Erkelenz Mit anderen Kunstinteressierten in Kursen Schönes zaubern

Erkelenz · Rund 100 Kreative nehmen während drei Wochen an dem Sommer-Kunsttreff auf Haus Hohenbusch teil. Figürliches formen aus Beton, Filz oder Speckstein - die Angebote sind vielfältig.

 Erdmute Reumann (li.) und Künstlerin Elisabeth Jakobs beim Bearbeiten des Steins. Die Kursleiterin betont, dass der rohe Stein die Grenzen der Möglichkeiten setzt: "Er ist der Chef."

Erdmute Reumann (li.) und Künstlerin Elisabeth Jakobs beim Bearbeiten des Steins. Die Kursleiterin betont, dass der rohe Stein die Grenzen der Möglichkeiten setzt: "Er ist der Chef."

Foto: JÖRG KNAPPE

Zufrieden ist Ingrid Kern noch nicht. Sie tritt einen Schritt zurück, mustert ihr Styropormodell und schüttelt den Kopf: "Das hätte ich anders machen müssen." Zwischen Styroporresten und Klebeband liegt das Bild einer üppigen, orangefarbenen Nana. Es verrät, was sich die Seniorin für die nächsten Tage vorgenommen hat: Aus Beton möchte sie eine Figur im Stil der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle schaffen.

Im Laienbrüderhaus auf Haus Hohenbusch wird fleißig gewerkelt: Beim zweiten Sommer-Kunsttreff unter der Leitung von Elke Bürger können kunstinteressierte Anfänger und Fortgeschrittene innerhalb von drei Wochen an 26 Kreativkursen teilnehmen. Das Angebot ist vielfältig: Neben Zeichnen, Acryl- und Ölmalerei können auch Kurse rund um Skulputuren, Schmuck und Aktfotografie belegt werden. Das Arbeiten mit Beton ist einer der Kurse, die Elke Bürger anbietet. Die zwölf Teilnehmer lernen bei ihr die Laminiertechnik kennen. Dabei wird der Beton nicht gegossen, sondern kann nach Belieben geformt werden. "Ich habe das Material noch nie so verarbeitet", sagt Barbara Wokurka fasziniert. Die Künstlerin mit eigenem Atelier in Köln hat die erste Schicht bereits aufgetragen. Während sie aus dem Beton einen Lampenschirm fertigt, nutzt Jörg Kaminski aus Hückelhoven das Material, um ein Huhn zu kreieren. Es soll den Garten verschönern. Ideen der Teilnehmer sind unterschiedlich: "Hier arbeitet jeder individuell an seinem eigenen Kunstwerk", so Bürger.

Ruhiger geht es am anderen Ende des Laienbrüderhauses zu: Sieben Frauen filzen konzentriert an Bildern, die einen 3D-Effekt bekommen sollen. Leiterin Sandra Struck-Germann hat verschiedene Wollarten mitgebracht. Während einige der Teilnehmerinnen zum ersten Mal filzen, sind unter ihnen auch echte Profis wie Karen Bruinsma, die eine Filzschule besucht. Die Niederländerin möchte die Struktur eines Baumpilzes nachstellen. Lena Richter gehört mit 23 Jahren zu den jüngeren Teilnehmern. Bei ihr entsteht ein Känguru, dass in seinem Beutel noch ein Kleines tragen soll. "Der dreidimensionale Effekt", so erklärt Sandra Struck-Germann, "entsteht durch mehrere Wollschichten, die übereinander aufgebaut werden." Einige Beispiele hat sie mitgebracht. Noch sitzt Christiane Nowak etwas skeptisch vor ihrem Kunstwerk: "Das es einmal so aussehen kann, kann ich mir schwer vorstellen", sagt sie und lacht.

Einige Kreative kommen von weit her, aus Dortmund, Siegen, Berlin und Dresden. "Hohenbusch ist den Teilnehmern bekannt", weiß Elke Bürger. "Sie genießen es, hier zu arbeiten." Das bestätigt Elisabeth Jakobs. "Wenn man durch die Klosterpforte geht, ist man in einer anderen Welt", sagt die Leiterin des Specksteinkurses. Um sie herum beugen sich Frauen mit Raspeln über die farbigen Steine. Staub liegt in der Luft. Die Philosophie von Elisabeth Jakobs ist es, dass der Stein das Sagen hat: "Er ist der Chef und setzt die Grenzen", sagt sie. Dass das gar nicht so leicht ist, wird beim Anblick der großen bis zu 14 Kilo schweren Specksteinbrocken im Rohzustand deutlich. So stand auch Ingrid Guttmann-Goebbels, obwohl sie schon seit vielen Jahren mit Speckstein arbeitet, vor einer Herausforderung. Diesmal konnte sie keinen Bezug zu ihrem Stein aufbauen. "Drei Tage hat es gedauert, bis ich gemerkt habe, dass ich doch was daraus machen kann", erzählt sie. Mit ihrem Ergebnis ist sie umso zufriedener. Das Loslassen eigener Vorstellungen und Einlassen auf den Stein hat für Angelica Egerth aus Berlin etwas Meditatives. Bettina Bard verleiht mit einer armreifartigen Raspel ihrem Werk mehr Tiefe. Zum ersten Mal arbeitet sie mit Speckstein: "Ich bin begeistert, dass man etwas so Schönes daraus zaubern kann."

(ubg)
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