Erkelenzer Land Graffiti bleibt ein Problem

Erkelenzer Land · Das Land und Deutsche Bahn wollen gegen Graffiti-Schmierereien vorgehen. Dafür wurde ein Sofortprogramm in Höhe von zwei Millionen Euro aufgelegt. 110 verschandelte Bahnhöfe und Haltepunkte sollen optisch aufgewertet werden. Bahnhöfe im Erkelenzer Land stehen nicht auf der Liste.

Mit einem Sofortprogramm in Höhe von zwei Millionen Euro will das Land in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn gegen Graffiti-Schmierereien vorgehen. Wie NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper gestern mitteilte, sollen landesweit 110 verschandelte Bahnhöfe und Haltepunkte optisch aufgewertet werden. Sie seien das "Eingangstor zur Bahn" und sollten einen guten Eindruck hinterlassen. Verschmierte Bahnhöfe wirkten verwahrlost und verursachten Ängste.

Bilanz nach einem Jahr

Der Bahnhof in Baal, wo es immer wieder Beschwerden wegen Schmierereien gibt, taucht in der Liste der Bahnhöfe, die von dem Sofortprogramm profitieren sollen, nicht auf. "Wir haben uns auf die 110 schlimmsten Stationen gestürzt", kommentiert ein Bahnsprecher die Auswahlkriterien, nach denen die Liste erstellt wurde. Nach einem Jahr werde die Bahn Bilanz ziehen und prüfen, ob das Sofortprogramm möglicherweise ausgeweitet wird. Dann könnten auch kleinere Bahnhöfe auf dem Land profitieren. Am Baaler Bahnhof sollen sich die Zustände ohnehin bald ändern. Dort planen Stadt und Bahn eine Renovierung.

Darauf hoffen auch die Menschen, die ihn nutzen. Es ist 13 Uhr, und rund 20 Personen warten auf den Zug nach Aachen. Eine Frau sagt: "Graffiti lässt sich doch nicht verhindern. Es wäre wichtiger, einen ordentlichen Unterstand für Regenwetter einzurichten. Das Dach ist undicht. Ich warte auf den Umbau des Bahnhofs." Eine Jugendliche kritisiert die mangelnden Busanbindungen des Baaler Bahnhofs, eine andere wünscht sich eine bessere Ausleuchtung.

"Mit unserer Aktion wollen wir für die Fahrgäste eine angenehme Atmosphäre schaffen", sagte Lienenkämper. Er zog an einer S-Bahn-Haltestelle in Düsseldorf Schutzhandschuhe an und demonstrierte, wie solche Verunzierungen nahezu mühelos entfernt werden können. Das Geheimnis: Die Betonwände wurden mit einer speziellen Farbgrundierung überzogen, von der sich Sprühfarben weitaus leichter als bisher entfernen lassen.

Land und Bahn wollen sich die Kosten für das Reinigungsprogramm teilen. Für die Bahn summierten sich die Vandalismusschäden auf bundesweit 50 Millionen Euro im Jahr, so Bahn-Bevollmächtigter Reiner Latsch. Davon entfielen etwa 8,5 Millionen auf NRW. Der Ehrgeiz seines Unternehmens sei es, Graffiti innerhalb von 72 Stunden zu beseitigen. Dafür stünden eigene Kräfte zur Verfügung; es würden aber auch Aufträge an örtliche Unternehmen vergeben.

Farbschmierereien seien kein Kavaliersdelikt, betonte Lienenkämper. Seit 2005 werden sie in NRW als Sachbeschädigung bestraft. Seither sei ein rasanter Anstieg an Anzeigen zu verzeichnen, so das NRW-Innenministerium auf Anfrage unserer Zeitung. Allein 2009 wurden 28 000 Fälle von Graffiti-Schmierereien registriert. Der Anteil der Graffiti an den Sachbeschädigungs-Delikten liegt bei 16 Prozent.

(RP)
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