Erkelenz Künftige Umsiedler diskutieren auf Norbert Spinraths "Roter Couch"

Erkelenz · Die Menschen in Keyenberg und den umliegenden Orten fühlen sich bei ihrer Umsiedlung stark benachteiligt. Ihre Sorgen schilderten sie Norbert Spinrath.

Erkelenz: Künftige Umsiedler diskutieren auf Norbert Spinraths "Roter Couch"
Foto: UH (ARCHIV)

Die Glocken im Turm der katholischen Kirche Heilig Kreuz in Keyenberg schlagen zur vollen Stunde. Nebenan im Pfarrheim wissen die Ortsbewohner, dass es so lange nicht mehr dauern wird, ehe diese Glocken an diesem Standort für immer schweigen werden - auch Keyenberg fällt der Umsiedlung im Zuge des Braunkohlentagebaus Garzweiler II zum Opfer. Immer mehr müssen sich die Menschen in Keyenberg, Kuckum, Berverath sowie Unter- und Oberwestrich mit ihrer nicht mehr zu vermeidenden Umsiedlung beschäftigen. Mit welchen Problemen sie sich nicht erst jetzt konfrontiert sehen, machten sie dem Kreis Heinsberger Bundestagsabgeordneten Norbert Spinrath (SPD) klar - gestern kam er mit seiner bekannten "Roten Couch" ins Keyenberger Pfarrheim, um mit den Bürgern zu diskutieren. Das Treffen initiiert hatten Barbara Oberherr und Heike Posny. Die beiden Frauen lernten Spinrath bei einem Berlin-Besuch kennen und schilderten ihm dort ihre Anliegen.

Orte wie Immerath, Lützerath, Pesch und Borschemich verschwinden immer mehr von der Landkarte und werden dem Erdboden gleichgemacht - genau das steht eben auch Keyenberg und den direkt umliegenden Orten bevor. Zwar ist der Umsiedlungsstandort für die betreffenden Dörfer längst klar und hat auch schon der obligatorische Spatenstich zur Umsiedlung stattgefunden, doch werden die Sorgen der Menschen nicht kleiner.

Im Gegenteil. Die Bürger haben genau den Erkelenz-Vertrag gelesen - ein Dokument, das den Rahmen zu Themen wie Braunkohlentagebau und Umsiedlung bildet. Dort zu lesen steht etwa, dass die Umsiedler wertgleich entschädigt werden sollen. Aber: "Bei der Grundstücksvormerkung hätte das ganze Verfahren gestoppt werden müssen, weil klar wurde, dass wir eben nicht das bekommen werden, was wir gerade noch haben", sagten die Bürger übereinstimmend, die sich vor allem um die Grundstücksgrößen sorgen. Die so genannten Wunschgrundstücke seien vielmehr das kleinste Übel, sagten sie. Und: Die Konditionen, zu denen die Menschen in Immerath und Borschemich umgesiedelt worden seien, seien andere gewesen. "Unsere Umsiedlung ist insgesamt ein harter Knochen", sagten die Keyenberger, die merklich gut informiert wirkten und mit viel Detailwissen die Diskussion mit dem Bundestagsmitglied führten.

Norbert Spinrath selbst erklärte: "Ich habe Verständnis, dass die Menschen ihre Dorfstruktur erhalten wollen." Eins zu Eins sei dies nur nicht umsetzbar. Vielmehr gehe es darum, vernünftige Wege zu finden. Spinrath sagte aber auch: "Noch ist die Braunkohle zur Stromerzeugung nötig, um den Bedarf zu decken."

(RP)
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