Erkelenz Knebel mit und ohne Kappe

Erkelenz · Bei der dritten Auflage von "Pape kriegt Besuch" in der ausverkauften Stadthalle nahm Uwe Lyko zum Interview mit Gastgeber Christian Pape auf der Couch Platz. Lyko berichtete, wie im Jahr 1988 Gestus und Stimme der bekannten Kunstfigur Herbert Knebel geboren wurden.

Uwe Lyko hatte seinen Spaß. "Die Mädels vom Chor haben mich gerade hinter der Bühne nicht erkannt. Die haben mich für einen Tontechniker gehalten", vertraute er gutgelaunt Gastgeber Christian Pape an. Gemeint waren damit die "Gospelgirls Genhodder", die mit Pape soeben ein (textlich aufs Leben im Altenheim getrimmtes) Heino-Medley geträllert hatten – der Abschluss von Teil eins der dritten Auflage von "Pape kriegt Besuch" in der ausverkauften Stadthalle.

Über 600 Zuschauer

Und danach kam eben Lyko auf die Bühne und nahm neben Pape auf der Couch zum Interview Platz. So wie den Gospelgirls dürfte es dabei vielen der über 600 Zuschauer ergangen sein – das war also der Mann, der hinter der bekannten Kunstfigur Herbert Knebel steckt, jener nörgelnde Frührentner aus dem Ruhrgebiet mit Jacke, Mütze und dicker Hornbrille. Ohne diese "Insignien" sah Lyko eben ganz anders aus – "auch wenn ich mich nun allmählich dem Alter von Knebel annähere", wie er selbstironisch bemerkte – Lyko ist 55, Knebel als 60-Jähriger konzipiert. "Und wie Knebel bin auch ich ein ungeduldiger Mensch", bekannte Lyko, ehe er das Geheimnis um Knebels Geburtsstunde auf sehr plastische Art lüftete: "Wir saßen 1988 im Studio, wollten ein paar Nummern schreiben. Uns fiel aber nichts ein. Damals war ich noch starker Raucher, und als ich dann so auf meine Finger guckte, rief ich entsetzt: 'Leck' mich am Arsch, die ganzen Knochen gelb' – Gestus und Stimme von Knebel waren damit geboren."

Auch Papes Hinweis, dass er, Lyko, ja sogar offizieller Kultur-Botschafter der europäischen Kulturhauptstadt 2010 Essen sei, konterte Lyko sehr unprätentiös: "Aber ohne Aufgabe – das war auch meine Bedingung." Nach diesen unterhaltsamen Bekenntnissen verwandelte sich der große Fußballfan Lyko ("meine Kindheit war ein einziges Fußballspiel, unterbrochen nur von der Schule") nach der Pause dann in Herbert Knebel – und begeisterte als sich nicht unterkriegen lassendes Unikum, das sich in der besten von vielen guten Nummern mal nicht mit den Tücken des Alltags, sondern mit denen des Internets herumschlägt. Versehentlich landet er da beim "Guggeln" auf einer Sexseite – und stellt fest, dass "sich auf diesem Sektor in den letzten Jahrzehnten viel getan hat." Typische Knebelsche Wortverdrehungen wie "Kozmonaut" und "Tätowation" runden den sehr vergnüglichen Solo-Auftritt ab. Begonnen hatte der Abend auch mit einem Solo – dem von Pape. Dabei setzte er sich mit St. Lambertus auseinander, schwelgte anschließend in eigenen Messdiener-Erinnerungen und stellte erleichtert fest, dass das Erkelenzer Land ja doch noch eine sehr katholische Gegend sei – "abgesehen von den Heiden aus Schwanenberg." Auch bei der dritten Auflage wieder dabei waren die bezaubernde "Mandy" als Assistentin sowie Stefan Bimmermann als "Ein-Mann-Bigband".

(RP)
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