Erkelenz Menschen gehören zur schützenswerten Umwelt

Erkelenz · Vom Strukturbruch oder Strukturwandel in Hinsicht auf Arbeitsplätze in der rheinischen Region war auf der Kundgebung der "Anti-Kohle-Kette" in Alt-Immerath nicht die Rede - dafür vom Ausstieg aus der Kohleverfeuerung, aus dem Kohleabbau umso mehr.

Erkelenz: Menschen gehören zur schützenswerten Umwelt
Foto: JÜRGEN LAASER

An der Kurzdiskussion auf der Bühne auf dem Immerather Markt war kein Gewerkschaftsvertreter beteiligt, nach Angaben der Veranstalter war eine entsprechende Anfrage nicht beantwortet worden. Bürgermeister Peter Jansen bedankte sich bei den 6000 Teilnehmern an der von ihnen geschlossenen Menschenkette von Keyenberg bis zum Tagebaurand.

Erkelenz: Menschen gehören zur schützenswerten Umwelt
Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Dirk Jansen vom BUND NRW hatte den Kundgebungsteil der Kette nach dem Eintreffen des Großteils der Teilnehmer der "Anti-Kohle-Kette" mit der Feststellung eröffnet: "Die Befürworter der Kohleförderung und -verbrennung sind heute nach Berlin gekarrt worden. Wir haben dagegen die Region mit 6000 Menschen zurückerobert. Wir demonstrieren hier auch für Hambach und die Lausitz. Es gibt keinen größeren Eingriff in die Natur als die Braunkohletagebaue. Schaltet die dreckigsten Meiler sofort ab!" Mit interessanten Informationen wartete die kolumbianische Kohlegegnerin Gloria Holguin auf: RWE importiere Kohle aus dem lateinamerikanischen Land, die in Tagebauen gewonnen werde, die teils nur 200 Meter von Orten entfernt lägen: Folge seien Gesundheitsgefährdungen für die Menschen. Kolumbien sei drittgrößter Kohleexporteur für Deutschland mit 4,4 Millionen Jahrestonnen für RWE.

Petra Schmitz von der Initiative "Perspektive für Holzweiler" schilderte den Tausenden auf dem Immerather Markt die Situation ihres Ortes als einer "Halbinsel" im Tagebau, wenn die Abbaupläne so umgesetzt würden, wie die Planung das jetzt so vorsehe. Man erwarte endlich klare Entscheidungen von der Landesregierung und nicht erst bei Fortschreibungen der Abbauplanungen in sieben oder acht Jahren.

Der Immerather Stefan Pütz sah seine Klage gegen den Tagebau für das Recht auf Heimat trotz Scheiterns vor dem Bundesverfassungsgericht 2013 dennoch nicht als unsinnig an: "Die Entscheidung war knapp. Es ist aber schon ein Fortschritt, dass wir überhaupt gegen die Tagebaue klagen können. Und das Prozessrisiko wird für das RWE immer größer." Kerstin Ciesla (BUND): "Dem RWE bleibt bald gar nichts anderes übrig als die Tagebaue zu schließen, denn das Unternehmen hat, wie die neuen Fakten zeigen, die Energiewende total verpasst." Christoph Bautz von der Organisation "Campact" machte deutlich, dass Veranstaltungen wie die "Anti-Kohle-Kette" schon Wirkung zeigten: "In Berlin wird über den Kohleausstieg, siehe Siegmar Gabriel, diskutiert." Bürgermeister Peter Jansen hatte die Menschen im Abbaugebiet herausgestellt: "Wir Menschen hier sind auch Umwelt, die es zu schützen gilt. Und gebt dieses Zeichen von heute weiter an viele Menschen im Land: Wir sind nicht allein mit unseren 45000 Einwohnern in Erkelenz!"

(isp)
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