Erkelenz Heimat - literarisch gesehen

Erkelenz · Mord und Totschlag im beschaulichen Erkelenz und Umland: Die beiden Erkelenzer Autoren Kurt Lehmkuhl und Helmut Wichlatz zeigen in ihren Kriminalromanen, wie der literarische Blick auf die eigene Heimat aussieht.

Erkelenz: Heimat - literarisch gesehen
Foto: Laaser, Jürgen (jl)

An sich ist Erkelenz eine verträumte Kleinstadt am Niederrhein. Wer hier geboren und aufgewachsen ist, fühlt sich wohl. In Erkelenz ist die Welt also in Ordnung. Wenn da nicht die "Mordsclique" wäre. Und die hat der Erkelenzer Lokaljournalist Helmut Wichlatz in seine Heimatstadt geholt - und so der Idylle ein Ende gesetzt. Wie gut, dass Wichlatz mit der "Mordsclique" seinen ersten Kriminalroman an den Start gebracht hat, der viel Lokalkolorit versprüht. Sein Roman hat schon eine große Fangemeinde erreicht. Das freut Wichlatz. Und dann ist da auch Kurt Lehmkuhl, früherer lokaler Tageszeitungsredakteur, der in seinen Werken auch darauf verzichtet, in die weite Welt zu ziehen. Beide Autoren fühlen sich heimatverbunden.

"Im Prinzip hat es ja auch etwas mit Faulheit zu tun, über die Heimat zu schreiben. Denn warum sollte man sich zurecht konstruieren, wie die Menschen anderswo ticken? Wie Schauplätze anderswo aussehen?", fragt Wichlatz fast schon provokativ und schiebt hinterher: "Das Erleben der eigenen Heimat beeinflusst die Kreativität."

Auch wenn Wichlatz und Lehmkuhl beide in Erkelenz leben - den Heimatbegriff definieren sie höchst unterschiedlich. "Das liegt doch auf der Hand, denn meine Heimat ist anders als Kurts Heimat. Das hängt damit zusammen, wie der eigene Blick auf die Heimat ausgeprägt ist, wie also die Heimat auf einen wirkt", erläutert Helmut Wichlatz.

Auch Kurt Lehmkuhl hat schon viel Kriminelles geschehen lassen - in der Eifel. Wer kennt sein Eifelörtchen Huppenbroich nicht? Oder seinen bekannten Protagonisten Rudolf-Günther Böhnke, der Kriminalhauptkommissar ist? "Ich habe früher viel Zeit in Aachen und dem Umland verbracht, war viel in der Eifel", sagt Kurt Lehmkuhl. Der Region fühlt er sich also besonders verbunden, kennt das Gebiet aus dem Eff-Eff. Lehmkuhl: "Über die Heimat zu schreiben, kann mitunter auch schwer sein. Und zwar deshalb, weil man den hier lebenden Menschen möglicherweise auf die Füße tritt, wenn sie sich also mit den im Buch handelnden Figuren identifizieren." Für beide Autoren geht es letztlich darum, die Heimat literarisch zu gestalten.

Das muss nicht zwangsläufig im Rahmen eines Krimis geschehen. Kurt Lehmkuhl zum Beispiel ist ausgezeichneter Kenner der Braunkohlenproblematik. "Den Tagebau, der ja hier nun mal stattfindet, irgendwohin anders zu verorten, macht doch gar keinen Sinn. Es ist ein Thema, das berührt, übrigens nicht nur die Menschen, die durch Garzweiler II ihre Heimat verlieren." Kohlegier - das ist der Titel seines neuesten Werks, das Lehmkuhl im Februar herausbringt.

Für Kurt Lehmkuhl und Helmut Wichlatz ist Erkelenz eben nicht nur die bloße Heimat, sondern die Stadt hat nach ihrer Auffassung eine Menge zu bieten, die es wert ist, darüber zu schreiben.

Das tun noch mehr Autoren, die Lehmkuhl und Wichlatz in Seminaren und Workshops kennen gelernt haben. Unter anderem sind die Selfkant-Geschichten ein Ergebnis des literarischen Schaffens. "Man glaubt ja gar nicht, wie viel Potenzial da vorhanden ist", staunt etwa Wichlatz. Lehmkuhl kommt dabei wieder auf die unterschiedlichen Sichtweisen auf Heimat zu sprechen: "Für Rita Hündgen, Leiterin des Erkelenzer Cusanus-Gymnasiums, ist der Lambertusmarkt ein großes Stück Heimat. Darüber hat sie geschrieben."

Die Erkelenzer Leseburg ist ein weiteres Projekt, mit dem Lehmkuhl und Wichlatz auf die Heimat hinweisen. Viele Literaturfreunde kommen immer wieder und haben große Freude an den Geschichten, die in der Leseburg erzählt werden. "Hier ist Regionales natürlich wichtig und bringt die Vielfalt nach vorn", sind sich beide Autoren sicher. Die nächste Leseburg öffnet übrigens am 20. November in der Leonhardskapelle ihre Pforten, zur Lesung "Krimi und Kalorien" mit der "Mordsclique" lädt Helmut Wichlatz am 7. November um 15.30 Uhr ins Heinsberger Café Samocca ein.

(RP)
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