Erkelenz Musiktheater und das höchste Lob

Erkelenz · Anne Frank als Musiktheater - das interessierte auch Sylvia Löhrmann. Die NRW-Schulministerin sah eine brillante Inszenierung des CGE.

 NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (2.v.r.) ließ sich von Jörg Diepenthal, Rita Hündgen und Michael Forg (v.l.) die Ausstellung erläutern.

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (2.v.r.) ließ sich von Jörg Diepenthal, Rita Hündgen und Michael Forg (v.l.) die Ausstellung erläutern.

Foto: JL

"Ich bin in einer Zeit geboren, in der man besser nicht geboren wäre." Als Anne diesen Satz sagt, ist sie gerade mal 14 Jahre alt. Die Wirren des Zweiten Weltkrieges haben sie schnell reifen lassen. Anne - das ist das jüdische Mädchen Anne Frank. Mit ihrem Tagebuch hat sie eines der meist gelesenen Werke der Weltliteratur verfasst. Der Literaturkurs Musiktheater und der Oberstufenchor des Cusanus-Gymnasiums haben den schwierigen Stoff aufgearbeitet. Entstanden ist unter der Leitung der beiden Lehrer Jörg Diepenthal (Regie), aus dessen Feder in Anlehnung an das Tagebuch der Text stammt, und Michael Forg (musikalische Gesamtleitung), der eigens für die Aufführung Stücke komponiert hatte, das Musiktheater "Anne Frank - Denke an all' das Gute und Schöne".

Das Atrium ist vollständig verhüllt. Schwarz. Die Farbe dominiert. Außergewöhnlicherweise existiert keine Bühne. Und außergewöhnlicherweise sitzen die Zuschauer auf einer Tribüne und blicken herunter auf die Szenerie, die rechts und links von zwei riesigen Leinwänden eingerahmt wird. Das hat es so im Cusanus noch nicht gegeben. "Es ist ein Wagnis, die Geschichte Anne Franks als Musiktheater zu präsentieren", sagte Schulleiterin Rita Hündgen. Rund 120 Akteure waren am Projekt beteiligt, das zu Schuljahresbeginn seinen Anfang nahm.

Erkelenz: Musiktheater und das höchste Lob
Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Wie hoch der Aufwand war, um das Stück so aufzuführen, wie es gezeigt wurde, wurde dem Zuschauer schnell klargemacht. Eine karge Ausstattung der Bühne - zu sehen war hier eine fast originalgetreu nachgebaute Küche des Hinterhauses in der Prinsengracht 263 in Amsterdam - reichte völlig aus, um den Zuschauer bei seinen Emotionen zu packen. auf rund 50 Quadratmetern zusammengepfercht lebten dort die Familien Frank und van Pels sowie Zahnarzt Dr. Fritz Pfeffer, insgesamt acht Personen. Allesamt Juden. Versteckt wurden sie von der aufopferungsvollen Miep Gies, der Sekretärin Otto Franks (Annes Vater).

Das Tagebuch zu lesen, ist die eine Sache. Die andere Seite ist allerdings, im Rahmen dieses Musiktheaters zu sehen, wie es in den Jahren 1944 und 1945 in der Wohnung zugegangen sein muss. Die Schauspieler, allen voran Masha Schmitz (Foto links), die Anne verkörpert, leben ihre Rollen regelrecht. Ihre Leistung: stark und brillant. Sie zeigen, dass in Zeiten der Judenverfolgung auch Fröhlichkeit im Alltag möglich war. Doch, kaum verwunderlich, zehrt die räumliche Enge die Nerven der acht Bewohner aus.

Und dann war da der Chor. Wie aus dem Nichts tauchen die rund 40 jungen Sänger in der obersten Etage des Atriums auf. Ihr Gesang: gewaltig. Mit voller Wucht stößt der Chor das Tor zum dramatischen Finale auf - die verstecken Juden werden entdeckt und deportiert.

Wenn das Publikum beim Applaudieren aufsteht, ist das das höchste Lob für die Künstler. Eine, die auch aufgestanden war, war bei der Premiere Sylvia Löhrmann, NRW-Schulministerin. Zutiefst beeindruckt dankte sie den Schülern als Darsteller und Sänger "für das Stück Historie, das von deutscher Hand verursacht wurde".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort