Verletzte bei Blockade in Garzweiler Konfrontation zwischen Polizei und Aktivisten im Tagebau

Garzweiler · Polizei und Demonstranten geraten in Garzweiler aneinander. Über die Zahl der Verletzten gehen die Angaben auseinander.

#EndeGelaende: Demonstranten legen Bagger in Garzweiler still
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Um kurz nach 13 Uhr haben die Umweltaktivisten ihr Ziel erreicht: Die riesigen Schaufelradbagger im Braunkohlerevier Garzweiler II stehen still. Betreiber RWE stoppt aus Sicherheitsgründen am Samstag die Betriebsanlagen, nachdem einige der Demonstranten in weißen Overalls auf einen der Bagger geklettert sind und ihn besetzt halten. Sie schwenken Fahnen. "Nicht wir müssen Protest unterlassen - Braunkohle unten lassen!", steht auf einem Plakat geschrieben. Einige haben sich auch vor das Fahrwerk des 80 Meter hohen und 200 Meter langen Baggers gesetzt, die Arme ineinander verhakt.

Die insgesamt 1200 Polizisten benötigen Stunden, um die Blockade zu beenden. Die Polizei setzt dafür auch Hubschrauber ein, um Einsatzkräfte auf dem weitläufigen Areal schnell verlagern zu können. Denn fast den ganzen Tag über kommt es an verschiedenen Stellen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Aktivisten. Die Polizei setzt auch Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Erst am Nachmittag beruhigt sich die Lage allmählich.

Die Umweltschützer protestieren mit der Belagerung des Braunkohlereviers gegen den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen durch Kohlekraftwerke. "Der Braunkohletageabbau ist der größte CO2-Verursacher Europas", kritisiert das Bündnis "Ende Gelaende", das unter anderem zu der Demonstration aufgerufen hatte.

Ein Tag im Tagebau Garzweiler
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Foto: Christian Kandzorra

Nach Polizeiangaben haben mehr als 805 Braunkohle-Gegner illegal das Betriebsgelände des Tagebaus betreten. Die Veranstalter sprechen hingegen von fast doppelt so vielen Aktivisten. Sie sind unter anderem über die A 61 auf das RWE-Gelände eingedrungen. Aus Sicherheitsgründen ist die Autobahn deshalb in beiden Richtungen zeitweise gesperrt. An anderen Stellen haben mehrere Aktivisten die Polizeiketten durchdrungen, die sie von dem Gelände fernhalten sollen. "Es ist zu Auseinandersetzungen mit gewaltbereiten Demonstranten gekommen", sagt ein Polizeisprecher.

Nicht nur bei der Teilnehmerzahl machen beide Seiten verschiedene Angaben. Auch bei der Anzahl der Verletzten gibt es Widersprüche. Die Polizei gibt die Zahl mit 36 an, darunter 15 Beamte. Mehrere Demonstranten seien witterungsbedingt wegen Kreislaufproblemen und nach dem Einsatz von Pfefferspray behandelt worden. Ein Aktivist soll einen Herzinfarkt erlitten haben. Zwei Polizisten hätten ihren Dienst verletzungsbedingt nicht fortsetzen können.

Indes sprechen die Veranstalter von mehr als 200 verletzten Aktivisten, sechs von ihnen hätten aufgrund von Verletzungen ins Krankenhaus gemusst. "Es ist nicht legitim, was die Polizei gemacht hat", kritisieren die Braunkohle-Gegner. Sie wehren sich vor allem dagegen, kriminalisiert zu werden. "Es ist bedauerlich, dass die Polizei sogar bei unserer Kundgebung massive Präsenz zeigt", erklärt Martin Weiß vom Aktionsbündnis "Ende Gelaende".

Neben den Umweltaktivisten hatten sich auch rund 300 RWE-Mitarbeiter am Tagebau Garzweiler versammelt, um in einer Art Gegen-Kundgebung ein Zeichen für eine "sichere, bezahlbare Energieversorgung und gute Arbeitsplätze" zu setzen. "Doch dann sahen wir rund 70 Aktivisten die Böschung am Tagebaurand hinunter klettern", schildert Jürgen Linges, Vorsitzender der Vertrauensleute und Mitglied des Betriebsrates. Deshalb habe man jedoch auf die Versammlung verzichtet. "Wir wollten eine Konfrontation vermeiden", so Linges. Man habe friedlich seine Meinung sagen wollen, doch das sei durch die illegalen Aktionen verhindert worden. Das sei nicht akzeptabel.

(RP)
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