Erkelenz Studenten schneidern für Pfarre

Erkelenz · Bereits seit 120 Jahren besteht die Choralschola der Pfarre St. Lambertus Erkelenz. Morgen wird der Männerchor erstmals in eigener liturgischer Kleidung singen. Studenten der FH in Mönchengladbach haben diese entworfen.

Wer beim Gottesdienst feierlich mit in die Kirche einzieht, sollte eigentlich auch eine entsprechende "Dienstkleidung" haben – das dachten sich Ostern vor zwei Jahren auch die Herren der "Schola Gregoriana Ercliniensis", der seit 120 Jahren bestehenden Choralschola von St. Lambertus. Genau die gab es aber nicht – der langen Tradition dieser Schola zum Trotz, die Hochamt für Hochamt rund 50 Mal im Jahr die Gregorianischen Choräle singt, die klassischsten aller liturgischen Gesänge.

Zündende Idee

Pfarrer Werner Rombach schlug der Schola vor, zum schwarzen Talar weiße Rochettes anzuziehen. So richtig anfreunden konnten sich die Sänger damit aber nicht – die Kleidung ähnelte zu sehr denen der Messdiener. Das Thema wurde erst einmal zu den Akten gelegt. Bis der Pfarrer im Frühjahr 2009 eine zündende Idee hatte: "Wie wär's, wenn wir dafür mal bei der Fachhochschule Niederrhein in Mönchengladbach anfragen?"

Gesagt, getan. Bei Professorin Jutta Wiedemann vom Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik, Schwerpunkt Bekleidungsgestaltung, wurden der Pfarrer und sein Kantor Stefan Emanuel Knauer fündig. Schnell war man sich einig. Im Rahmen eines Projektes machten sich im vergangenen Wintersemester dann zehn Studenten daran, die Idee in die Tat umzusetzen. Schon vom Erstentwurf zeigten sich die Erkelenzer angetan – und was speziell den Pfarrer beeindruckte: "Die Studenten setzten sich aus mehreren Nationalitäten und Weltanschauungen zusammen – umso interessanter war das Resultat." Zur Vertiefung schauten die Studenten im November in der Sakristei von St. Lambertus vorbei, wo der Pfarrer ihnen Gewänder aus unterschiedlichen Epochen und Jahrhunderten zeigte. Für eine weitere Inspiration sorgte der Kantor, der den Studenten eine CD mit Musik der Choralschola mitgab. "Mit Gregorianik konnten sie vorher nicht so viel verbinden", sagte Knauer.

In den Räumen der Paramenten-Firma Schmitt in Köln (deren Chef Thomas Schmitt kennt Rombach schon sehr lange) fertigten die Studenten die elf Gewänder dann an. "Im Bistum Aachen sind sie einzigartig", freut sich der Pfarrer über die in der Grundfarbe Anthrazit gehaltenen knöchellangen Gewänder mit einer bordeauxfarbenen Kellerfalte in der Mitte und einer schwarzen Passe, auf der das Pfarrwappen aufgestickt ist.

Rund 350 Euro kostete jedes Gewand. "Dafür ist aber kein Cent Kirchensteuer ausgegeben worden. Vielmehr sind zwei Sponsoren dafür aufgekommen. Es ist immer wieder schön, wie sehr man Erkelenzer für eine Idee begeistern kann", freut sich der Pfarrer. Und auch für die Studenten hat sich die Sache gelohnt: Ihre Arbeit wurde mit der Endnote 1,3 bewertet. Frage des Tages

(RP)
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