Serie Unternehmer Der Region Familienunternehmen mit Zukunftsvision

Erkelenz · Wer nicht selbst ein Geländer, eine Metalleinfassung oder einen Metallschrank braucht, weiß wohl nicht viel von der Metallwerkstatt Kamphausen in Schwanenberg. Als eingesessenes Familienunternehmen besteht es bereits seit Ende des Ersten Weltkriegs im Ort und hat sich im Laufe der Jahre entsprechend des Bedarfes verändert.

 Vor eineinhalb Jahren entschloss sich Christian (r.), der Sohn von Willi Kamphausen, in das Familienunternehmen einzusteigen. 2018 will Heinz Kamphausen sein Lebenswerk dem Sohn übertragen.

Vor eineinhalb Jahren entschloss sich Christian (r.), der Sohn von Willi Kamphausen, in das Familienunternehmen einzusteigen. 2018 will Heinz Kamphausen sein Lebenswerk dem Sohn übertragen.

Foto: Resch

Entstanden ist das Unternehmen aus einer alten Hufbeschlagschmiede. In den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts waren im kleinen Ort Schwanenberg etwa 150 Landwirte mit jeweils mindestens einem, meist zwei oder drei Pferden. Das bedeutete, dass mindestens ein Hufschmied im Ort gebraucht wurde. Ende des Ersten Weltkrieges wurde eine Stelle in der ansässigen Schmiede frei und Willi Kamphausens Großvater, der aus Wickrath kam, begann dort zu arbeiten. Seither ist die Familie in Schwanenberg ansässig. Willi Kamphausens Vater lernte dann bei ihm Hufbeschlag, machte kurze Zeit später in Münster die Meisterprüfung in Hufbeschlag und wenig später, zurück in der Schmiede, die zweite Meisterprüfung als Schmiedemeister. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam als Bereich für die Werkstatt der Wagenbau hinzu. Anfang der 1950er Jahre, im Wiederaufbau, wandelte sich die Tätigkeit hin zur Bauschlosserei. Erste Geländer und Einfassungen wurden gebraucht, gleichzeitig ging der Hufbeschlag zurück, während der Wagenbau als Tätigkeitsbereich blieb. "Hier im Dorf waren alle Geländer von uns, kann man sagen", bemerkt Willi Kamphausen, der im engen Umfeld damals seine Nachfrage fand.

Als Willi Kamphausen mit der Schule fertig war, absolvierte er zunächst die Handelsschule. "Ich hatte immer Spaß am Handwerk", erinnert er sich. Die Mischung Handel und Handwerk inspirierte ihn und nach seinem Abschluss machte er die Handwerkslehre Zuhause als Metallbauer. Nach der Gesellenprüfung arbeitete er hier weiter, begann jedoch bereits sein Studium in physikalischer Technik - was dem Maschinenbau ähnlich ist. In dieser Zeit wurde sein Vater schwer krank und er führte neben seinem Studium die elterliche Werkstatt weiter.

Nach abgeschlossenem Studium entschied er sich, die Metallwerkstatt weiterzuführen. Der Laden wurde ausgebaut, der Verkauf von Gartengeräten kam zu den damals üblichen Haushaltswaren dazu, kurzzeitig auch der Verkauf von Geschenkartikeln. Als jedoch nach und nach eine Sättigung zu spüren war, gab er diesen Geschäftszweig auf und konzentrierte sich auf reine Eisenwaren und die Schlosserei. Dann kamen die Söhne zur Welt, die Jahre verflogen.

Vor eineinhalb Jahren entschloss sich sein Sohn Christian Kamphausen, in das Familienunternehmen einzusteigen. Auch er absolvierte eine Ausbildung zum Schmied - in einer Aachener Werkstatt - diese beinhaltete Metallbau mit Fachrichtung Metallgestaltung. "Ich hatte mir den Ausbildungsbetrieb als Metallgestalter genau ausgesucht und dort viele interessante Dinge kennengelernt", erzählt der Innungssieger seines Jahrgangs. "Es war genau die Basis, die ich jetzt fortführe." Nach seiner Lehre begann Christian ebenfalls in Aachen das Studium des Bauingenieurwesens, machte den Schweißfachingenieur und hatte als Berufsplan Stahlbau beziehungsweise Hochbau.

Doch es kam anders. In der elterlichen Werkstatt half er während des Studiums öfter aus und war auch am Wochenende dort aktiv. So entschied er sich, die Meisterschule Metallbau in Düsseldorf zu absolvieren und arbeitete währenddessen im elterlichen Betrieb mit. Inzwischen ist er mit Leib und Seele und seiner ganzen verfügbaren Zeit in der Werkstatt seiner Familie tätig. "Jetzt ist der Fokus darauf, die Werkstatt noch innerhalb dieses Jahres umzustrukturieren, mit Konzentration auf Befestigungstechnik und den Verkauf auf den Bedarf des Metallbauers zu konzentrieren", erwähnt der zukünftige Inhaber.

Die Übergabe des Unternehmens ist bereits für nächstes Jahr angedacht. Natürlich ein gutes Gefühl für den Vater Willi Kamphausen, der nun sein Lebenswerk dem Sohn übertragen wird. Von elterlicher Seite wurde die Übernahme durch die Söhne jedoch nicht forciert. "Es war für meine Frau und mich immer klar, den Kindern nicht etwas aufzwingen zu wollen, hinter dem sie selbst nicht stehen." Da sich Christian Kamphausen nun aus eigenen Stücken für den elterlichen Betrieb entschieden hat, wird er die ganze, von seiner Familie investierte Energie und Arbeit weitertragen. "Solange ich gesund bleibe, werde ich Christian immer unterstützen", verrät der langjährige Firmeninhaber, der sich nicht vorstellen kann, plötzlich die Füße hochzulegen. "Ich glaube, er kann mich noch eine Weile gebrauchen."

Mit der Übernahme ist jedoch auch eine Umstrukturierung verbunden. Der Bereich der Gestaltung der Befestigungstechnik soll weiter forciert werden, der Verkauf soll sich etwas ändern. Die Stahlhalbzeuge, die der Betrieb anbietet, sind exakt ausgemessene Rohre und Winkel ebenso wie die entsprechenden Schauben und Befestigungsmittel. "Material, das wir selbst als Metallbauer brauchen, verkaufen wir auch", umreißt Christian Kamphausen das zukünftige Sortiment an Eisenwaren.

Als Vision sieht der junge Unternehmer ein überschaubares Wachstum, mit weiteren ein bis zwei Angestellten und bei weiter so guten Zuwächsen, den Bau einer neuen Halle, vielleicht an einem anderen Standort.

(rerü)
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