Erkelenz Flüchtlinge: JHQ wird Vorzeigeunterkunft

Erkelenz · 2000 Plätze, weitere 500 Betten für Notfälle: Am 1. August nimmt das Ankunftszentrum für Flüchtlinge im JHQ den Betrieb auf - mit eigenem Gesundheitszentrum. 30 Mitarbeiter kümmern sich um Ankommende.

 Einrichtungsleiter Günther Reipen öffnet das Tor zum medizinischen Zentrum im JHQ. Es ist für die Flüchtlinge eine wichtige Anlaufstelle.

Einrichtungsleiter Günther Reipen öffnet das Tor zum medizinischen Zentrum im JHQ. Es ist für die Flüchtlinge eine wichtige Anlaufstelle.

Foto: Rietdorf (archiv)

Das riesige Areal des JHQ ist teilweise wieder belebt. Nicht nur von Bauarbeitern, die das neue Ankunftszentrum für Flüchtlinge vorbereiten, sondern von Kindern, die Rollschuh fahren, Ball spielen oder basteln. Von Männern und Frauen, die vor den Gebäuden stehen, reden, rauchen oder Kindern zusehen. Bis im JHQ im August neu nach Deutschland kommende Flüchtlinge registriert, untersucht und für eine Woche untergebracht werden, dienen Gebäude 90 Flüchtlingen als Notunterkunft.

Ab 1. August sollen hier 800 Flüchtlinge unterkommen, Ende des Jahres sollen es 1000 sein und wenn die Einrichtung komplett saniert ist, werden 2000 Plätze plus 500 Notplätze zur Verfügung stehen. Dafür werden die Gebäude hergerichtet, in denen früher britische Soldaten lebten. Sie sind gut in Stand, die Zimmer haben eine Größe von zwölf Quadratmetern, jeweils mit eigener Toilette und Dusche. "Wie im Studentenwohnheim", sagt Dr. Boris Wolkowski, Ratsherr der Grünen, anerkennend. Die Grünen-Fraktion hatte zur Besichtigung der Einrichtung eingeladen. "Das hat Potenzial zu einer Vorzeigeeinrichtung", lobt Monika Düker, die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag.

"Die Gebäude waren in einem guten Zustand", erklärt Elke Kolfen vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. "Wir haben neue Fußböden gelegt. Aber das Entscheidende sieht man nicht. Die Häuser mussten wieder an die Versorgung angeschlossen werden." Solange die Briten im JHQ waren, war es praktisch autark, es gab ein eigenes Heizkraftwerk, eine eigene Versorgung. Bei ihrem Abzug haben die Briten alles mitgenommen. Deshalb mussten als erstes Leitungen gelegt werden, um Strom-, Gas- und Wasserversorgung sicherzustellen. Bei den Bauarbeiten gab es Überraschungen wie die Brandbombe, die am ersten Tag der Bagger unerwartet zu Tage förderte. Bei der Sanierung lief nicht alles glatt: An einigen Stellen wurde Asbest gefunden und musste aufwendig entsorgt werden.

Nicht gerade einfacher wurden die Arbeiten dadurch, dass die Planung während der Bauarbeiten geändert wurde: Die Fläche wurde verdoppelt, die Anzahl der unterzubringenden Flüchtlinge ebenfalls. Außerdem kam eine neue Aufgabe hinzu: Die Registrierung der Flüchtlinge sollte auch auf dem Gelände erfolgen. Wieder musste umgebaut werden. Am 1. August wird das Ankunftszentrum seine Arbeit aufnehmen können, anfangs in provisorischen Gebäuden und nur für 400 Flüchtlinge. Dann werden die Räume für die 30 städtischen Mitarbeiter fertig sein, die im Auftrag des Landes die Registrierung übernehmen und Ausweise ausstellen. "Die Daten können zwischen den Behörden ausgetauscht werden, es wird dann keine Doppelregistrierungen mehr geben", erklärt MdL Düker.

Das Gesundheitszentrum wird seine Arbeit aufnehmen in einem Gebäude, an dem noch das Schild "Truppenarzt" hängt. Schließlich hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Mitarbeiter vor Ort und kann direkt Asylanträge annehmen. Das JHQ sei das ideale Umfeld für eine Asylstraße, in der das Verfahren strukturiert abgewickelt werden könne, ohne die Flüchtlinge ständig von einem Ort zum anderen zu schaffen, stellt Jürgen Lubitz vom NRW-Innenministerium fest. 30 Millionen Euro verbaut das Land.

(RP)
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