Erkelenz Vorgänger von Haus Paland freigelegt

Erkelenz · Archäologen haben in Borschemich eine Vorburg von Haus Paland sowie einen Wohnturm entdeckt, der auf das 13./14. Jahrhundert datieren könnte. Unter der möglicherweise barockzeitlichen Vorburg werden noch ältere Funde erwartet.

 Ein Bild dokumentiert das Verschwinden von Borschemich im Tagebau. Zugleich zeigt es das wiedergefundene Vorburgfundament des früheren Rittergutes Haus Paland (r. im Vordergrund).

Ein Bild dokumentiert das Verschwinden von Borschemich im Tagebau. Zugleich zeigt es das wiedergefundene Vorburgfundament des früheren Rittergutes Haus Paland (r. im Vordergrund).

Foto: Uwe Heldens

Wie sich der Tagebau Garzweiler II in das einstige Borschemich hineinfrisst und wie wenige Gebäude des alten Dorfes noch stehen, dokumentiert ein Luftbild aus dieser Woche - es zeigt jedoch noch mehr, wie Archäologe Dr. Alfred Schuler auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt: "Wir konnten unter einer Wiesenfläche die Vorburg des einstigen Rittergutes Haus Paland freilegen. Sie war im 19. Jahrhundert niedergelegt worden, und zuletzt war davon nur noch ein kleiner Schuppen geblieben, der zwischen Bäumen stand."

Alfred Schuler ist für den Landschaftsverband Rheinland tätig und Leiter der Ausgrabungen in Borschemich. Jüngst hatte er über ein dort entdecktes römisches Priesterinnengrab berichtet, das er einen "archäologischen Sensationsfund" nannte. Auch war er einst im früheren Nachbarort mit den Grabungen unter Haus Pesch betraut, das ebenfalls für den Braunkohlentagebau hatte weichen müssen.

Freigelegt haben die Archäologen in Borschemich eine Vorburg, die Schuler nach den ersten Eindrücken als barockzeitlich, gegebenenfalls aus dem 18. Jahrhundert, einstuft. Derzeit wird das Fundament fotografisch und zeichnerisch dokumentiert. Anschließend wollen die Wissenschaftler tiefergehen: "Es hat eine noch ältere Vorburg gegeben. Über die ist urkundlich erwähnt, dass sie 1586 von spanischen Truppen zerstört und abgebrannt worden war. Wir hoffen, auch von diesem Gebäude Reste zu finden."

Besichtigungen der Fundstätte sind nicht möglich, betont Schuler. Es handele sich inzwischen um Betriebsgelände des bergbautreibenden Unternehmens RWE Power. Alfred Schuler und die Techniker Denis und Josef Franzen sind seit Januar und noch bis voraussichtlich Oktober damit beschäftigt, die Historie des früheren Rittergutes, das schon 898 in einer Schenkung erwähnt wurde, zu erforschen. "Wir setzen Hoffnungen auf weitere Funde in zugeschütteten Gräben", erklärt Schuler, der jetzt aber schon - außer auf die Vorburg - darauf verweisen kann, dass der Vorgängerbau von Haus Paland, wie es die Menschen bis vor wenigen Monaten kannten, entdeckt wurde. Es handelt sich um das Fundament eines Wohnturmes von 13,5 mal 13,5 Metern mit 1,40 Meter dicken Mauern. "Von den Ziegeln her schließe ich auf etwa zweite Hälfte des 13. oder erste Hälfte des 14. Jahrhunderts", erläutert Schuler. "Der Turm war sicher mehrstöckig. Oft hatten sie oben noch ein hölzernes Turmgeschoss drauf. Man kann sagen, solche Türme waren eine Entwicklungsstufe weiter als die in der Region bekannten rein hölzernen Motten." Teilweise sei der jetzt gefundene Wohnturm in das spätere Rittergut, zum Beispiel in dessen Keller, integriert, jedoch hinter neuerem Mauerwerk verborgen gewesen.

(spe)
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