Erkelenz Umsiedler: Probleme mit Bauland

Erkelenz · Eine Bürgerfragestunde zur Umsiedlung von Keyenberg offenbarte Probleme - wie tief liegende Grundstücke -, zu denen die Betroffenen auf Lösungen oder Hilfen hoffen.

Etliche von der Umsiedlung wegen des Tagebaus Garzweiler II betroffene Menschen sind entsetzt, fühlen sich von RWE über den Tisch gezogen und von der Stadt Erkelenz im Stich gelassen. Grund ist die Beschaffenheit des Baulands im Umsiedlungsort Keyenberg (neu) zwischen dem neuen Borschemich und Rath-Anhoven. Erst jetzt wird für die Umsiedler erkennbar, dass ihre Grundstücke teilweise bis zu einem Meter tiefer liegen als das Straßenniveau. Bei rund drei Viertel soll dies der Fall sein. Darauf hätte sie niemand explizit hingewiesen, monierten Betroffene bei einer Bürgerfragestunde, zu der der Vorsitzende des Bezirksausschusses für Keyenberg, Venrath und Borschemich, Hans Josef Dederichs, im Anschluss an dessen Sitzung in die Keyenberger Schule eingeladen hatte.

Die Tieflage der Grundstücke verursache erhebliche Mehrkosten durch Aufschüttungen und Stabilisierungsmauern zu Nachbargrundstücken, auf denen die Umsiedler sitzenbleiben, hieß es, zumindest jene, die schon notarielle Kaufverträge mit dem Konzern abgeschlossen haben. Denjenigen, die noch ihre Grundstücke in Keyenberg, Unter- und Oberwestrich, Kuckum und Berverath "wertgleich" mit einem Grundstück am Umsiedlungsort tauschen wollen, empfahlen bereits Umgesiedelte wie Wilfried Lörkens, diese zusätzlichen Kosten einzufordern. Allerdings sei das nicht immer einfach, wurde bei der Fragestunde moniert, da RWE auf Anrufe und Mails dazu nicht reagiere. Selbst bei Notarterminen gebe es keine Eingeständnisse, schilderten Betroffene. "Dabei heißt es immer, der Grundstückswert am neuen Ort ist identisch mit dem am alten", betonte Gabi Clever, "doch tatsächlich müssen wir selbst noch erheblich draufzahlen."

Manche Grundstücke würden wegen ihrer Tieflage zur Straße hin bei Regen zu Wasserflächen. "Das sind Grundstücke, die kann RWE nur im Sommer verkaufen", sagte Dederichs ironisch. Die für viele unhaltbare Situation soll nun in einem Forum besprochen werden, zu dem Dederichs neben den Betroffenen die Stadt Erkelenz, die Bezirksregierung Köln und RWE einladen will. Außerdem schlug er einen Ortstermin vor, um jedes betroffene Grundstück zu dokumentieren.

Auf ein anderes Bauproblem im neuen Ort wies ein Anderer hin: Nach Erwerb des Grundstücks wurde durch ein Baugutachten festgestellt, dass darauf früher Mergelabbau betrieben wurde. Im derzeitigen Zustand sei es nicht bebaubar. Auf den erheblichen Mehrkosten, um das Grundstück baureif zu machen, bleibt der Eigentümer sitzen. "RWE kümmert sich nicht mehr um uns, wenn der Notarvertrag unterzeichnet ist", empörte er sich.

Problematisiert wurde von den Bürgern auch, dass man nicht den Baumpflanz- und Lampenplan zu Gesicht bekäme. So könne es passieren, dass eine Straßenlampe vor die Garageneinfahrt gesetzt oder eine Zufahrt dadurch versperrt werde, so dass kein Baufahrzeug auf das Grundstück gelangen könne. Auch die versprochene Begrünung ist ein Ärgernis. "Wir leben in Keyenberg in einer grünen Oase und bekommen im neuen Ort eine triste Wüste", schimpfte ein Betroffener, der enttäuscht darüber ist, dass RWE nicht sein Versprechen wahrgemacht und in der Pflanzperiode die ersten Bäume gepflanzt habe.

Das Misstrauen gegenüber RWE und der Ärger auf die Stadt Erkelenz, die sich zurückhalte, würden wachsen, wurde kritisch angemerkt. Alle angesprochen Probleme will Dederichs nun nicht nur in einem Forum zur Sprache bringen, sondern auch der Stadtverwaltung vorlegen. "Die floskelhaften Sätze im 'Dialog' kennen wir zu Genüge", sagte Dederichs. Die allgemeinen Aussagen in der Informationsschrift brächten Betroffene keinen Schritt weiter.

(kule)
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