Erkelenz Heimatmuseum im Internet

Erkelenz · Seit zwei Jahren arbeitet der Heimatverein der Erkelenzer Lande an einem Konzept, wie im Internet ein Heimatmuseum errichtet werden kann. Jetzt wird die Idee umgesetzt. Begonnen wird mit Keyenberg, das dem Tagebau weichen muss.

 Macher und Finanziers des virtuellen Heimatmuseums, das für Erkelenz aufgebaut wird. Keyenberg (oben) soll erstes Anschauungsobjekt werden.

Macher und Finanziers des virtuellen Heimatmuseums, das für Erkelenz aufgebaut wird. Keyenberg (oben) soll erstes Anschauungsobjekt werden.

Foto: spe

Der Heimatverein der Erkelenzer Lande hat damit begonnen, das größte Vorhaben in seiner eigenen Geschichte umzusetzen: Er richtet derzeit mit externer Hilfe sozusagen den ersten Raum eines Erkelenzer Heimatmuseums ein, das nicht aus Stein gebaut, sondern das allein im Internet zu besuchen sein wird. Die Verantwortlichen hoffen, bereits zur Jahreswende hin diesen Teil des Museums, der sich mit der Geschichte von Keyenberg und der tagebaubedingt anstehenden Umsiedlung befassen wird, eröffnen zu können. Nach und nach sollen anschließend weitere virtuelle Räume zum künftigen Erkelenzer Heimatmuseum hinzugefügt werden.

Es ist nur ein paar Jahr her, da flammte im Heimatverein die Idee auf, der Geschichte von Erkelenz ein Museum widmen zu wollen. Schon allein aus Kostengründe sollte dieses nicht als Gebäude errichtet, sondern im Internet angelegt werden. Zunächst dachte der Verein daran, dass ein Erinnerungsort für all jene Orte geschaffen werden müsste, die dem Tagebau Garzweiler zum Opfer gefallen sind oder noch fallen werden. Als diese Idee in den Köpfen so weit gereift war, dass sie in ein Konzept geschrieben werden konnte, erweiterte der Verein diese um das Vorhaben, auch alle anderen Erkelenzer Ortschaften und die gesamte Stadtgeschichte in dem zukünftigen Heimatmuseum abbilden zu wollen. Günther Merkens, der Vorsitzende des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, kann es immer noch nicht glauben, sagte er, dass dieses "so riesengroße Vorhaben" jetzt in die Realisierungsphase eingetreten ist.

Sponsoren hat der Heimatverein gefunden, darunter vor allem die Kreissparkasse Heinsberg und den Landschaftsverband Rheinland. Er hat aber auch viele helfende Hände und in Professor Dr. Hiram Kümper von der Universität Mannheim einen wissenschaftlichen Begleiter gewonnen. Und kürzlich konnte der Verein dann auch noch einen Vertrag mit einem Unternehmen unterzeichnen, der Minkenberg Medien GmbH aus Heinsberg, das sein Vorhaben technisch-fachlich umsetzen wird. "Damit haben wir alles für den Start zusammen", sagt Merkens.

 Noch ist es eine Vision einer Internetseite: Ab jetzt wird das echte virtuelle Heimatmuseum für Erkelenz programmiert.

Noch ist es eine Vision einer Internetseite: Ab jetzt wird das echte virtuelle Heimatmuseum für Erkelenz programmiert.

Foto: Speen/Grafik: Speen/Ferl

Nach der zweijährigen Phase des Konzeptschreibens, wird derzeit der erste Museumsraum mit Daten bestückt. Auf dreierlei Art soll der Besucher künftig das Heimatmuseum erleben können: Entdecken soll er es können wie einer, der beispielsweise durch Keyenberg geht und dabei Informationen über Gebäude, Geschichte und Menschen erhält. Es soll aber auch mit wissenschaftlich-historischem Interesse betreten werden können, um Geschichte und Exponate zu erkunden. Und zuletzt ist ein spielerischer Ansatz geplant, erklärt Elmar Bransch von der Minkenberg Medien GmbH. Und Wolfgang Lothmann vom Heimatverein ergänzt: "Wir wollen die Besucher emotional ansprechen und zugleich geschichtlich arbeiten. Das erfordert zwei unterschiedliche Herangehensweisen, die wir nun zusammenbringen müssen."

Zusammengebracht werden muss indes noch viel mehr. Das virtuelle Heimatmuseum soll über unterschiedliche Endgeräte betreten werden können, wie PC, Tablett und Smartphone. Es werden vorliegende historische Fakten eingebunden wie ebenfalls neue Interviews, die Kümper und der Heimatverein mit Bewohnern der Orte führen wollen, um Zeitgeschichte zu dokumentieren. Neue wie alte Fotos sollen integriert werden wie auch im Fall von Keyenberg bereits geplant eine 360-Grund-Innenansicht der katholischen Kirche und im Internet begehbare Straßenzüge. "Erstellt wird eine interaktive Website", erläutert Elmar Bransch, "die über viele, viele Jahr wachsen wird", wie Merkens in Aussicht stellt.

Lob bekommt der Heimatverein für sein Vorhaben viel. Wie von Elmar Knieps, der den Landschaftsverband Rheinland vertritt, oder von Thomas Pennartz, der für die ersten Sponsoren spricht. "So wird Wissen jederzeit verfügbar gemacht und Interesse geweckt, sich auch realen Museen zuzuwenden", sagt etwa Knieps. Und Pennartz meint: "Das wird zukunftsweisend, weil es für Menschen durch dieses virtuelle Museum einfacher wird, losgelöst von Ort und Tageszeit anderen Menschen die eigene Heimat zeigen oder diese besuchen zu können."

Eben diese Gedanken reizten auch Professor Hiram Kümper, sich diesem Projekt zu verschreiben. Er stellt fest, dass "Museen sich derzeit ändern. Es steht ein Umbruch an. Und hier in Erkelenz entsteht ein ganz besonderes Projekt dieser Phase." Es werde traditionell wie in einem Museum gearbeitet, allerdings in neuen Formen, eben digital, bewahrt und präsentiert. Und zusätzlich werde sich dieses Heimatmuseum nicht darauf beschränken, Heimat für einen regional kleinen Besucherkreis zu bewahren, "sondern sie offen, nutzbar und zugänglich für alle machen."

(spe)
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