Dr. Veit Luxem "Man muss überzeugen, nicht anordnen"

Erkelenz · Der Erkelenzer Volksbank-Chef Dr. Veit Luxem hat das bundesweit höchste Ehrenamt in der Gruppe der Genossenschaftsbanken übernommen. Seine neue Aufgabe erklärt der 55-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion.

 Trotz der neu übernommenen Aufgaben verbringt Volksbank-Chef Dr. Veit Luxem (55) die meiste Arbeitszeit in Erkelenz. Er möchte die Volks- und Raiffeisenbanken bei den digitalen Bankdienstleistungen nach vorne bringen.

Trotz der neu übernommenen Aufgaben verbringt Volksbank-Chef Dr. Veit Luxem (55) die meiste Arbeitszeit in Erkelenz. Er möchte die Volks- und Raiffeisenbanken bei den digitalen Bankdienstleistungen nach vorne bringen.

Foto: Jürgen Laaser

Erkelenz Das bundesweit höchste Ehrenamt in der Gruppe der Genossenschaftsbanken hat Dr. Veit Luxem, hauptberuflicher Vorstandsvorsitzender der Volksbank Erkelenz sowie zugleich Sprecher seiner Bankengruppe im Kreis Heinsberg am 11. September übernommen. Bereits im Mai war der 55-Jährige einstimmig zum Vorsitzenden des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) gewählt worden. Erkelenz, Hückelhoven, Wegberg sowie der Kreis Heinsberg und neuerdings Berlin sind die Orte, in denen Luxem nun beruflich unterwegs ist.

Herr Luxem, wie stark müssen Sie Ihre Zeit nun neu einteilen?

Luxem Mein Hauptjob ist und bleibt in Erkelenz. Hier verbringe ich die meiste Arbeitszeit. Hinzu kommt in zunächst den nächsten eineinhalb Jahren das Ehrenamt beim Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken in Berlin. Bei dieser Arbeit lässt sich viel über Telefonkonferenzen regeln, allerdings werde ich pro Jahr auch zu je vier Verbandsrat-, Verwaltungsrat- und Strategieausschuss-Sitzungen sowie zur großen Mitgliederversammlung nach Berlin reisen. Jeweils ein oder zwei Tage muss ich dafür einplanen sowie Zeit, um mich auf die Sitzungen vorzubereiten. Ich fliege von Düsseldorf aus. In gut drei Stunden ist das zu schaffen.

Ist die zusätzliche Arbeit ohne Weiteres zu schaffen?

Luxem Aufgrund der modernen Kommunikationsmittel kann ich auch unterwegs unter anderem im Flugzeug arbeiten. Mich unterstützt mein Büro in Erkelenz, ich kann zusätzlich aber auch auf den Vorstandsstab des BVR in Berlin zurückgreifen. In Zukunft werde ich aber sicher wegen des Ehrenamtes in Berlin das eine oder andere in meinem Büro abends oder am Wochenende nacharbeiten müssen. Das ist es aber wert: Die Aufgabe ist eine spannende, und ich empfinde sie als Auszeichnung.

Bevor wir über die neuen Aufgaben und Gremien sprechen die Frage: Wie kommt es, dass die Amtszeit nur bis Dezember 2016 läuft?

Luxem Ich habe das Amt von Carsten Graaf aus Meerbusch übernommen, der in seiner dritten Amtszeit war und im September aus Altersgründen ausgeschieden ist. Deshalb führe ich dessen Wahlperiode zunächst zu Ende.

Ist man als BVR-Verbandsratsvorsitzender mehr der politischen Lobbyarbeit in Berlin verpflichtet oder den Volksbanken vor Ort?

Luxem Ich stehe einem 50-köpfigen Gremium aus 30 Vorständen der Ortsgenossenschaftsbanken vor sowie 20 Mitgliedern aus Verbandsinstituten wie der WGZ-Bank und der UnionInvestment. Meine und unsere Aufgabe ist es, die Bank von der Basis her weiterzuentwickeln. Die Lobbyarbeit ist Aufgabe des Vorstands.

Welche Themen beschäftigen die Volks- und Raiffeisenbanken zurzeit?

Luxem Eines unserer Themen bei den Volks- und Raiffeisenbanken ist das Einlagensicherungssystem. In der politischen Diskussion steht, dieses europaweit zu öffnen, zu vergemeinschaften. Wir Genossenschaftsbanken, wie im übrigen auch die anderen deutschen kreditwirtschaftlichen Verbände, wollen das aber weiter auf Deutschland beschränkt wissen. Unter anderem versuche ich gerade die Bundes-, Landes und Europapolitiker aus unserer Region für die Thematik zu sensibilisieren. Ein anderes, mir wichtiges Thema ist, die Volks- und Raiffeisenbanken bei den digitalen Bankdienstleistungen nach vorne zu bringen - und dabei zugleich die Filialen vor Ort zu erhalten, die auch in Zukunft für unser Bankenkonzept ganz grundlegend sein werden. Und ein drittes Thema, das 2016 im Juni auf der jährlichen Mitgliederversammlung mit über 1000 Bänkern, die ich dann erstmals leiten werde, ansteht, ist die Festlegung einer neuen Beitragsordnung für alle unsere Mitgliedsbanken zur Einlagensicherung. Vorher werden wir hierbei sicherlich noch viel zu diskutieren haben.

Sie sprachen das Vor-Ort-Geschäft in den Filialen an - wie schätzen Sie die Zukunft der Genossenschaftsbanken ein? Werden es weniger?

Luxem Die Filialen müssen wir erhalten. Das erwarten unsere Kunden. Zu weiteren Fusionen einzelner Institute wird es aber sicherlich kommen, allein schon aufgrund der politisch gewollten niedrigen Zinsen und damit der gesunkenen Erträge. Es wird aber nach wie vor in zehn Jahren größere und kleinere erfolgreiche Banken im BVR geben.

Wie groß ist Ihr Einfluss bei all diesen Themen auf die anderen Mitglieder im Verband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken?

Luxem Mein Ziel ist es, die Gruppe nach vorne zu bringen, ohne dass wir ein Konzern sind. Das heißt: Da muss man überzeugen, kann nichts anordnen. Ich denke, dass die Verbandsversammlung der Verbandsrat des BVR und ich als Vorsitzender eine Art von Vordenkerrolle übernehmen kann.

ANDREAS SPEEN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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