "Wir haben das Thema gewählt, weil uns die Folgen dieser schrecklichen Zeit interessiert haben", erklärt Jan Smets, der mit seinem Mitschüler Oliver Zohren in die Präsentation einsteigt. Krieg, Kapitulation, Siegermächte, Teilung Berlins, Bau der Mauer - mit Stichworten fassten dann auch Evert Perquin und Schulkameradin Arly Reumkens aus Roermond die Eckpunkte der geschichtlichen Entwicklung zusammen.

Mädchen berichteten dann über die Stolpersteine (Struikelblokke) vor sechs Häusern in Erkelenz. Die hatten die Schülergruppen im März und Mai gemeinsam erkundet, ebenso die museale Gedenkstätte in Amsterdam, die "Hollandsche Schouwburg", und das KZ Kamp Vught. In nur vier Stunden gemeinsamer Arbeit hatten sie erstaunlich viele Fakten und Fotos aus der Nazizeit zusammengetragen, die jetzt auf Stellwänden in der Europaschule präsentiert wurden.

Warum ist es wichtig, mit Gedenken nicht aufzuhören? Wie geht man mit Neonazi-Parolen um? Sechs Schüler interviewten MdB Wilfried Oellers. "Ereignisse des Zweiten Weltkriegs sollten uns Lehre gewesen sein für die Zukunft", stellte der CDU-Abgeordnete klar. Man könne keinem das Grundrecht auf Meinungsäußerung verwehren, aber: "Es ist die Aufgabe eines jeden, besonders für Euch junge Menschen, mit Wissen zu argumentieren und Parolen entgegenzutreten."

(RP)
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