Erkelenz Traditionsunternehmen blickt in die Zukunft
Erkelenz · Das Erkelenzer Ziegelwerk Grillrath feierte 150-jähriges Bestehen mit vielen Gästen. 1866 fertigte Leopold Gillrath für den Neubau der St.-Valentins-Kirche in Venrath die ersten Feldbrandziegel an.
Bequem wirkt er nicht gerade, "'ne Heizung braucht er auch", er wird aber Jahrtausende halten - und erinnert an 150 Jahre. Einen "Denk-Sessel" hatte der enge Geschäftspartner Janinhoff aus Münster mit nach Wockerath gebracht, wo Heinz Gillrath beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen seiner Ziegelei Platz nehmen durfte - und sich ein etwas kühles Hinterteil holte, schließlich ist der "Thinkchair" aus edlem Ziegelwerk. Gelegenheit zur Erinnerung und Geschenkübergabe war der große Festabend zum Jubiläum im Zelt auf dem Gillrath-Gelände im Erkelenzer Ost-Stadtteil.
Im Herbst 1866 fertigte Leopold Gillrath für den Neubau der St.-Valentins-Kirche in Venrath die ersten Feldbrandziegel und begründete damit die Familientradition, der derzeit Heinz Gillrath und seine Söhne Marcus und Sebastian mit zeitgemäßem Management eine Zukunft geben. Der Venrather Rainer Merkens, Forscher und Autor im Heimatverein der Erkelenzer Lande, hatte die erste Unternehmung des Ur-ur-ur-Großvaters von Heinz Gillrath in Unterlagen der Pfarre entdeckt - die Kirchen-Ziegel wurden im Bereich des nördlich gelegenen Venrather Sportplatzes mit dem dort gefundenen gebrannt. Heinz Gillrath zeichnete vor der Festgemeinde, darunter Bürgermeister Peter Jansen, Ziegelei-Verbandsvertreter, Geschäftspartner, Architekten und Bauunternehmer, die wechselvolle Geschichte der heute 19 Menschen beschäftigenden Firma mit dem traditionellen Ringofen nach.
Mit einer Mischung aus Modernisierungen in der Produktion, neuen Formaten bei gleichbleibend hoher Qualität gelang die Stabilisierung des international ausgerichteten Unternehmens, in dem die Söhne Marcus und Sebastian Zug um Zug die strategische Geschäftsführung übernehmen.
Leo Dahmen von der Erkelenzer Sanierungs-Bauunternehmung Schleiff stellte Gillrath-Leistungen für den Denkmalschutz heraus, merkte ein Beinahe-Scheitern an: "Wir brauchten für ein historisches Gebäude krumme und alt aussehende Steine - Gillrath hätte die beinahe nicht produzieren können, die können nämlich nur Qualität!"
Bürgermeister Peter Jansen zog Parallelen von Stadt und Gillrath - beide seien Traditionselemente, die mit der Zeit gingen. Gillrath habe auch Stadtgeschichte als Unternehmen und mit seinen Produkten mitgeschrieben - er überreichte eine Urkunde zum Dank für Unterstützung bei der Burgsanierung.
Knapp 200 Gäste waren gekommen, um mit dem Traditionsunternehmen zu feiern, ein seltener Anlass, denn die Zahl der Ziegeleien in der Republik ist aus diversen Gründen rückläufig, andere Baustoffe und Billig-Konkurrenz machen dem uralten Gewerbe zu schaffen, wie auch Ziegler-Verbandsvorsitzender Nord-West, Joachim Thater, darlegte. Er sagte zur Unternehmerfamilie: "Ziegel sind ,der' nachhaltige Baustoff, tragen Sie das Unternehmen in die Zukunft!"
In die Zukunft wurde dann auch mit Speisen, Getränken, Musik und Comedy hineingefeiert.