Erkelenz Schutz von Kindern verbessert

Erkelenz · Stadtsportverband, Kinderschutzbund und Stadtverwaltung haben für Erkelenz eine Vereinbarung geschlossen, die den Schutz von Kindern ausweitet. Sie richtet sich gegen sexualisierte Gewalt in Vereinen und Familien.

 Unterschreiben die Vereinbarung für mehr Schutz von Kindern: Annegret Steingießer (v.l.), Franz Thiel, Michael Kutz, Heinz Musch, Dr. Hans-Heiner Gotzen, Bürgermeister Peter Jansen und Claus Bürgers.

Unterschreiben die Vereinbarung für mehr Schutz von Kindern: Annegret Steingießer (v.l.), Franz Thiel, Michael Kutz, Heinz Musch, Dr. Hans-Heiner Gotzen, Bürgermeister Peter Jansen und Claus Bürgers.

Foto: Jürgen Laaser

Fälle von sexueller und anderer Gewalt gegen Kinder in Vereinen und Familien müssen verhindert werden — und wo das zu spät ist, muss den Kindern und Jugendlichen eine schnelle Hilfe angeboten werden. In Erkelenz haben gestern die Stadtverwaltung, der Kinderschutzbund und Stadtsportverband schriftlich vereinbart, wie sie gemeinsam solche Vorfälle verhindern wollen.

"Uns allen muss immer bewusst sein, dass das nicht zu 100 Prozent gelingen wird", sagte Michael Kutz vom Erkelenzer Kinderschutzbund, eine Kommune müsse es sich allerdings zur Aufgabe machen, die "Anzahl der sexualisierten Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche zurückzuführen". Dies soll nun geschehen. In Kraft tritt die Vereinbarung am 20. September, dem Weltkindertag. Beteiligte der ersten Stunde sind auch der ETV und der Budo-Club. Dass andere Sportvereine nachziehen, erwartet Heinz Musch, der Vorsitzende des Stadtsportverbands. Auch in den Musik machenden Vereinen wird das Thema momentan diskutiert.

Papier ist geduldig. Deshalb ist die Vereinbarung vielmehr als ein Paket zu verstehen, das die Vereine mit der Stadtverwaltung und dem Kinderschutzbund umsetzen wollen, erklärte Franz Thiel vom Budo-Club. Erstens: "In den Vereinen müssen die Menschen, die mit Kindern arbeiten, sensibilisiert werden, und das Thema sexualisierte Gewalt muss aus der Tabuzone geholt werden." Zweitens: "Die Vereine müssen Ansprechpartner benennen, die bei Auffälligkeiten oder Problemen angesprochen werden können." Drittens: Die Vereinsmitarbeiter werden geschult. Viertens: Der Kinderschutzbund und das Jugendamt bieten Beratungsmöglichkeiten. Das kann anonym geschehen, und im Fall des Kinderschutzbunds können sich Betroffene sicher sein, dass durch das Ansprechen eines möglicherweise vorhandenen Falls nicht sofort der komplette Verwaltungsapparat in Gang gesetzt wird. Fünftes: Vereine verlangen vor Aufnahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit von potenziellen Mitarbeitern ein erweitertes Führungszeugnis. Sechstens: Manche Vereine, wie in Erkelenz der Budo-Club, lassen zusätzlich Mitarbeiter den Ehrenkodex des Landessportbunds unterzeichnen.

"Wir, die Vereine, wollen keine Kontrollinstanz sein", sagte Heinz Musch. Allerdings sehen alle Unterzeichner, dass neben Schulen und Kindergärten die Vereine ein dritter großer Punkt sind, wo Kontakt zu Kindern besteht und wo Fälle von sexualisierter Gewalt entweder auftreten oder, wenn sie in Familien geschieht, auffallen könnten. "Wir wollen nicht, dass jemand sagen muss: Warum sind frühere Hinweise nicht aufgegriffen worden oder warum ist nicht früher eingegriffen worden", betonte der Erste Beigeordnete der Stadt, Dr. Hans-Heiner Gotzen.

(RP/ac)
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