Erkelenz Papier, Textil und Steinkohle

Das erste als größerer Produktionsbetrieb anzusehende Unternehmen Hückelhovens stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts im damals ohnehin größten Siedlungspunkt der ganzen Region, Brachelen, mit der "Papierfabrik" Berens. 1812 produzierten neben der Familie 30 Mitarbeiter im heute noch zu sehenden, halb verfallenen Gebäude der Rischmühle Ortsausgang Richtung Linnich. Schon in den 1840er Jahren wurde eine regelrechte "Papiermaschine" aufgestellt, die Mitarbeiterzahl stieg auf knapp 100, das Unternehmen florierte bis zum Ende des Jahrhunderts, über Generationen Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft und dem stark vertretenen Handwerk, etwa 80 Betriebe, bereithaltend. 1899 erfolgte der Konkurs.

 Andreas Josef Berens kaufte eine erste Papiermaschine zu Beginn des 19. Jahrhunderts und erzielte mit seinen Produkten 1810 auf der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille. Seine "Papierfabrik" hatte er in Hückelhoven-Brachelen.

Andreas Josef Berens kaufte eine erste Papiermaschine zu Beginn des 19. Jahrhunderts und erzielte mit seinen Produkten 1810 auf der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille. Seine "Papierfabrik" hatte er in Hückelhoven-Brachelen.

Foto: Heimatkalender des Kreises Heinsberg

In Hückelhoven richtete der aus Randerath kommende Weber Wilhelm Schwartz in der Straße Am Lieberg ab 1851 eine Kleiderfabrik ein, in der bis zu 50 Arbeiterinnen Kleidung aus firmeneigenen Tuchen nähten. Die Nachkommen hielten das Unternehmen bis in die 1970er Jahre, auch hier war der Niedergang der Textilindustrie nicht aufzuhalten. Heute unterhält hier der Unternehmer Helmut Zurkaulen sein Opel-Museum.

Ab 1884 erregte der Bergbauunternehmer Friedrich Honigmann im Hückelhoven-Erkelenzer Land Aufmerksamkeit mit Versuchsbohrungen nach Steinkohle, die er im Gegensatz zu fast allen Experten im Aachener Revier auch in Rurnähe vermutete. Der seit 1852 bestehenden Bahnlinie Aachen-Mönchengladbach wegen setzte er die ersten Bohrungen bei Baal/Doveren an, wurde auch bestätigt, allerdings erst in fast 500 Metern Tiefe lag (und liegt) der Anthrazit. Nach zahlreichen weiteren Tests wurden die Förderschächte in Hückelhoven gebaut, wo Kohle in 180 Metern gefunden worden war. Ab etwa 1908 wurde klar, dass aus den Versuchsfeldern der Kohle ein großer Industriebetrieb werden und damit Ausbildungs- und Arbeitsplätze bieten würde. Die Umkehrung der (Ab-) Wanderungstendenz reichte allein nicht aus, um die Arbeitsplätze zu besetzen: Zigtausende Arbeiter wurden in Deutschland, Europa, der Türkei angeworben, mit den Familien versechsfachte sich Hückelhovens Einwohnerzahl in wenigen Jahren.

1997 dann das Ende für die 5000 direkten und viele weitere Arbeitsplätze von Zulieferern und 500 Ausbildungsplätze. Der Strukturwandel brachte und bringt nunmehr Logistik- und Handelsunternehmen nach Hückelhoven.

(isp)
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