Erkelenz Neue Heimat aktiv gestalten

Erkelenz · Das Oerather Mühlenfeld ist Heimat für rund 1800 Menschen geworden. In der Hauptsache stammen die Bewohner gar nicht aus Erkelenz. Sie zeigen großes Interesse für das Umfeld, in dem sie leben. Das Ergebnis ist ein Bürgerverein.

 Ein Bürgerverein kümmert sich um das Oerather Mühlenfeld, dessen Wachstum rechts dokumentiert ist.

Ein Bürgerverein kümmert sich um das Oerather Mühlenfeld, dessen Wachstum rechts dokumentiert ist.

Foto: Schwarz/RP-Fotos (4): Laaser (Archiv)

Rund 1800 Einwohner etwa zählt das Oerather Mühlenfeld. 20 bis 30 Prozent von ihnen, so jedenfalls schätzen es Daniel Schwarz, Jan Becker und René Grundke, sind das, was man gemeinhin mit "echtem Erkelenzer" bezeichnen würde - Menschen, die zumindest auf Erkelenzer Stadtgebiet (also die Außenorte miteingerechnet) geboren und aufgewachsen sind. Die verbliebenen 70 bis 80 Prozent bringen also "Migrationshintergrund" mit. Sie haben im Oerather Mühlenfeld und damit in Erkelenz eine neue Heimat gefunden.

Erkelenz: Neue Heimat aktiv gestalten
Foto: Laaser Jürgen

Das Mühlenfeld zählt zu den Topadressen der Stadt - anders ist es wohl kaum zu erklären, dass die Nachfrage nach baureifen Grundstücken auch heute nicht abreißt. Wie dem auch sei: Im Mühlenfeld ist etwas Erstaunliches passiert. Seit knapp einem Jahr gibt es einen Bürgerverein, der sich um das Wohngebiet an sich, vor allem aber um die Menschen und den Aufbau einer guten Nachbarschaft kümmert. In Zeiten, da viele Menschen ihre direkten Nachbarn kaum kennen und die Anonymität auch in ländlichen Gebieten keine Seltenheit mehr ist, ist die Gründung eines solchen Vereins schon viel mehr als ein positives Beispiel.

Jan Becker ist der Vorsitzende des jungen Vereins. Berufsbedingt ist er schon viel herumgekommen, ehe er schließlich in Erkelenz heimisch geworden ist. Auch Geschäftsführer René Grundke ist ein Zugereister, und zwar aus Rurich. Daniel Schwarz hingegen, der im Bürgerverein den Posten des zweiten Vorsitzenden einnimmt, ist von Haus aus Keyenberger und damit im Prinzip also Erkelenzer. Die drei Männer erklären, wie es zu dem Verein kam. "Der Bürgerverein ist das Resultat eines Bürgergespräches, das die Erkelenzer CDU mal auf dem Mühlenplatz, der ja damals diesen Namen offiziell noch gar nicht trug, geführt hat. Wir haben festgestellt, dass viele Bewohner großes Interesse an ihrem Wohngebiet haben und etwas bewegen wollen", sagt Daniel Schwarz. Am besten bieten sich Feste an, um die Leute vor die Tür zu holen - also organisierte man 2015 ein Sommerfest. "Wir wussten überhaupt nicht, wie viele Leute kommen würden, das machte die Organisation etwas schwierig", erzählt Jan Becker weiter. Doch das gemeinsame Anpacken hatte sich mehr als gelohnt, denn circa 800 Bewohner des Mühlenfeldes feierten mit - ein großer Erfolg. Fanden auch die Initiatoren und gründeten daraufhin und als logische Folge den Verein.

Denn: Mit dem Bürgerverein steigen die Chancen, dass sich von auswärts hinzugezogene Menschen besser mit ihrer neuen Heimatstadt identifizieren. Becker: "Es scheint so, dass man sich als Auswärtiger nicht schnell mit dem neuen Umfeld identifiziert. Auch das war ja ein Ansporn, den Verein zu gründen, um den Leuten Erkelenz näher zu bringen." Grundke fällt dazu ein: "Als Ruricher bin ich sozusagen ein Dorfkind. Diesen Dorfcharakter hätte ich hier gerne auch." Die Akteure fühlen sich in ihrer ehrenamtlichen Arbeit bestätigt, wenn ihre Nachbarn signalisieren, das Engagement des Vereins ausdrücklich zu begrüßen. Darum sollen auch Aktivitäten wie das Sommerfest (findet wieder am 2. September 2017 statt, hierfür wünscht sich der Bürgerverein eine junge Band, die das Fest musikalisch "aufmöbeln" möchte) definitiv erhalten bleiben. Bei der Aktion "Der Baum brennt" (geplant am 10. Dezember um 16 Uhr auf dem Mühlenplatz) wird ebenfalls das Miteinander gefördert, wenn besonders die Kinder eingeladen sind, den großen Weihnachtsbaum auf dem Platz zu schmücken.

So gut die Aktivitäten des Vereins auch angelaufen sind, so deutlich zeigen sich auch Grenzen. "Hier fehlt eine Art Anlaufstelle. Dörfer haben für gemeinschaftliche Veranstaltungen beispielsweise Mehrzweckhallen. Für unsere offenen Mitgliederversammlungen gehen wir in die Oerather Mühle. Zunächst wäre es schon super, wenn sich hier wieder eine Bäckerei oder Ähnliches ansiedeln würde, denn das waren gute Orte, um sich beispielsweise beim Brötchenkauf zu treffen und zu quatschen", sagen die drei Männer übereinstimmend.

Was die Lage des Wohngebietes betrifft, so sei man sich im Mühlenfeld einig, dass die Antwort "ideal" lauten müsse. "Dank der Brücke kommen die Kinder sicher zu den Schulen. Auch der Weg mit dem Fahrrad zum Supermarkt ist sehr kurz. Wichtig für Berufspendler, und die gibt es im Mühlenfeld ausreichend, ist auch die schnelle Anbindung an die Autobahn 46", sagt das Team vom Bürgerverein. Der Verein hat sich also aufgestellt und will mehr und mehr Ziele definieren, um die Arbeit weiter zu konkretisieren. Konkret ist allerdings schon die Präsentation, denn im Internet ist längst die Homepage am Start, auch im sozialen Netzwerk facebook ist der Bürgerverein des Oerather Mühlenfeldes sehr aktiv und informiert. www.oerather-muehlenfeld.de

(RP)
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