Erkelenz Schülertheater geht neuen Weg

Erkelenz · Oberstufenschüler haben die Zwei-Personen-Komödie "norway.today" so umgeschrieben, dass sie von zwölf Schauspielern aufgeführt werden kann: Sie kleiden deren Emotionen in eigene Personen.

 Als emotionale Pärchen sitzen die Schauspieler der Cusanus-Theatergruppe auf der Bühne, einem schneebedeckten norwegischen Fjord.

Als emotionale Pärchen sitzen die Schauspieler der Cusanus-Theatergruppe auf der Bühne, einem schneebedeckten norwegischen Fjord.

Foto: Jürgen Laaser

Julie ist Anfang zwanzig, wohlbehütet und frei von materiellen Sorgen aufgewachsen. Nun aber ist sie davon überzeugt, nicht unter Menschen und in deren Rollenklischees zu passen. Im Internet sucht und findet sie einen Partner für einen Doppelselbstmord: August, 19 Jahre. Bis es zu einem doch nicht tragischen Schluss kommt, durchleben Julie und August in der Komödie "norway.today" von Igor Bauersima, die im Jahr 2000 in Düsseldorf uraufgeführt wurde, zwei emotional sie auf und ab führende Stunden - gezeigt wird das Theaterstück in der nächsten Woche am Cusanus-Gymnasium, und die Theatergruppe der Oberstufen (Q1) hat sich für ihre Inszenierung, in der zwölf Personen zwei Rollen spielen, etwas Besonderes einfallen lassen. Seit vier Jahrzehnten gibt es an dem Gymnasium eine Theatergruppe für Oberstufenschüler. Stets wurden klassische Werke aufgeführt, in denen die Schüler manchmal in einer Doppelbesetzung auf zwei Aufführungen aufgeteilt wurden, damit alle aus der Gruppe mitspielen können. Umso erstaunter war der aktuelle Jahrgang, als die Lehrer Verena Meinecke und Boris Mischnik ihnen das Stück dieses Schuljahrs vorstellten: "norway.today" für zwei Schauspieler. Steffen Thiel erinnert sich: "Wir fanden den Gedanken anfangs seltsam. Uns wurde dazu die Aufgabe gestellt, eine Idee zu entwickeln, wie wir alle zusammen dieses Zweipersonenstück aufführen könnten." Die Schüler sollten sich alle Freiheiten nehmen, hatten Meinecke und Mischnik ihnen noch mitgegeben.

Was folgte, war eine lange, mitunter chaotische Findungsphase, in der viel entworfen und viel verworfen wurde. Eines war den Schülern jedoch sofort klar, erzählt Tamara Misic: "Als wir das Textbuch lasen, stellten wir schnell fest, dass die Figuren ganz viele und oft wechselnde emotionale Höhen und Tiefen erleben." Daraus sei die Idee entstanden, ergänzt Louis Tichelman, die wesentlichsten Emotionen der zwei Figuren herauszuarbeiten und auf sechs Schauspieler aufzuteilen.

Damit die Zuschauer der Idee folgen können, entschied die Theatergruppe - die mit Maske, Bühnen- und Kostümbild etwa 50 Personen stark ist -, die Darsteller in T-Shirts zu kleiden, auf denen die jeweiligen Emotionen geschrieben stehen und die Gesichter entsprechend zu schminken. Und so stehen bei der Probe Julie (#nachdenklich, #zickig, #dominant, #heiter, #traurig, #zynisch) und August (#direkt, # falsch, #lustig, #spontan, #zurückhaltend, #verliebt) gemeinsam auf der Bühne im Atrium des Cusanus-Gymnasiums. Noch haben sie drei Probentage bis zur Premiere, um ihr eigenständiges, durchaus abstraktes Theaterkunstwerk final zu erarbeiten. Größte Herausforderung, aber auch besonderer Reiz dabei sei es, sind sich Schüler und Lehrer einig, die aufgespaltenen Emotionen für die Zuschauer wieder zu zwei Personen zusammenfließen zu lassen.

Aufführungen Donnerstag, Freitag und Samstag, 2. bis 4. Juni, jeweils 19.30 Uhr (Einlass ins Atrium des Cusanus-Gymnasiums 19 Uhr); Karten (3 und 5 Euro), bei den Buchhandlungen Wild und Viehausen sowie im Schulsekretariat.

(spe)
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