Erkelenz Pläne für das Immerather "Herz" stehen

Erkelenz · Bronzeskulpturen des Künstlers Michael Franke sollen am "Immerather Markt" an die weggebaggerten Dörfer erinnern.

 So soll der Marktplatz in Immerath (neu) einmal aussehen. So jedenfalls stellt sich der Berverather Künstler und Diplom-Ingenieur Michael Franke den Platz vor.

So soll der Marktplatz in Immerath (neu) einmal aussehen. So jedenfalls stellt sich der Berverather Künstler und Diplom-Ingenieur Michael Franke den Platz vor.

Foto: Michael Franke

Wie Immerath (neu) einmal aussehen könnte, dazu fehlten Anne (damals noch Goeres) und Frank Eßer im März 2007 beim Spatenstich zum ersten Umsiedlerhaus die Fantasie, doch waren sich beide einig: "Wir werden schon wieder zusammenwachsen". Inzwischen zählt Immerath (neu) 561 Einwohner, und die Bautätigkeit ist nach wie vor ungebrochen, die von privater und öffentlicher Hand geschaffene Infrastruktur hat Formen angenommen. Es gibt Friseursalons, ein Küchenstudio, einen Obst- und Gemüse-Hofladen, eine Pizzeria, und ab September eröffnet die Raiffeisenbank ihre Filiale. Das Sportgelände mit Sportplatz, Turnhalle, Vereinsräumen und Parkplätzen wird ebenso gut angenommen wie der Lunapark in der Nähe des Kaisersaals und des Kindergartens. Erst am Palmsamstag wurden die Kapelle St. Lambertus und die Begegnungsstätte geweiht. Der Friedhof am Ortsrand bekommt noch in diesem Jahr eine Aussegnungshalle.

Der neue Erkelenzer Stadtteil mit altem Namen macht sich. Und wenn die Wünsche und Vorstellungen der Bürger und Planer ins Zeitfenster passen, dann sollte zum Zehnjährigen und gleichzeitigen Abschluss der Umsiedlung Anfang 2017 auch das "Herz am neuen Flecken" schlagen. Vom 28. April bis 1. Mai soll dann vier Tage gefeiert werden rund um den Markt. "Der ist dann für uns ein Mittelpunkt des Dorfes", stuft Wilfried Goeres von der Bruderschaft das Gelände hoch ein. Das vorgesehene Grundstück wird nicht umsonst auch als "Zuckerstück der Dorfmitte" gepriesen, nicht zuletzt weil es wie ein überdimensionales Kuchenstück gegenüber dem Kaisersaal liegt, nach der Fertigstellung ein Ort der Erholung und der Historie sein soll.

Diese Vorgabe ist dem im ebenfalls von den Braunkohlebaggern bedrohten Dorf Berverath lebenden Künstler Michael Franke von einem Interessenkonsortium, in dem Vertreter des SV Immerath, der Karnevalsgesellschaft "Immeroder Seckschürger", der St.-Sebastianus-Bruderschaft, der Dorfgemeinschaft und des Bürgerbeirats ILP (Immerath-Lützerath-Pesch) nach mehreren Sitzungen und in einem Wunschkatalog gemacht worden.

Im Mittelpunkt eines mit roten Ziegelsteinen gepflasterten Platzes liegt ein Mühlstein "quasi als Tisch der Gemeinde" (Michael Franke). Der Mühlstein kommt aus der alten Immerather Mühle, die Franke auch als Bronzeskulptur auf einer von drei gemauerten Säulen gestalten soll. Auf den beiden anderen Säulen wird ein Seckschürger zu sehen sein - und natürlich der Immerather Dom, das Wahrzeichen schlechthin. Der Dom wird für Franke "der schwerste Part beim Modellieren sein und viel Zeit in Anspruch nehmen". Er arbeitet nach dem Wachsausschmelzverfahren, modelliert zunächst in Wachs, wonach der Bronzeguss folgt. Die Besonderheit der drei Säulen wird das Baumaterial sein. Sie werden aus Tuffstein errichtet, der aus dem am 13. Oktober 2013 entwidmeten und zum Abriss stehenden Dom aus Immerath (alt) kommt. Sollte die neuromanische Basilika dann noch stehen, werden die einen Meter hohen Kunstwerksockel am Immerather Markt zunächst provisorisch gebaut, das Gestein dann später ausgetauscht. Drei Ruhebänke unter Schatten spendenden Bäumen bekommen eine optische (Hecken) und informative (Textborde) Abgrenzung zum benachbarten Gelände (evtl. mit Parkplätzen). Die 80 bis 90 Zentimeter hohen Borde präsentieren sich als Geschichtstafeln, die sich mit der von den Braunkohlebaggern vernichteten Dörfern Immerath, Lützerath und Pesch beschäftigen. Die Texte dazu trägt der in Golzheim lebende Historiker Dr. Peter Staatz zusammen, der auch an der Chronik von Immerath arbeitet.

In das Ausschreibungs- und Kostengenehmigungsverfahren hat Thomas Kolbe, bei RWE Ansprechpartner für den Bereich Tagebau Garzweiler, auch den Wunsch der Immerather mit einbezogen: Es soll ein bunt gestalteter Ständebaum errichtet werden, auf dem sich Wappen mit im Ort präsenten Firmen/Berufen/Vereinen wiederfinden.

Dazu gehört auch ein Schild des Bauunternehmens Eßer, schließlich sind Frank und Anne Eßer die ersten Umsiedler. Nach acht Jahren können sie nun auch sagen. "Ja es gibt Dorfleben, langsam aber stetig." Zwei Familienmitglieder werden sogar über den neuen Ort unbedingt von Heimat sprechen, denn die Töchter Inka (5) und Greta (2) wachsen in Immerath-neu auf.

(hg)
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