Serie Sie zogen in die Welt hinaus - Teil 3 Tanz über den Globus in den Hotels dieser Welt

Erkelenz · Simone Dulies aus Erkelenz traf in New York Bill und Hillary Clinton, Barack Obama, aber auch Jennifer Lopez und Rocksänger Jon Bon Jovi.

ERKELENZ Wenn Connie Sellecca - neben Frauenschwarm James Brolin Hauptdarstellerin in der von 1983 bis 1988 produzierten und ab 1985 auch in Deutschland ausgestrahlten amerikanischen TV-Serie und Quotenrenner "Hotel" - "immer so schön" die Grand Staircase, die geschwungene Treppe, in die Lobby herunter geschritten kam, war der Erkelenzer Teenager Simone Dulies fasziniert. Da hatte dann auch der noch ein wenig haftende Berufswunsch des Jura-Studiums mit Ziel Staatsanwaltschaft keine Chance mehr, war mit zunehmenden Urlaubsreisen und Hotelbesuchen mit den Eltern Anne und Georg Dulies schließlich komplett verdrängt.

Gerade 15 Jahre, schnupperte Simone Dulies bei einem zweiwöchigen Praktikum im "Dorint" in Mönchengladbach das erste Mal von der Backstage-Seite in das berufliche Hotelleben. Auch wenn es nicht die Showtreppe war, schreckten Housekeeping (Zimmer putzen), Einsätze im Einkauf und an der Lobbybar keineswegs ab. "Es hat mir Spaß gemacht. Und mir war jetzt glasklar, dass ich später eine Lehre zur Hotelfachfrau machen würde", erinnert sich die 1972 im Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhaus Geborene, die nach dem Kindergarten an der Westpromenade die Evangelische Grundschule besuchte und schließlich das Cusanus-Gymnasium 1991 mit dem Abitur verließ.

Der Gedankenzahn (wenn es ihn überhaupt gab), dass ihr jetzt die Welt gehöre, wurde Simone Dulies schon im "Swisshotel" in Neuss unter 90 Azubis in drei Lehrjahren gezogen. Respektive - sie zog ihn sich selbst mit dem unvergessenen Erlebnis: Am zweiten Tag im Fine-Dining-Restaurant "Pavillion" fiel ihr ein Milchkännchen vom Tablett, wobei sich der Inhalt im Nacken eines Gastes entleerte. Mahlzeit! Von da an ging es aber nur noch auf- und vorwärts, "denn nach ein paar Tagen konnte ich doch tatsächlich die Butterschälchen mit Löffel und Gabel servieren". Selbst in der Spülküche gab es viel zu lernen, zum Beispiel über Logistik: "Wer weiß schon, wie viele Teller für die Menüs benötigt werden. Bis dahin war mir das nie aufgefallen." Im Juni 1994 durfte sich die 22-Jährige schließlich examinierte Hotelfachfrau nennen.

Was nun folgte, kommt einem Tanz über den Globus gleich. Nicht verwunderlich, denn Tanzen war auch real immer eine Leidenschaft von Simone Dulies, die als Sechsjährige nicht nur Ballettunterricht bekam, sondern auch mit dem blau-weißen Kinderballett der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft (EKG) in vielen "jecken Sälen" begeisterte. Da passt die Redensart "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm", gehörten Simones Eltern doch der Prinzengarde an. Mit zwölf wechselte sie zum Lateintanzen und schwebte fortan in der C-Formation der von ihrem Vater mitgegründeten TSG Erkelenz wettkampfmäßig über das Parkett.

Apropos "Tanz über den Globus", der führte 1995 vom Rhein über den "großen Teich" bis zum Pazifik ins "Four Seasons Hotel" Newport Beach (300 Zimmer), schließlich 1999 ins "West South Coast Plaza" (392 Zimmer) nach Costa Mesa (nur 40 Kilometer südlich von Los Angeles). Simone Dulies' Arbeit als Front Desk oder Office Manager (Empfang, Telefon, Reservierung) fand in der Weltgruppe "Starwood Hotel & Resorts" Anerkennung und den Aufstieg zum Director of Operations. Beide Häuser hatten genau die richtige Größe, um weiter "Hotel in all' seinen Facetten aufzusaugen und Erfahrung zu sammeln".

Es folgte der Wahnsinn. "New York war wohl die aufregendste, aber auch die schwerste Zeit in meiner Karriere", bilanzierte Simone Dulies von Juni 2005 bis Juni 2007 und gewann die Erkenntnis: "Ich bin kein Stadtmensch, ich brauche die Natur." Das "W New York" (688 Zimmer) forderte zehn bis 14 Stunden am Tag und dies sechs Tage in der Woche. Das ging im oft ausverkauften Haus an die Substanz und forderte Perfektionismus. Nicht nur wegen der Prominenten Bill und Hillary Clinton, Barack Obama, als er noch Senator war, Jennifer Lopez, Golfstar Tiger Woods oder Jon Bon Jovi. Den Rocksänger hat Simone Dulies, JBJ-Fan aus Kindertagen, an verschiedenen Orten seiner Welttourneen gesehen und getroffen: "Er ist dann auch so freundlich, mit jedem zum Foto zu posieren." Zum Krafttanken in der Weltmetropole waren Besuche von Ballettvorführungen oder Musicals an den Wochenenden für die Erkelenzerin unbedingtes Muss. Der sonntägliche Lauf im Central Park machte wirklich fit, zeigte aber auch auf, "dass man hier nie allein ist" - und nährte den Wunsch nach Natur.

Nach zwei Jahren "Big Apple" ging dieser in Erfüllung - Transfer nach Schottland zum "The Westin Turnberry Resort" mit 219 Räumen und Lodges, wo sie vier Jahre blieb. Der erste Kontakt mit der zerklüfteten Küste aus dem Südwesten Schottlands verlief so: "Sind Sie sicher, dass Sie nach Turnberry kommen wollen? Wir haben hier mehr Schafe als Leute!" Simone Dulies: "Oh ja, ich habe schon lange keine Schafe mehr gesehen."

Lehrreich war eine neunmonatige Renovierung, die das Haupthaus der 100-jährigen Anlage in die Neuzeit holte. Zur Eröffnung trafen sich dann die Golfer der Welt bei den "British Open 2009". Dabei auch Tom Watson, der 1977 auf dem bekannten Ailsa Course in Turnberry das berühmte "Duel in the Sun" gegen Jack Nicklaus gewann. "Ich bin kein Golf-Fan, aber diese Veranstaltung mit zu organisieren, hatte etwas", schwärmt Simone Dulies auch in ihrem aktuellen Engagement noch, dass sie über das "Sheraton" in Bratislava (Slowakei; April 2011 bis Juli 2014) nun seit August 2014 ins "Le Meridien" in die ungarische Hauptstadt Budapest geführt hat. In den ähnlich großen (209 und 218 Zimmer) Häusern hat das "Erkelenzer Kind" das Sagen als Generaldirektorin. In Bratislava durfte sie schon Stolz zeigen und gewann mit dem "Sheraton" unter 80 Bewerbern den Titel "Hotel of the Year" in der East-Central-Region Europa. Am Erzsébet tér in Budapest liegt das "Le Meridien" nur wenige Gehminuten vom exquisiten Einkaufs- und aufregendsten Geschäftsbereich, dem Burgviertel und dem Opernhaus. Obwohl das Hotel im ehemaligen Palais Adria mit fast hundertjähriger Geschichte quasi "Rund-um-die-Uhr-Einsatz" verlangt, hat Simone Dulies sich schon ihre Freiräume geschaffen.

Die sind, außerhalb in Tabajd wohnend, klar auf Tierliebe eingestellt: Das 17-jährige Pferd Jack und die schwarzen Kater Doug und Gary hat sie aus Schottland mitgebracht und die "machen nun Ungarn unsicher". Privilegiert ist seit Bratislava die Tierheimliebe Brixie. Der Hund, brav wie ein Lamm, darf sogar mit ins Hotel.

"Wenn ich mit ihm durch die Lobby gehe, das ist wie den Grand Staircase zu gehen", schmunzelt Frau Direktorin - das Mädchen aus Erkelenz.

(hg)
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