Frühkirmes in Erkelenz Nach 15 Stunden steht der "Ghost Rider"

Erkelenz · Sieben Männer arbeiten 15 Stunden - dann steht endlich der "Ghost Rider", ein europaweit auf Rummelplätzen einzigartiges Fahrgeschäft, das bei der diesjährigen Frühkirmes erstmalig in Erkelenz zu erleben sein wird.

 Schausteller Dirk Löffelhardt ist Stolz auf seinen "Ghost Rider": "Das Besondere ist, dass die kreisenden Gondeln frei in Lagern hängen und unter anderem vom Körpergewicht der Insassen abhängt, wann es zum Überschlag kommt."

Schausteller Dirk Löffelhardt ist Stolz auf seinen "Ghost Rider": "Das Besondere ist, dass die kreisenden Gondeln frei in Lagern hängen und unter anderem vom Körpergewicht der Insassen abhängt, wann es zum Überschlag kommt."

Foto: Speen

Das zentrale Element des "Ghost Rider" steht Dienstagnachmittag bereits. Gegen 11 Uhr haben die Mitarbeiter von Dirk Löffelhardt begonnen, das Fahrgeschäft für die Frühkirmes, zu der in Erkelenz der Lambertusmarkt gehört, aufzubauen. 15 Arbeitsstunden benötigen sie dafür insgesamt. Mit sieben Arbeitskräften. Der Abbau geht schneller. Nur neun Stunden kalkuliert Löffelhardt dafür ein.

Beim Aufbau geht's um Zentimeter

Auf dem Burgparkplatz herrscht geschäftiges, aber ungemein ruhiges Treiben. Aus der einen Richtung ist zu hören, wie Bolzen in Metall geschlagen werden, aus der anderen das Dieseln eines Motors. Eine Imbissbude wird an ihren endgültigen Platz rangiert. Eine andere Kirmesbude muss dafür noch einmal um wenige Zentimeter verschoben werden. Das sind an diesem Nachmittag aber schon alle lauteren Geräusche. Die meisten Arbeiten, scheint es, laufen so ruhig und routiniert ab, wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen.

Um Zentimeter geht es auch bei Löffelhardt, dem Besitzer des "Ghost Rider", der aus einer Schaustellerfamilie aus Erftstadt stammt, dessen Oma bereits in den 1960ern mit einer Boxbude gereist war. Der 41-Jährige ruft den Besitzer des benachbarten Autoscooters, um beim Aufbau gemeinsam darauf Acht zu geben, dass keines der beiden Fahrgeschäfte beschädigt wird. Allein der "Ghost Rider" hatte einen Neupreis von 2,2 Millionen Euro.

Drei Lkw-Anhänger hat Dirk Löffelhardt um seinen Standplatz herum aufgestellt. Einer mit dem Kassenhäuschen. Einer mit dem Gestänge für den Unter- und Oberbau des Fahrgeschäfts. Und einer mit den farbigen Sitzgruppen, auf denen von Donnerstag bis Montag bis zu 32 Gäste gleichzeitig ihre Plätze einnehmen können, um sich in jede erdenkliche Richtung schleudern zu lassen.

Noch ist der "Ghost Rider" weit entfernt von seiner Fertigstellung. Auf und vor den drei Lastwagen liegen, wie bei einem Modellbausatz sortiert nach Art und Größe, die in nächster Zeit für den Aufbau benötigten Bestandteile des 65 Tonnen schweren Fahrgeschäfts. Manches davon ist am Abend schon so in den "Ghost Rider" eingebaut, dass es kein Fahrgast je mehr zu sehen bekommen wird.

Sieben Männer müssen wie ein Uhrwerk zusammenarbeiten

Früh sind Dirk Löffelhardt und seine vier festen Angestellten sowie zwei Aushilfsmitarbeiter am Mittwoch wieder auf dem Kirmesplatz, der Donnerstag ab 14 Uhr die Besucher zu Tausenden anlocken wird. Zwei von ihnen verlegen Bodenplatten. Zwei lösen auf einem Anhänger die gelben, grünen, blauen und orangefarbenen Sitzpaare des "Ghost Rider" aus den Transportverankerungen. Und Löffelhardt bedient den Kran, mit dem sie in eineinhalbstündiger Arbeit auf das Fahrgeschäft gehievt und dort von zwei weiteren Mitarbeitern montiert werden.

Sobald einer aus dem Team sieht, dass ein anderer Hilfe nötig hat, rennt er rüber, um danach gleich wieder zu seiner Arbeit zu eilen. Die Ruhe vom Dienstag ist am Tag vor Kirmeseröffnung vom Burgparkplatz gewichen. Löffelhardt und sein Mann auf dem Anhänger, der Sitzpaare für den Kran transportbereit macht, verstehen sich aber auch über das Bohren, Rappeln, Hämmern und Rumpeln hinweg, das jetzt den Platz erfüllt. Es bestätigt sich der Eindruck, dass beim Aufbau der Kirmes alles abläuft, wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen.

Besonderes Fahrgeschäft durch kreisende Gondeln

Mittags steht der "Ghost Rider". Nachmittags kommt das Bauaufsichtsamt zur Kontrolle, bevor erste Probefahrten gemacht werden können. Seine ersten Fahrgäste begrüßt Dirk Löffelhardt am Donnerstagnachmittag. Ihnen verspricht er ein besonderes Erlebnis: "Das ist die einzige Anlage dieser Art in Europa. Davon wurden nur zwei gebaut, und mit der anderen gehen wir ab nächstes Jahr zusätzlich auf Reisen. Das Besondere ist, dass die kreisenden Gondeln frei in Lagern hängen und unter anderem vom Körpergewicht der Insassen abhängt, wann es zum Überschlag kommt. Und weil sich das langsam ankündigt und es nicht ruckartig passiert, steigt bei uns nicht nur junges Publikum ein."

Gegen 14 Uhr ist am Donnerstag Fassanstich zur Kirmes. Auf rund 6000 Quadratmetern warten dann bis einschließlich Montag, 19. Juni, mehr als 110 Schaustellergeschäfte auf die Besucher. Zum Bühnenprogramm des Lambertusmarkts gehören heute Abend kölsche Gruppen wie die Kolibris und Paveier.

(spe)
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