Erkelenz Landwirtschaft - nichts für Träumer

Erkelenz · Mit Gerd Sonnleitner, Ehrenpräsident des Bauernverbandes, erlebten die Zuhörer in der Kreissparkasse einen streitbaren Kämpfer für die klassische Landwirtschaft, der mit Kritik an Politik und Gesellschaft nicht sparte.

 Gerd Sonnleitner (r.), Ehrenpräsident des Deutschen Bauernverbandes, referierte auf Einladung der Kreissparkasse Heinsberg in Erkelenz. Im Bild mit Bernhard Conzen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

Gerd Sonnleitner (r.), Ehrenpräsident des Deutschen Bauernverbandes, referierte auf Einladung der Kreissparkasse Heinsberg in Erkelenz. Im Bild mit Bernhard Conzen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

Foto: Jürgen Laaser

Politik und Gesellschaft müssten umdenken. Die jetzige Nahrungsmittelproduktion müsse aufrechterhalten werden. Der Umweltschutz dürfe die Nahrungsmittelproduktion nicht weiter beschränken. Diese Vorwürfe machte Gerd Sonnleitner, Ehrenpräsident des Deutschen Bauernverbandes und UN-Sonderbotschafter der bäuerlichen Familienbetriebe, bei einem Vortrag über das Spannungsfeld zwischen Umweltpolitik und zukünftiger Ernährung.

Zu diesem ersten Landwirtschaftsabend hatte die Kreissparkasse Heinsberg gemeinsam mit der Kreisbauernschaft Heinsberg eingeladen. Vor rund 200 Landwirten beklagte Gerd Sonnleitner in der Kreissparkasse Erkelenz die schwierige Lage der Bauernlobby gegenüber der Politik. "Zuerst kommen Umwelt- und Tierschutz, dann erst die Landwirtschaft. Das ist unser Problem", sagte Sonnleitner. Dieses Gefälle müssten die Landwirte ausgleichen.

Für den Menschen gebe es zwei Grundbedürfnisse. Das erste sei das Bedürfnis um ein Dach über dem Kopf. An zweiter Stelle stehe das Bedürfnis nach Nahrung. "Und dieses Bedürfnis ist gefährdet", sagte Sonnleitner. Die Welt werde unruhiger, wodurch die Nahrungsmittelproduktion erschwert werde. Außerdem müsse auch durch den Umweltschutz immer mehr fruchtbares Land aufgegeben werden, rund 80 Hektar täglich. Diesem Trend müsse entgegengewirkt werden. Denn die Bauern haben die Verantwortung, Nahrungsmittel zu produzieren.

Den Medien warf Sonnleitner Oberflächlichkeit vor. Die Professionalität der Landwirte werde kritisiert. Die Landwirtschaft sei dann zu industrialisiert. "Aber nur durch die Professionalität könne die Umwelt geschützt werden." In den Köpfen der Menschen herrsche ein romantisches Bild. "Die Menschen sind unzufrieden mit der Hektik unserer Zeit und wollen zurück zum Garten Eden, zurück zur Landliebe."

Den Bauern würden immer mehr Auflagen gemacht, die die Produktionsfähigkeit einschränken. Begründet werde diese Vorgehensweise dann immer mit Klimaschutzzielen. "Ich bin dagegen, dass man alle Auflagen mit Klimawandel und CO2-Erhöhung begründet", sagte Sonnleitner. Die Bauern leisteten einen erheblichen Teil zum Umweltschutz. Die Böden seien besser geworden und auch die Artenvielfalt gewährleistet. "Früher gab es weniger Bäume und Hecken als heute", sagte Sonnleitner.

Ein Problem für diese Spannung sieht Sonnleitner in der Politik. Die SPD habe kein Interesse an Landwirtschaft. Die Grünen bezeichnete er als Weltverbesserer und Träumer. CDU und CSU attestierte er die Neigung, die Träume der Grünen umzusetzen. Wenn die Nahrungsmittelproduktion weiter heruntergefahren werde, drohe die Stabilität des Nahrungsmarktes zu verschwinden. Die Landwirtschaft sieht Sonnleitner als weltweiten "Stabilitätsfaktor". Wenn in Politik und Gesellschaft ein Umdenken stattfinde und die Arbeit der Bauern mehr geschätzt werde, könnten 12 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ernährt werden.

(anek)
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