Erkelenz IHK-Unternehmer legen der Politik 24 Leitlinien vor

Erkelenz · Die Industrie- und Handelskammer Aachen hat mit 47 Betrieben des produzierenden Gewerbes "Industriepolitische Leitlinien und Handlungsfelder aus Sicht der Wirtschaft" für die nächste Legislaturperiode in Land und Bund veröffentlicht. Vor den Wahlen, die eine am nächsten Sonntag und die andere im September, sagen die Unternehmen darin, was sich aus ihrer Sicht nach den Wahlen ändern soll, um Industrie zu erhalten und stärken. Dies nämlich sei dringend notwendig, besagen Zahlen der IHK.

 Anke Schweda (v.l.), Dr. Stephan Kufferath, Hans-Helmuth Schmidt, Michael F. Bayer und Dagmar Wirtz bringen die "Industriepolitischen Leitlinien" zu den Vertretern der Politik.

Anke Schweda (v.l.), Dr. Stephan Kufferath, Hans-Helmuth Schmidt, Michael F. Bayer und Dagmar Wirtz bringen die "Industriepolitischen Leitlinien" zu den Vertretern der Politik.

Foto: IHK/Steindl

Zuletzt hat das produzierende Gewerbe im Bezirk der IHK Aachen im Vergleich zum Vorjahr auf mehreren Ebenen Verluste verzeichnet: Die Zahl der Beschäftigten sank um ein Prozent auf 73.400 Personen, der Auslandsumsatz um 2,7 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro und die Exportquote um zwei Prozentpunkte auf 43,8 Prozent. "Unsere Unternehmer hat besorgt, dass NRW bei der Bruttowertschöpfung Schlusslicht aller Bundesländer ist. Und ebenfalls besorgt hat sie, dass in NRW die Investitionen im produzierenden Gewerbe am geringsten ausfallen", berichtet Anke Schweda, Geschäftsführerin der IHK Aachen, weshalb 47 Unternehmer seit Oktober des vergangenen Jahres 24 industriepolitische Leitlinien erarbeitet haben. Vor allem drehen sich diese um Verkehrsinfrastruktur, Flächen für Betriebserweiterungen, Fachkräfte, Energiepreise und eine bürokratieärmere Forschungsförderung.

Drei Unternehmer nennen Beispiele. Dr. Stephan Kufferath, Vorstandsmitglied des Dürener Metallverarbeitungsunternehmens GKD - Gebr. Kufferath AG und IHK-Vizepräsident, spricht von einer Politik in Nordrhein-Westfalen, "die deindustrialisierend wirkt". Es mangele an Rahmenbedingungen, die "fundamentale Ansiedlungen oder einfach nur Betriebserweiterungen ermöglichen". Die heimischen Betriebe sähen Investitionschancen oder -bedarfe, jedoch seien sie gebremst: "Nur 1,7 Prozent von NRW sind Industriefläche." Hier sieht die Unternehmerschaft aus Aachen und den Kreisen Heinsberg, Euskirchen und Düren Nachholbedarf.

In zu hohen Gewerbesteuern und Energiepreisen sowie einer Überregulierung macht Hans-Helmuth Schmidt, Geschäftsführer der CWS-Lackfabrik in Düren, weitere Probleme aus. Beispielsweise hätten sich die 47 Unternehmer, die an den Leitlinien mitgearbeitet haben, gefragt, warum es weniger neue internationale Ansiedlungen in der Region gebe als hinter der belgischen und niederländischen Grenze. Sie seien unter anderen zu dieser Antwort gekommen: "Industriestrom ist bei uns fast doppelt so teuer wie in den Nachbarländern."

Dem produzierenden Gewerbe kommt für die Entwicklung einer Region große Bedeutung zu. Dies unterstreicht die IHK Aachen mit Zahlen. Beispielsweise seien 200.000 Menschen in 95.000 Haushalten durch die Beschäftigung direkt oder indirekt von der Industrie abhängig, stünden dort etwa 73.500 Beschäftigte unter Vertrag und seien rund 6000 Handwerksbetriebe von ihr abhängig. In Bund und Land sei das bei politischen Entscheidungen zu bedenken, findet etwa Kufferath. Die verfassten Leitlinien gehen deshalb diese Wochen an die regionalen Politiker in Bund, Land und den Kommunen. Gedacht sind sie laut IHK als Auftakt zum Dialog. Gedacht sind sie aber auch als Diskussionsanstoß nach innen. Dass etwa Probleme auf dem Fachkräftmarkt teils von Unternehmensseite hausgemacht sind, deutet Dagmar Wirtz, geschäftsführende Gesellschafterin der 3win Maschinenbau GmbH aus Aachen, an. Hier sei von allen Seiten an Lösungen zu arbeiten, die Betriebe allein könnten den Fachkräftemangel nicht beheben. Bildungspolitisch müsse das Land helfen: "Viele Unternehmen stehen vor einer Herausforderung, wofür wir die Unterstützung der Politik brauchen."

(spe)
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